Wesentlich erhellender als die lückenhaften Angaben des Veranstalters und als einseitige Schuldzuweisungen ist ein Artikel, der heute in den Lübecker Nachrichten erschienen ist:
Lübeck - Veranstalter Sven-Bolko Heck findet keine Flächen mehr und ist enttäuscht von der Stadt. Senator Bernd Möller kritisiert ihn als unzuverlässig und fürchtet um die Sicherheit.
Das war’s: Es gibt kein Motorrad-Event mehr in Lübeck. Das Hanse-Weekend mit mehr als 15 000 Motorrädern und fast 100 000 Besuchern wird in Lübeck nicht mehr veranstaltet. „Nach fünfmonatiger Suche nach Flächen sagen wir die Veranstaltung ab“, sagt Organisator Sven-Bolko Heck. Denn seine Suche nach einem Areal war lang – und erfolglos.
„Es steht keine Fläche zur Verfügung“, bestätigt Christian Martin Lukas vom Lübeck und Travemünde Marketing (LTM). Er hatte sich bemüht, Heck zu helfen. Der wollte wie in den drei Jahren zuvor auf die Nördliche Wallhalbinsel, doch diese Flächen wurden mit Hinweis auf den Verkauf des Areals abgelehnt. Das Gelände um die Musik- und Kongresshalle (MuK) sei wegen des Schleswig-Holstein Musikfestivals nicht geeignet. An der Kanalstraße könnte das Hanse-Weekend aus Lärmschutzgründen nicht stattfinden. Auch der Volksfestplatz und das Areal am Ausbildungspark in Blankensee sei nicht genehmigt worden, berichtet Heck von seiner Odyssee durch Lübeck. Jetzt will Heck im „westlichen Ostseeraum“ einen anderen Standort für das Motorrad-Event finden.
Die Fan-Gemeinde des Hanse-Weekends reagiert erbost auf die Absage. Im sozialen Internet-Netzwerk Facebook brodelt es seit zwei Tagen. „Lübeck – die Veranstalter unfreundlichste Stadt im Norden!“, schreibt Kai-Uwe Meyer, Chef des Musikclubs Rider‘s Café. „Toll, dass hier im Norden immer wieder die wenigen Veranstaltungen für Biker abgesagt werden“, kritisiert ein enttäuschter Michael Theden. „Wieder mal passt irgendwelchen Stadtoberen die Party nicht“, ärgert sich Björn Kleefeld. Michael Freund kommentiert: „Ist diese Stadt noch zu retten?“
Auch die Politiker sind irritiert. Der Wirtschaftsausschuss hatte sich vor drei Jahren für die Veranstaltung – damals noch Harley Days – eingesetzt. „Das Event ist beliebt bei der Bevölkerung“, sagt SPD-Fraktionschef Peter Reinhardt. „Ich kann nicht verstehen, warum es jetzt nicht mehr stattfindet.“ Klaus Puschaddel (CDU) wird noch deutlicher: „Lübeck ist dabei verbrannte Erde für Veranstalter zu hinterlassen.“ Auch das Altstadtfest sei in diesem Jahr schon abgesagt worden und jetzt das Hanse-Weekend. Es sei „ein Trauerspiel“, dass die Stadt solche Veranstaltung nicht möglich mache.
Doch offenbar sind die Flächen gar nicht der Grund der Absage. „Herr Heck ist allen Beteiligten durch die Bank weg aufgefallen“, kritisiert Innensenator Bernd Möller (Grüne). Er hat nach dem Love-Parade-Unglück von Duisburg den Arbeitskreis Großveranstaltungen ins Leben gerufen. Am Tisch sitzen Feuerwehr, Polizei, städtische Behörden. „Herr Heck hat sich nicht als zuverlässiger Veranstalter erwiesen“, sagt Möller. Unterlagen seien nicht fristgerecht eingereicht und Auflagen nicht eingehalten worden. „Mit ihm lässt sich kein vernünftiges Sicherheitskonzept umsetzten.“ Zudem würden die Rocker „Hells Angels“ an dem Event teilnehmen, die unter besonderer Beobachtung stünden.
Heck enttäuscht: „Das ist nicht an uns herangetragen worden.“ Er habe ein achtseitiges Sicherheitskonzept eingereicht. Zudem hätten Feuerwehr und Polizei nichts zu beanstanden gehabt. Heck weist Möllers Vorwürfe als „fadenscheinig und haltlos“ zurück. Mit dem Senator habe er noch nie etwas zu tun gehabt. Heck mutmaßt, dass die Vorbehalte eher mit den „Hells Angels“ zu tun haben. „Man will das Event nicht.“
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