Wie so oft, kam heute der Zufall zu Hilfe.
Der Fahrer kam pünktlich zu Beginn des avisierten Zeitfensters und rief auch eine Stunde vorher an. Allerdings hat er den Plan wieder umgestoßen (Warum hatte ich irgendwie schon damit gerechnet
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) :
- Die halbe Tonne Metall sollte komplett zurück in die Spedition. Dort sei allerdings nicht unbedingt ein Stapler verfügbar
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, sodass er erst für Montag die Trennung der Sendungen und Rückbringung meiner Hebebühne garantieren könne. Ich hatte seit Freitag vor 1 Woche darauf hingewiesen, dass wir ab morgen für 1 Woche verreist sind.
- Verpackungsmaterial hatte er entgegen meiner telefonischen und schriftlichen Aufforderung natürlich auch nicht dabei.
Ich schildere das hier so ausführlich, damit Ihr seht, auf was man sich mit Speditionen einlässt. Kommunikation mit einer Spedition ist so, als ob man gegen die Wand redet. Daher eigentlich meine Idee mit dem Anwalt, um die Spedition zu zwingen, endlich mal auf meine Aussagen einzugehen, sprich, so etwas wie eine Kommunikation über die einvernehmliche Lösung zu erzwingen.
Aber das hatte sich dann erledigt, weil wir vor Ort alle endlich eine Lösung wollten. Dazu waren wir bereit, ins Risiko zu gehen. Der Zufall kam uns zu Hilfe. Draußen ging ein Mann aus einem Nachbar-OT vorbei, der in unserer Straße beruflich etwas auszumessen hatte. Wie das Schicksal so spielt, hatte der Fahrer genau diesem Mann vor einer Woche eine Drehbank ausgeliefert, und die hatten sie beide mit der Ameise 30 m in einen Hinterhof über Kopfsteinpflaster aus der Kaiserzeit in seine Werkstatt bugsiert. Der Mann war tatsächlich bereit, uns zu helfen. Damit waren wir mit meiner Frau „vollzählig“.
Foto 1: Der verwegene Plan, die von mir schon letzten Freitag ausgepackte Hebebühne über die Längsseite abzukippen und vorsichtig auf ausgelegte Decken abzulassen, wurde in die Tat umgesetzt. Nach einigen Herzschlag - Momenten lag die Hebebühne auf den Decken und konnte auf dem Beton verschoben und gedreht werden.
Foto 2 Nachdem der Fahrer die Palette mit dem Magneten wieder mit etlichen Diagonalverfahrungen quer aus dem Garagentor bugsiert hatte (ging bei halbem Gewicht und geringerer Länge natürlich einfacher), konnte die Hebebühne so ausgerichtet werden, dass man dahinter noch stehen kann und das Hinterteil des Motorrads vorne nicht gegen das hochgeschwungene Garagentor knallt. Man sieht die optimale Raumeffizienz dieser speziellen Bühne für einen m.E. akzeptablen Preis (3000,-€ sind m.E. eindeutig kommerzielles Werkstattniveau. Die können die Anschaffung nämlich von der Steuer absetzen, weswegen Privatkunden- Produkte auf dem Markt generell immer deutlich billiger gehalten werden, weil die das i.d.R. nicht können). Auf Raumeffizienz kommt es in der Garage eines Privatkunden viel mehr an als in einer Kommerziellen Werkstatt.
Foto 3: Bei dem hohen Risiko musste dennoch ein Blutzoll entrichtet werden. Bei meiner Frau als der schwächsten rutschte die Hebebühne etwas schneller durch die Finger und fügte ihr einen tiefen Schnitt entlang der ganzen Außenseite des linken Ringfingers zu. Gottseidank haben sie das kleine kommunale Krankenhaus zwei OT weiter noch nicht dichtgemacht und die klaffende Wunde konnte zeitnah mehrfach gespült und dann genäht werden. Schürfwunden auf Händen und Beinen kamen hinzu. Ich weiß, die 270 kg hätten ihr auch die Füße zermatschen können, aber wir hatten uns alle tief in die Augen gesehen und waren jeder gewillt, das Risiko einzugehen, auch der fremde Helfer, ein Geschenk des Himmels. Ob an der Hebebühne scharfe Kanten sind, die an einem Arbeitsgerät aus Arbeitssicherheitsgründen nicht sein dürfen, muss ich mir beim Aufbau genauer angucken. Meine Frau ist fest überzeugt, das es kein verbogenes Verpackungsmaterial bzw. Nagel war.
Was kann ich Interessenten von Motorradhebebühnen raten:
- Rechnet mit all dem, was mir wiederfahren ist und bereitet Euch auf einen entsprechenden Plan B vor. Bittet gleich für den Liefertag 4 Leute aus Eurem Kreis hinzu. Plant ausreichend Zeit (Verzögerungen um Wochen, nicht nur um Stunden) ein, um allen Widrigkeiten durch Multiples Versagen der Spedition ohne Zeitdruck ausweichen zu können.
- Versucht, vor der Bestellung durch Anruf oder per Mail auszuhandeln, dass Euch das Ding ausgepackt an seine endgültige Position gestellt wird. Wenn das 100€ mehr kostet, seid Ihr angesichts dieser Risiken (Beschädigung ist uns wenigstens - so wie es bisher aussieht - erspart geblieben) sehr gut bedient. Das Problem ist, dass ihr das bei Bestellung via Mausklick nicht könnt. Geht nicht davon aus, das die im Internet diktierten Bedingungen auf die beschränkten Möglichkeiten eines Privatkunden eingehen. Ich werde in Zukunft nur noch den klassischen Weg gehen und um Übersendung eines Kaufvertrags mit den ausgehandelten Bedingungen bitten. Wenn das nicht geht, werde ich nicht mehr bestellen. Bei meinen Sofas ging es ja auch, da war ich aber auch im Geschäft und habe verhandelt.
- Wie hier schon geschrieben, müsst ihr bei Vertragsbeziehungen mit Speditionen im 21. Jahrhundert paranoid sein. Rechnet damit, dass man Eure Aussagen einfach schweigend ignoriert und sein Ding macht, d.h. in absurder Weise den Vertrag einfach ignoriert. Ihr könntet in dieser Geschichte hier auch der „2. Empfänger“ gewesen sein. Die Fahrer verstehen nur schlecht Deutsch und wirken überfordert und bauen bewusst Scheisse, um sich der Überforderung zu entziehen. In diesem Business geht es nur noch um billig, billiger, noch billiger. Da ist das „Über den Tisch ziehen“ und „Verarschen“ Teil des Business Plans. Kulanz oder auch nur gesunder Menschenverstand, d.h. „vernünftig miteinander eine Lösung besprechen“ sind nicht zu erwarten. Das ist alles viel zu teuer. Wir hatten heute auch damit einfach nur Glück, dass wir heute einen Fahrer hatten, der im Rahmen der von seinen Chef gesetzten Restriktionen motiviert und lösungsorientiert und kreativ war.
- Ich behaupte nicht, dass unsere „Lösung“ eine gute war. Eigentlich war das Risiko für meine Frau und in zweiter Linie für die Hebebühne viel zu hoch. Das hätte ein kräftiger Mann machen müssen. Daher beherzigt meine Ratschläge, auch wenn es mehr kostet oder das Geschäft nicht zustande kommt, bevor Ihr in eine Lage wie wir kommt, in der ein Ausweg nur noch von viel zu hohe Risiken begleitet wird.