Moin,
ich habe mir mal für eine GSX 1100 Suzuki Katana (1983) eine eigene Bremsanlage gebaut, da die 70er Jahre Bremse überhaupt nichts zieht, vor allem wenn man ansonsten 6 Kolben-Sättel gewohnt ist.
War also keine Harley, ist aber erst einmal nebensächlich.
Diese im Folgenden genannten Punkte betreffen nur die vordere Bremse, da diese bei den fast allen Motorrädern die höchste Bremsleistung zu erbringen hat. Bei vielen Harleys ist dies - aufgrund der Massenverteilung und Sitzposition - etwas anders zu betrachten, da hier die Schwerpunkte anders liegen und gerade die Schwerpunkt-Betrachtung ist bei Motorradbremsen von hoher Wichtigkeit. Daher steuert bei vielen Harleys die Hinterradbremse mehr zur Bremsleistung bei.
Maßnahmen zur Verbesserung der Bremsleistung des Vorderrades (bei meiner Katana):
- Schwimmende Bremssättel (2 x 1-Kolben original Sattel) in starre Bremssättel getauscht (2 x 4-Kolben Ducati 916 Biposto)
- Starre Bremsscheiben ausgetauscht in Scheibe mit Floater
- Größere Bremsscheiben (Radius von 270 mm auf 310 mm). Alleine dadurch hat sich die notwendige Kraft beim Bremsen von ca. 11.500 N auf ca. 9.400 N (Gesamt, worst case) bei der Katana reduziert (ca. 20%).
- Radialpumpe, auf die Bremssättel abgestimmt (WICHTIG)! Auch die Bremspumpe spielt eine wesentliche Rolle!
Ich habe damals die komplette Bremse inkl. der dafür notwendigen Bremssattel-Adapter berechnet:
- Statische und dynamische Lastverteilung
- Bremsbeschleunigungen
- Betrachtung der Kraftschlussbeiwerte bei verschiedenen Fahrbahn-Gegebenheiten
- Bremskräfte
- Bremskräfte in Abhängigkeit vom Kraftschlussbeiwert, Schwerpunkt-Lage, Schwerpunkt-Höhe
- Biege- und Torsionskräfte in den Materialien
- Spannungszustände in den Materialien
- Material-Stärken der Adapter auf Basis von AW-7075 (meist auch unter Flugzeug-Aluminium bekannt)
- Berechnung der Schraubenwerte, -spannungen und Gewinde
Waren ca. 40 Seiten Berechnung. Damit bin ich zum TÜV gefahren und habe denen das vorgelegt. Der TÜV Prüfer hat mich angeschaut, als käme ich von einem anderen Planeten. Aussage des Prüfers: "So etwas habe ich noch nie gesehen ... kein Problem, dass sie keine ABEs für die verschiedenen Teile haben..."
Eintragung der Bremse war überhaupt kein Problem.
Anmerkung:
Habe mir damals den Spaß erlaubt und in die Berechnungen 2 kleine (ganz einfache) Fehler eingebaut, um zu schauen, ob der TÜV Prüfer sie findet oder überhaupt versteht, was er vor sich liegen hat.
... er hat die Fehler natürlich nicht gefunden ... hätte mich auch gewundert
Die Berechnungen kann man mit etwas Physik-Kenntnissen auf jedes Mopäd und jede Bremse anpassen.
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Der Weg ist das Ziel ... wer torkelt hat mehr vom Weg! 