TEIL 3 VON 3
Doch es kam wie es kommen mußte, Gottes Plan Adam von seinem Bike etwas abzulenken und seine Wahrnehmung wieder mehr aufs Gottes Schöpfung zu richten ging nicht so ganz auf. Die Sonne lugte kaum über den Horizont, da saß Adam, zwar etwas wundgelaufen und mit wackligen Knien (Devise: von meinem Körper lass ich mir nichts gefallen) schon wieder auf seinem Bike und liess den Motor aufbrüllen. Das war schon lange sein morgendliches Ritual das besonders die dauerbrünftigen Wasserbüffel liebten, so verschliefen sie keine unnötige Minute und konnten mit ihrer Remmelei ohne Zeitverlust weitermachen. Bis Eva sich mit verquollenen Augen von ihrem Lager erhoben hatte war Adam wieder on the Road. Gröhlend röhrte er über Berg und Tal, eine Flasche Rotwein zwischen sich und den Tank geklemmt und eine dicke Dole jamaikanisches Ganja zwischen den Zähnen. Sein Ziel war mal wieder Gottes KURVE. Zuerst noch ganz zivil die lange gerade Apfelbaumallee runter, dann den restlichen Joint und die Weinflasche ins weiche Moos werfen und dann Pumpe, Pumpe, Pumpe, jeden Gang bis zum idealen Drehzahlbereich ausdrehen, dann im fünften den tief eingeschnittenen Hohlweg mit 180 durch, links und rechts nur wenige Meter entfernt massiver Fels der den Sound optimal reflektiert, 10 Meter über dir ein schmales Band blauer Himmel und dann urplötzlich die Öffnung ins weite Land. Sanft geschwungene Kurven, ideal um nochmal das Bike leicht hindurchschwingen zu lassen und auftauchend vor dir am Horizont der schneebedeckte Gipfel des Ararat, eine halbe Stunde entspanntes aufrechtes Gleiten und dann rein in das Kurvengeschlängel am Fuß des Berges. Was für eine Luft, Pinien und Lärchenduft, kühler Schatten und ein letztes Mal ruhig und tief Atem holen, auf der einen Seite der aufragende Fels, auf der anderen die Schlucht des Euphrat, tief eingeschnitten, das Wasser des reissenden Flusses weiss schäumend. Adam kannte inzwischen jeden Meter, hier die S-Kurve nach dem großen Olivenbaum, reinbremsen bis zum Scheitelpunkt, einen Gang runter und kurz rausziehen und wieder in die Eisen, das Herz pocht wild, und weiter stürmen zur nächsten Biegung, immer weiter. Und kurz bevor das letzte Adrenalin verbraucht ist, der gewaltige Einschnitt in die Flanke des Berges, von einem unsichtbaren Wasserfall hoch oben am wolkenverhangenen Gipfel sprüht Wasser in feinen Tropfen dir ins Gesicht und dann Gottes KURVE die der Herr in eine Flanke des Berges Ararat geschnitten hatte, langsam ansteigend bis nahezu in die SENKRECHTE, ein Kreisausschnitt von mehreren Meilen Durchmesser, die Fliehkraft zwingt dich in den Sitz je weiter du in die Wand einfährst. Sich auf den Fußrasten zu erheben, ein Ding der Unmöglichkeit, der Motor brüllt, die Landschaft nicht neben dir, sondern UNTER dir! Dann nach allzuwenigen Minuten ganz langsam das Gas wegnehmen, die Wand läuft sanft aus, plötzlich hörst du wieder den Motor, findest langsam wieder zurück, entspanntes Aufrichten, Wind im Haar, Gerüche, alles was gerade noch ganz weit weg war kehrt zurück, das Herz ist übervoll, wer diese Freude nicht kennt, hat nicht gelebt.
Bis zum heutigen Tag gibt es Männer und Frauen die so am liebsten jeden neuen Tag begrüßen würden. Allerdings war das damals nicht unbedingt nach Evas Geschmack. Und wer etwas nachdenkt, kann das wohl verstehen. Die kommenden Wochen verliefen nicht immer harmonisch, der Ärger war vorprogammiert. Eva war nicht das naive Weibchen das Adam vielleicht vorgezogen hätte, sie hatte ihren eigenen Kopf, der allerdings immer öfter etwas hatte das Sie Migräne nannte und sie war mächtig eifersüchtig auf Adams Bike und auf die Zeit die er damit verbrachte. Denn wenn er nicht gerade Eva hinterherhechelte verbrachte er eigentlich alle Zeit mit dem Bike oder war so bekifft oder besoffen dass eh Hopfen und Malz verloren war. Eva brachte Adam regelmäßig in die Realität zurück. 'Willst du das blöde Ding eigentlich den ganzen Tag polieren?' 'Warts ab, dir werd ich schon noch zeigen wo der Bartl den Most holt' Oder: 'Du liebst diese Scheiss-V-Rod mehr als mich!' 'Nie nimmst du mich mit' oder ganz hammerhart: 'Wenn du denkst die Sitzbank ist zu klein für uns beide dann will ich auch mal mit der V-ROD fahren, was du kannst kann ich schon lange!' Wie auch immer, meine lieben Freunde, ihr habts sicher begriffen. Was Eva nicht verstanden hatte, war, dass sie zwar Adam zu einem Mann gemacht hatte, aber dass die feuerrülpsende V-ROD ihn sich wie ein Gott fühlen liess. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ein Mann oft genug ein echtes Gefühl der harten Realität vorziehen mag (was er natürlich nie zugeben wird). Darum ihr Biker, denkt daran: eure Männlichkeit ist ohne eure Frau einen Scheiss wert und wenn sie ein klitzekleines bisschen nörgelt, goscht und mault will sie euch nur liebevoll in ihre Realität zurückbringen. Und ihr Frauen solltet nachzufühlen versuchen (statt dagegen anzukämpfen wie Don Quichotte gegen die Windmühlen), was durch den vollgedröhnten Kopf des alten Hurensohns geht, wenn er seinem Eisenschwein ordentlich in die Eingeweide tritt und jubilierend die Straßen langbrettert mit Käfern und Ungeziefer zwischen den Zähnen, Sonnenbrand auf der Nase, dem Wind im Haar und dem Grinsen eines kompletten Vollidioten im Gesicht.
ENDE
Ich will mich nicht mit fremden Federn schmücken. Diese Story habe ich übersetzt, erweitert und frei interpretiert aus US-Easyriders Feb 1979. Sie war auch schon im Buell-Forum nachzulesen. Wenn ich auch die Geschichte teils stark abgeändert habe, bin ich leider doch kein richtiger Schriftsteller. Schön wärs, denn eigentlich macht mir das Schreiben Spass und wenn ich mehr Zeit hätte würde ich mir schon was aus den grauen Zellen zutzeln. Nobody is perfect. Aber sicherlich haben wir alle unseren Spass gehabt und das freut mich natürlich sehr. Natürlich hab ich noch mehr in petto: Es gibt da noch die Wahrheit über den Osterhasen. Und die ist so schrecklich, dass Kinder einen psychotischen Schub erleiden können, wenn sie sie hier lesen würden. Ich habe mal bei Freunden diese Geschichte zu erzählen versucht, seitdem sprechen die nicht mehr mit mir und die Kinder sind verhaltensgestört. Sie bekommen Weinkrämpfe beim Anblick eines Schokoladeneies, und das hab ich wirklich nicht gewollt. Aber diese abartige Dokumentation bekommt ihr vielleicht noch serviert, wenn ichs bis dahin nicht vergesse, denn bis Ostern ist ja noch etwas Zeit. Und dann ist da noch Dr. Twatburgers Dokumentation über die chemische Zusammensetzung von Bikerfürzen oder wie man Kinder dazu überredet Hundebabies plattzumachen oder....
Alles Liebe, schöne Weihnachten usw. wünscht Zappa
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Harley is not dead - but it smells funny.