Zweites Kapitel, Euro Festival Port Grimaud.
Es ist Donnerstag am späteren Nachmittag, als ich mich von St. Maxime in Richtung Saint Tropez aufmache.
Eine genaue Ortsangabe für das Festival hatte ich nicht, aber wo die Dichte an Harleys am größten ist, musste auch das Festival sein.
War dann auch keine Hexerei, denn Maps meldete einen außergewöhnlichen Stau auf der Küstenstraße und mitten drinnen war dann auch dann die Einfahrt.
Eher ruhig ist mir das ganz vorgekommen, vom Andrang von 30.000 Teilnehmern weit entfernt. So habe ich dann auch am innersten Parkplatz ganz leicht Platz gefunden.
New Experience: einzig dreckiges Motorrad weit und breit. Hat's nur auf meiner Route geregnet oder sind die anderen am Trailer angereist? Putzen habe ich niemanden gesehen. Egal!
An der Kassa habe ich gegen die Quittung der Vorbestellung ein Armband erhalten aber leider kein Programm, das es angeblich aber gegeben hätte.
So habe ich jedenfalls die Custom Show nicht gefunden und die organisierten Ausfahrten sind mir – dankenswerterweise – entgangen.
Vorweg, das war mein erstes Harley Treffen und meine Erwartung war geprägt von den Videos über Faak und andere. Hm, eher familiär würde ich meinen Eindruck beschreiben, klein, Warenangebot mit dem, was man ohnedies schon hat oder wozu man Bar & Shield zur Religion haben sollte.
Die Präsentation der aktuellen Modelle durch die Company hat mir gefallen, die Finanzierungssparte neben an habe ich aber dann doch nicht besucht.
Dafür konnte die Lage des Geländes am Strand, gegenüber von Saint Tropez voll punkten. Auch das Food Angebot hat gestimmt – € 8 für ein großes Bier und 10 – 15 für eine Mahlzeit waren OK.
Bühne und Sound haben gestimmt, auch wenn am ersten Abend die Anlage mehrfach ausgefallen sind.
Ich weiß, ich bin kritisch, aber der einzige, der von den Nicht-Musikern auf der Bühne überzeugen konnte, war Mr. Rebstock. Mrs. Davidson hat genauso keinen geraden Satz herausgebracht wie der Werksfahrer (Kyle Wyman?), mit dem man die Teilnahme an den europäischen Rennserien angekündigt hat.
Und wenn ich schon kritisch bin, dann sag ich nur „Bollermann“, denn ein paar wenige haben die „halbe Nacht“ die Gegend mit ihren Mopeds wach gehalten.
Mit diesen Eindrücken war meine Entscheidung klar, Freitag und Samstag auf dem Motorrad zu verbringen und jeweils erst am Abend zu den Konzerten wieder zum Festivalgelände zu kommen.
Freitag war zuerst ein ganz gemütlicher Ausflug nach Saint Tropez angesagt, teure Yachten und schöne Menschen anschauen. Immer wieder eine Reise wert.
Weiter dann Richtung Westen über Routenempfehlungen aus dem Internet bis Les Salins und Pierrefeu-du-Vars und querfeldein zurück nach St. Maxime.
Echt geil, wenig Verkehr, sensationelle Straßen und perfektes Wetter. 201 km
Abends wieder auf's Gelände essen und auf das Konzert warten. Voll ist der Platz vor der Bühne nicht geworden, das Interesse am Festival war scheinbar weit unter der Ankündigung von 30.000.
Die Musik war nicht mein Geschmack, also neuerlicher Rundgang und ab nach Hause.
Als Atheist habe ich mich unter den HOG-Mitgliedern auch eher als Außenseiter gefühlt.
Samstag habe ich die Route etwas großzügiger angelegt.
Einstieg in Vence (Maps, nicht Kurviger), einem sehenswerten netten Ort, hinter Grasse vorbei, Draguignan, La Motte, Le Muy, Le-Plan-de-la-Tour und Zurück nach St. Maxime. 267 km
Noch einmal eine deutliche Steigerung in allen Belangen! Straße, Landschaft, Wetter, usw.
Die ständige Quietscherei des Antriebs war mir mittlerweile total egal, die Dicke hat ihre 35° nach links bis schrapp und 35° nach rechts bis schrapp gut gemacht und wenn der Drehzahlmesser zwischen 3500 und 5000 zeigt, geht auch etwas weiter.
Abends wieder aufs Gelände, diesmal etwas mehr Andrang aber auch noch „erste Reihe fußfrei“ geparkt. Kein Anstellen beim Essen. Auch bei der Wall of Death (Steilwandfahren) habe ich mich nicht angestellt. Habe ich in England schon (besser) gesehen.
Zwischen Red Slayers, Bandidos, Hells Angels, Pistoleros und Malavita bin ich als ehemaliger Pfadfinder nicht aufgefallen und die 4 Stunden Warten auf den musikalischen Hauptact Rag'n Bone Man sind fast schon verflogen.
Der Mann hat eine echt beeindruckende Stimme! Das Publikum war aber ähnlich apathisch dabei wie an den Vortagen. Stimmung klingt anders.
Mit einem Selfie vor der Bühne ist für mich das Festival zu Ende gegangen.
War eine neue Erfahrung für mich, einerseits alleine auf ein Festival zu gehen, dann erstmals Harley Davidson und mit viel „Rahmenprogramm“ am Bike.
Damit ist auch das zweite Kapitel abgeschlossen.
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der lieber fährt als schraubt