Farbiges Bild:
- „Das runde Blechventil im Seitendeckel“ ist das „Flutter Valve“, das an solchen Stellen bei Ein- und Zweizylindermotoren übliche Abblasventil für den Überdruck, wenn der Kolben bzw. - die beiden Kolben gleichzeitig - runterkommen. Das Ventil soll nur beim Runterkommen des / der Kolben die Abluft ins Freie entlassen und beim Hochgehen des/der Kolben wieder zugehen, damit keine Umgebungsluft in das Steuer- und von dort ins Kurbelgehäuse gesaugt wird. Das ist eine doppelte Sicherung zum auch nicht 100% dichten Breathervalve, was nur das Kurbelgehäuse gegen den Unterdruck des/der hochgehenden Kolben abschottet, aber nicht die Ölleitungen samt daranhängenden Pumpen, Öltank und bei OHV-Motoren auch noch die Zylinderköpfe, die alle auch ins Steuergehäuse münden und so mit diesem Unterdruck beaufschlagt werden
- die „spezielle Unterlagscheibe auf dem Limazahnrad“ ist der „Slinger“ auf der Limawelle
schwarz-weiß Bild
- die „spezielle Unterlagscheibe auf dem Limazahnrad“ ist die Blechscheibe auf der Limawelle mit den gestanzten Ausschnitten: Aus dem Öl-Luftüberdruckstrom, der durch den / die gleichzeitig runterkommenden Kolben entsteht, soll dieser „Slinger“ die mitgerissenen Öltropfen seitlich wegwirbeln, sodass in dem vierkantigen Beruhigungsraum, der mit der „Relief pipe“ zusammen einen „Syphon“ bildet , nur Luft mit Öldampf (Ölaerosoltröpfchen) strömt
- im Syphon als Beruhigungsraum für den Ablufstrom sollen sich noch die Öldämpfe als Aerosol-Tröpfchen aus der Abluft absetzen, damit bei Überdruck wirklich nur die „reine“ Abluft durch diesen U-förmigen Umweg um die „Relief pipe“ aus dem „Flutter Valve“ nach unten ins Freie strömt. Heutzutage ist von dieser Stelle aus ein Schlauch in den Ansaugstutzen hinter dem Lufi vorgeschrieben, weil der Syphon eben auch nicht 100%ig funktioniert
Schlussfolgerungen
1. Dein Breathervalve funktioniert einwandfrei, sonst würde der Überdruck bei runterkommenden Kolben das Öl zurück durch das geschlossene Breathervalve in das Kurbelgehäuse drücken und nicht über den einzig verbleibenden Entlastungsweg - das Fluttervalve - ins Freie
2. Damit überhaupt Öl im Freien ankommen kann, muss das Öl im Syphon schon bis Oberkante „Relief Pipe“ stehen
3. Das Öl im Syphon kann ursächlich nur von
3.1 Überfüllung des Öltanks kommen. In diesem Fall müsste sich der Ölstand nach anfänglichem Absinken auf der Höhe des maximal zulässigen Ölstands stabilisieren
3.2 Fehlfunktion der Absaugpumpe kommen. In diesem Fall müsste sich der Öltank nach und nach nahezu vollständig entleeren
3.3 einem Slinger kommen, der für Dein Baujahr zu klein ist: dann wird nicht genug Öl aus dem Abluftstrom seitlich zurück ins Steuergehäuse geschleudert. Dann hättest Du einen erhöhten Ölverbrauch. Ist bei verschlissenem Motor - insbesondere Kolbenringen -gegenüber 3.2 schwer abzugrenzen
Lass uns wissen, was es war. Eine weitere Ursache fällt mir zumindest adhoc nicht ein (wenn mir noch 3.4 einfallen sollte, ergänze ich natürlich). Nachdem Du entweder 3.1 oder alternativ 3.2 ausgeschlossen hast, müsstest Du in die jeweils übrig bleibende Richtung weiterarbeiten. Ich empfehle Dir eine Vorgehensweise genau in der nachstehenden Reihenfolge!!! Leider ist nicht auszuschließen, dass mehrere der nachstehenden Ursachen gleichzeitig zusammenkommen
falls 3.1: Mit auf „Max“ korrigiertem (reduziertem) Ölstand längere Probefahrt mit vielen Ölstandsmessungen zwischendurch machen. Der Ölstand müsste sich je nach Motorverschleiss tendenziell verstetigen. Ich drücke Dir die Daumen, dass es diese simple Ursache ist
falls 3.2.: Dann musst Du Dir die in Deinem letzten Foto gezeigte Absaugpumpe vornehmen, von Prüfung bis zu Abbauen und Zerlegung
- von außen: stimmt die Stellung der Einstellschrauben? Lassen die sich hoch und runterdrehen oder sind die Gewinde vermurkst = du drehst die Schraube, aber sie geht nicht merklich hoch und runter
- sind die beiden Förderzahnräder in Ordnung?
- weisen ihre Flanken „Kratzer“ durch Metallspäne im Ölkreislauf auf, die sich da durchgearbeitet haben?
- Ist das Spiel zwischen Flanken und Pumpenseitendeckeln zu groß?
=> zwei neue Förderzahnräder, evtl. bei zu großem seitlichem Spiel auch neues Ölpumpengehäuse
bei 3.2 oder 3.3 letzte Möglichkeit: Abbau des Steuergehäusedeckels:
- hat der Slinger einen zu geringen Durchmesser = eine für Dein Baujahr zu geringer Förderwirkung => größeren einbauen
- oder ist die Spiralverzahnung des Antriebs der Ölpumpenwelle „Pinion Shaft“ von der Kurbelwelle (nicht) in Ordnung. Bei häufigen (zu) hohen Drehzahlen (= zu starken Vibrationen der Hauptzapfen der KW) ist das auch noch bei den von diesem Motor abstammenden XL -Motoren Baujahr 2022 eine Fehlerursache bei Ölproblemen. => neuer KW-Hauptzapfen, neue Ölpumpenwelle
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