Jeder will uneingeschränkt mobil sein und die nächste BAB-Anschlußstelle in weniger als 50 km zu seinem Wohnort, aber keiner will den Verkehr oder die Touristen vor seiner Haustür oder den Fluglärm über seiner Kommune haben.
Jeder will grünen Strom aus Windkraft, aber keiner will die Hochspannungsleitung über seinem Grundstück haben.
Die Bahnstrecke durch den Gotthard ist längst fertig, aber wegen den unter Schröder-Fischer ermöglichten NGO- und Einzelklagen gegen Infrastrukturprojekte (um die Stimmen der Egoisten einzusammeln) ist die Nordzuführung durch Bayern in weiter Ferne: Den letzten (hier die Schweizer) beißen die (Verkehrs)Hunde: „ Heiliger Sankt Florian, verschon mein Haus, zünd andere an“.
Diese krass egoistische „Not in my backyard“ - Haltung ist leider typisch für unsere Zeit. Wenn jedem alles ermöglicht wird, geht jeder zwangsläufig jedem mit allem mehr oder weniger auf die Nerven. Daß dieser grundsätzliche Zusammenhang nicht von jedem als Kehrseite der ihm gebotenen Möglichkeiten akzeptiert wird, gehört zu den großen Widersprüchen unserer Zeit. Wer sich über das beklagt, mit dem andere ihm auf die Nerven gehen, sollte erstmal bei sich selbst selber anfangen, d.h. auf Annehmlichkeiten zu verzichten, die den anderen auf die Nerven gehen, z.B. auf Flugreisen verzichten, die flächendeckend immer größere Landstriche um die immer größer werdenden Flughäfen verlärmen, bevor er sich über Motorradlärm vor seiner Haustür beschwert. Im konkreten Fall mit der A8 würde das heißen, dass die Rosenheimer im Urlaub nicht mehr verreisen. Nur so können sie das auch von anderen verlangen, oder eben den Verkehr so hinnehmen, wie er ist. Für jeden Autofahrer gilt immer noch: Du stehst nicht im Stau, Du BIST der Stau, auch in Rosenheim.
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„I don‘t like valves that look like golf tees. Intake valves should be the size of trash can lids, and pistons should be the size of manhole covers“ (Jay Leno)