Letzter Teil:
…Wir kamen gut voran. Die Autobahn war gut befahren, aber weitgehend staufrei. Ich hatte kurz versucht, Rolf mit den Grundlagen von „Sein und Zeit“ vertraut zu machen. Aber seine Reaktion war ziemlich eindeutig. Ist ja auch verständlich. Wer Heidegger für den Linksaußen von Hansa Rostock hält, dem fehlt eben der Zugang zu solchen Texten. Macht nichts … dafür kann er besser Fußball spielen als ich.
Was allerdings auch nicht sonderlich schwierig ist. Aber egal!
Dennoch wurde es dann ziemlich literarisch auf unserer Rückfahrt.
„Schreibst du eigentlich auch was über diese Woche?“, wollte mein Freund wissen.
„Mal sehen … weiß noch nicht!“, antwortete ich.
„Komm ich denn auch vor … in der Geschichte?“, wollte er neugierig und gleichzeitig ängstlich wissen.
„Klar … ihr kommt alle vor. Nur andere Namen muss ich mir noch einfallen lassen“. Ich grinste innerlich.
Er schwieg und schien angestrengt zu grübeln.
„Hör mal … mach aber keinen Scheiß … die Sache mit den Schwestern lässt du aber weg!“
Auch für ihn gab es wohl eine Schmerzgrenze.
„Bist du verrückt … klar lasse ich die weg. Das war ja auch im letzten Jahr. Obwohl …!“
Mir kam kurz eine Idee. Aber nur kurz.
„Hör bloß auf … kein Wort davon. Sonst …!“
Er suchte aufgeregt nach seinen Zigaretten. Ich hielt ihm meine Packung hin.
„Wie willst du denn heißen … in der Geschichte?“, fragte ich ihn vorsichtig.
„Keine Ahnung … denk dir was aus!“, murmelte er.
„Wie wäre es mit … Rolf?!“, schlug ich vor.
„Rolf, Rolf … warum nicht. Hört sich zwar ziemlich … aber warum nicht?“
Das war hiermit also schon mal geklärt. Ein paar Sachen noch etwas rundfeilen und dann noch einen Haufen neuer Namen ausdenken. Namen sind immer schwierig. Die passen nie. Namen sind eben mehr als nur Schall und Rauch. Irgendwie sind die auch Platzhalter. Einem bekannten Charakter einen anderen Namen zu geben ist irgendwie immer problematisch. Das dauert dann ziemlich lange, bis der endlich die bekannten Formen annimmt … dieser Charakter mit dem falschen Namen. Bei manchen Typen klappt es nie richtig. Aber ist ja nicht schlimm, die Leser merken es meistens nicht. Meistens nicht … aber manchmal eben doch.
„Was ist los … du bist so ruhig?“, wollte Rolf wissen.
„Ach nichts … nur Kleinkram. So ’n Autorenkleinkram. Ich hab mir auch überlegt, mal was über die Maitouren zu schreiben. Was meinst du?“
„Joahhh … aber sei vorsichtig. So ’n paar Sachen … da wär ich echt vorsichtig. Dagegen war das hier ja noch harmlos.“
„Ich glaube, ich mach das anders. Ich verlege ein paar Dinge einfach ins Hotel. Das fällt nicht auf. Das merkt kein Mensch.“
„Geht das denn so einfach … ich meine … das passt doch dann gar nicht?!“ Rolf war verwirrt.
„Das geht schon. Das wird passend gemacht, und dann geht das schon. Kein Problem. Das wird dann allerdings eher ein Doppelband. Das kriege ich nicht in eine Woche gepackt!“
Rolf gähnte und ich fuhr an eine Tanke. Der Passat soff wie ein Loch. Tanken, einen Kaffee und dann erneut Fahrerwechsel.
Es war nicht mehr weit.
Um Köln herum wurde der Verkehr wieder dichter. Wie immer. Am Hildener Kreuz auf die A46 und dann nur noch ein paar Kilometer.
Mühsam schleppte der Passat den Anhänger bis vor meine Haustür. Wir zerrten schnell die beiden Kühe heraus und stellten sie in die Garage. Die Leih-GS würden wir morgen zurückbringen. Rolf hatte es eilig.
Das Fußballspiel.
Er würde es tatsächlich noch pünktlich schaffen.
Aber das war keine Überraschung.
Rolf ist immer pünktlich.
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Wer von dem Autor ne Fortsetzung will:
www.kuhjote.de
Ich bastel dann mal bei der HOG Geschichte weiter