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Geschrieben von mad-mike am 01.10.2013 um 22:42:

Staudruckunterschied Abgasführung

Moin,

ich bräuchte mal eine verständliche Erklärung zu dem Thema Auspuff.

Bei meiner Evo E-Glide ist der Auspuffkrümmer für den hinteren Zylinder ja direkt ein Y-Verteiler und leitet die Abgase direkt in den linken und rechten Auspuff. Der Weg vom Auspuffflansch ist demnach also relativ gleich.
Der Krümmer vom vorderen Zylinder geht ja erstmal nach hinten und wird dann mit dem rechten Strang des hinteren Kümmers zusammengeführt.

Ich weiß, dass das etwas mit Staudruck zu tun hat, aber nach meinem Verständnis ist der Staudruck doch unterschiedlich zwischen dem Abgasstrang für den hinteren Zylinder und dem vorderen.

Kann mir das jemand mal verständlich erklären? Ich bin dafür zu wenig Techniker.

Vielen Dank


Geschrieben von Bagger am 01.10.2013 um 23:31:

Hi made-mike,

bin auch kein Techniker, glaube aber das die Verbindung als Inverenzrohr anzusehen ist.
HD Modelle verfügen fast alle über eines.
Mit diesem "Kniff" wird ein Übergroßer Endschalldämpfer vermieden.

Gruß Peter


Geschrieben von NT-Tom am 02.10.2013 um 00:45:

nicht ganz

aber zumindest gibts durch dieses "pseudo" interferrenzrohr einen besseren motorlauf und mehr drehmomnent

der linke crossover dömpfer ist eher zur zierde aus symmetriegründen

der hauptteil der abgase kommen dennoch aus dem rechten dämpfer


Geschrieben von moonlight am 02.10.2013 um 16:14:

hey mike

wenn ich deiné frage richtig verstehe, willst du wissen, warum bis zum inteferenzpunkt unterschiedlich lange abgaswege zurückgelegt werden müssen und ob das schlecht ist.

erst mal grundsätzlich: alle mehrzylindermotoren profitieren von einer verbindung der abgasführung der jeweiligen zylinder - das prinzip ist so bewährt, dass es kaum motoren der letzten 50 jahre gibt, wo das nicht realisiert ist - der effekt beruht auf schwingenden gassäulen und ist recht kompliziert - vereinfacht gesagt wird die abgasentsorgung effektiver.

jetzt zur frage: im allgemeinen werden die interferenzrohre symmetrisch im gleichen abstand angelegt - schön zu sehen bei guzzis, bmws, honda cx und vielen anderen.
die harleykonstruktion erlaubt das allenfalls mit viel aufwand und ja, es ist eher ungünsig, dass die gaswege nicht gleichlang sind . aber immer noch viel besser als wenn leute aus customgründen das interferenzrohr einsparen. hinzu kommt dass die tourer anlage, wie bereits erwähnt wurde, nur pseudosymmetrisch ist, eigentlich gings auch mit einem auspuff (siehe switchback).

effektiv ist also anders aber letztlich ist vieles an dem archaische v-twin nicht effekiv:
der ungünsitge 45 grad schüttelwinkel, der keinen platz für effektive frischgasführung lässt,
der im windschatten stehende hintere zylinder mit nach hinten (!) zeigendem auslass,
die extremen pumpverluste eines 45 grad twins.
die komplizierte 4 nockenwellen stoßstangensteuerung, die dennoch keinen effektiven zylinderkopfgestaltung zulässt und vieles mehr - da kommt es auf ein nicht optimales interferenzrohr nicht mehr an.

aber deine grundbeobachtung ist richtig: es wären technisch eleganter die gaswege bis zum treffpunkt wären gleich lang.

greez
moony

__________________
most motorcycle problems are caused by the nut, which connects the seat to the handlebar

Ich bin bekannt für meine Ironie. Aber auf den Gedanken, im Hafen von New York eine Freiheitsstatue zu errichten, wäre selbst ich nicht gekommen.(G B Shaw)


Geschrieben von mad-mike am 02.10.2013 um 16:43:

Ok, also bin ich mit meinem Laienverstand garnicht so falsch gewesen. Dieses Interferenzrohr, wie man es z.B. an Sporty sehr gut sieht, macht dann ja Sinn. Die Abgase jedes Zylinders können sich in beide Endtöpfe verteilen.
Zur Veranschaulichung könnte man sagen:
Der vordere Zylinder pumpt seine Abgase zu 80% in den vorderen Auspuff und durch das Interferenzrohr 20% in den hinteren Auspuff.
Der hintere Zylinder pumpt seine Abgase zu 80% in den hinteren Auspuff und 20% in den vorderen Auspuff.
Demnach ist der Abgasgegendruck für beide Zylinder gleich. Soweit klaro.

Aber:
Um beispielsweise bei meiner E-Glide zu bleiben, so sind die Endtöpfe absolut identisch. Das sind irgendwelche Nachbauen, die keine Unterscheidung zwischen links und rechts machen.

Demnach pumpt der hintere Zylinder seine Abgase zu 50% in den linken Auspuff und zu 50% in den rechten Auspuff.
Der vordere Zylinder hingegen pumpt seine Abgase wohl auch eher zu 80% durch das gerade Rohr am Interferenzrohr vorbei in den rechten Auspuff. Und nur 20% gelangen durch den spitzen Winkel vom vorderen Abgasrohr in das Interferenzrohr und so am hinteren Zylinder vorbei in den linken Auspuff.
Somit ist jetzt, wenn mein Gedankengang stimmt, der Abgasgegendruck für den vorderen Zylinder höher als der vom hinteren Zylinder. Das ist doch eigentlich ungünstig.

Wäre es da nicht sinnvoll, wenn man das Interferenzrohr verschließt und somit der hintere Zylinder seine Abgase nur noch in den linken Auspuff pumpt und der vordere Zylinder entsprechend nur in den rechtens Auspuff? Dann ist der Abgasgegendruck zwar pro Zylinder höher als vorher, aber immerhin wesentlich gleichmäßiger.


Geschrieben von moonlight am 02.10.2013 um 22:15:

hey mike

wie ich schon geschrieben habe, geht es nicht nur darum, dass der abgasstrom sich außer in dem eigenlichen rohr irgendwie noch zusätzlich in das andere verflüchtigen kann, also damit mehr auspuffvolumen zur verfügung steht (was allgemein günstig ist) sondern:
es besteht durch die zündfolge und die konstruktion der expansionskammern des schalldämpfers ein schwingendes gassäulensystem mit phasenweisem über- und unterdruck. wenn die ingenieure gut gearbeitet haben, beschleunigt ein solches system den gasabtransport bei hohen drehzahlen und sorgt für einen gewissen füllungsgegendruck bei niedrigen (mal vereinfacht ausgedrückt).

es kann durchaus sein, dass das harleysystem an der e-glide zwar nicht die optimalst mögliche lösung darstellt aber trotzdem effektiv funktioniert - ich würde da in keinem fall selber dran rumbasteln, das kann nur schlechter werden - es sind zwar whopperfressende ami-ingenieure aber ein bisschen was haben die auch auf ihrem MIT gelernt.

greez
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Geschrieben von mad-mike am 02.10.2013 um 22:29:

achso, es geht also um die kurzfristigen Drücke und Abgasschwingungen und nicht um den eigentlich Abgastransport. Das ergibt dann eher Sinn mit dem Interferenzrohr.