Hi Friedhelm,
bei mir sind es jetzt ca. 50 Jahre Motorraderfahrung. Gute (z.B. traumhafte Urlaubstouren) und auch schlechte (stundenlange Regenfahrten, Abflug mit „Feindkontakt“, Pannen am Straßenrand usw.). Aber solange es geht fahre ich sowohl Solo als auch Gespann 😊.
Ich habe mein Gespann bei Walter-Gespanne bauen lassen (kann ich uneingeschränkt empfehlen). Basis war eine 2016’ CVO Ultra Limited. Ich bin das Mopped ca. 3 Jahre gefahren und habe mich dann entschlossen einen Seitenwagen anbauen zu lassen. Meine Frau ist Jahrzehnte als Sozia mitgefahren und wollte dann einfach bequemer sitzen und vor allem mehr Bewegungsfreiheit beim Fahren. Da ich noch eine Alternative zum Solo fahren habe, wurde die Ultra umgebaut.
Der Umbau sollte keine „halbgare“ Kompromisslösung, sondern ein langstreckentaugliches Motorradgespann werden. Wechselweiser Betrieb, also mal Solo und mal mit Seitenwagen, war für mich keine Option (das kann ich bei meinem Pan-Gespann machen 😊). Also wurde der Vorderbau auf eine Zweifederbein Schwinge umgebaut. Die Lenkkräfte sind nicht zu unterschätzen. Mit der Ultra kann ich 5 oder mehr Stunden am Stück fahren und danach trotzdem mit ruhiger Hand den Whisky einschenken, bei der Pan mit normaler Gabel streifen nach der gleichen Strecke die Handrücken beim Stehen am Boden 😊. Als Hinterreifen wurde ein 15“ PKW-Reifen eingebaut. Ich hatte keine Lust alle 5000 km den Hinterreifen zu ersetzen. Wenn ich eine längere Tour fahre, kommen schnell mehrere Tausend km zusammen. Auch der Schräglagensensor wurde modifiziert. Der Seitenwagen ist ein Yukon Max, natürlich gebremst. Da das gesamte Gespann über 500 kg auf die Waage bringt, habe ich ein Baker Rückwärtsganggetriebe einbauen lassen.
So, das Ganze klingt jetzt ziemlich aufwändig, war es auch 😊. Zwischenzeitlich habe ich aber viele Stunden im Sattel verbracht und möchte keine Sekunde missen. Solo fahren ist klasse und macht mir auch viel Spaß, aber Gespann fahren ist eine Welt für sich ….. frei nach dem Motto: „You love it or you hate it“. Wenn ich wirklich entspannt fahren möchte, dann nehme ich das Gespann. Ich kann während der Fahrt die Landschaft betrachten und kann das Fahren uneingeschränkt genießen, kann etwas von der Aufmerksamkeit die ich beim Solofahren immer zum „Lesen“ der Straße aufwende (z.B. hat der Bauer der neben der Straße das Feld pflügt, nach der nächsten Kurve den halben Acker auf der Straße verteilt, hat der letzte starke Regen neben dem Hang der jetzt kommt Rollsplitt auf der Straße abgelagert, usw.) für Anderes verwenden.
Klar, die Physik beim Fahren greift auch beim Gespannfahren, jedoch muss man sich auf andere Aspekte einstellen als beim Solofahren. Meine Empfehlung an Dich ist, mach auf jeden Fall ein Fahrsicherheitstraining.
Wie Karl ja schon geschrieben hat, besuche mal Walter-Gespanne, dort wirst Du wirklich sehr gut beraten. Ich kann für mich sagen, dass ich nach allen Erfahrungen die ich mit der Ultra gemacht habe, alles wieder so machen würde.
VG Frank
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Grundlegende Konstruktionslehre gemäß Murphy / Bloch:
Mach es zu groß und hau solange drauf bis es passt!