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2000 Seemeilen auf der Lucy

2000 Seemeilen auf der Lucy

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Metalex ist offline Metalex · 39 Posts seit 17.04.2016
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fährt: 48 - Lucy II
Neuer Beitrag 18.06.2017 14:16
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Endlich raus aus dem Hamsterrad und rein in zwei Wochen spotanes Touren ohne Planung. Freunde, Verwandte und kalte Heimat besuchen. Kein Navi, Fahren nach Himmelsrichtung, nur Rucksack 50 l. Mal sehen, was mir so begegnet. Am Ende zeigt der Tacho knapp 3600 km mehr, das sind rund 2000 nautische Meilen.

Pfingstsamstag 06:30 sieht das Wetter deutlich besser aus als angedroht, noch kein Regen, wenig Wolken, Straßen nach nächtlichem Gewitter wieder trocken. Rauf auf die Lucy. Die Trecker schlafen noch unter Bäumen, und die Sonne zieht allmählich die Decke von den Feldern. Es ist kühl. Ich freue mich drauf, dass es beim nächsten Tankstopp angenehm warm sein wird und ich beim übernächsten hoffentlich den Windstopper ausziehen werde. Wenn das Wetter hält. Denn es ist eigentlich ein Unwetter für die nächsten Tage angesagt, das den gleichen Weg wie ich nehmen möchte. Mein erstes Tagesziel ist Thüringen, und ich beschließe an der ersten Tanke, eine östlichere Route als eigentlich geplant zu nehmen, Richtung Nürnberg. Unterwegs bin ich vorzugsweise auf kleinen Straßen, Orientierung nach Himmelsrichtung klappt ganz gut bis Nürnberg. Jetzt wird es schwieriger, denn ich kenne die Gegend nur von der Autobahn. Als Karte habe ich nur das Handy dabei, und ich will nicht ständig anhalten. Schließlich bin ich doch Richtung Bamberg auf der Landstraße gelandet. Mein kleiner Vorsprung vorm Wetter schrumpft inzwischen, von hinten links kommen die dicken dunklen Wolken. Jetzt aber Gummi! In Thüringen ist es dann schwarz über mir. Als das Bollern unter mir auf dem Parkplatz der kleinen Pension stirbt, beginnt es über mir zu Bollern. Es fallen aber nur ein paar Tropfen. Auf meinem Rundgang durchs Dorf begegne ich Günther, 83 und zugezogen. Er erzählt mir von seinem glücklichen neuen Leben hier und hat den Schalk im Nacken. Die Zeit vergeht dort lansamer, man lebt stärker mit der Natur, spürt die Jahreszeiten und momentan jede Menge Grün. Später trefe ich beim Abendbrot auf ein fröhliches Paar aus Erfurt, unterwegs per Fahrrad. Es gibt Rostbrätel, gutes regionales Bier und prächtige Stimmung. Später kommt noch Lodi hinzu und jede Menge Kräuterschnaps ...

Gegen 04:00 weckt mich prasselnder Regen. Der ist zum Frühstück immer noch da und auch zur Abfahrt gegen 09:00. Also Vollschutz. Die Straße Richtung Rudolstadt ist gesperrt, Umleitung über kackelige Sträßchen mehr schlecht als recht ausgeschildert. Für diese Straßen hätte ich gern eine Enduro, heute sind sie zum Teil noch zusätzlich mit Sand und Schotter überspült und gut unter Wasser. Also langsame Fahrt und Pianissimo am Gas. Die Brille beschlägt ständig - Fahrtwind fehlt. Über Saalfeld gelange ich dann doch noch nach Rudlostadt und über Jena nach Naumburg. Herrliche Gegend zum Motorradfahren, selbst bei Regen. Ich fühle mich wie Käptn Nemo. In Querfurt hört der Regen auf, und ich pelle mich in Eisleben aus der Regenpelle. Drunter bin ich ziemlich klamm - vielleicht trocknet das bis zu meinem nächsten Ziel Dessau. Natürlich will ich nicht die großen Bundesstraßen fahren, sondern per Himmelsrichtung ... Ich knattere sicher eine Stunde länger im Kreis über die Dörfer und erlebe Straßen, die wohl noch aus dem 30jährigen Krieg stammen. Härtetest für Lucy. In Dessau gibt es am nächsten Tag die neuen Meisterhäuser / Bauhaus zu sehen und eine schöne Ausfahrt mit einem 1930er Ford nach Wörlitz. Zürück in Dessau gibt es erstmal wieder Gewitter und eine zusätzliche Übernachtung.

Fortsetzung folgt.

amarok ist offline amarok · 346 Posts seit 23.05.2011
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Neuer Beitrag 19.06.2017 13:58
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Fein!...geht's noch weiter?

__________________
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Metalex ist offline Metalex · 39 Posts seit 17.04.2016
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fährt: 48 - Lucy II
Neuer Beitrag 19.06.2017 19:20
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Weiter geht´s ...

... nach Burg, dort endlich eine gemeinsame Runde mit altem Kumpel drehen. Brandenburg-Rathenow-Tangermünde-per Elbfähre nach Ferchland und in Jerichow am Kloster Kaffeepause. Als wir fertig sind und uns umsehen, ist der Himmel dunkel in Richtung SW - dort müssen wir wieder hin. In Genthin wollen wir am Kanal längs, biegen rechts ab und plötzlich ist es schwarz vor uns, Blitze zucken und es geht los mit dicken Tropfen. Regensachen liegen sicher daheim ... Dann sind auch mal wieder Straßen gesperrt und wir fahren nochmal ausgiebig durch die Gegend. Schließlich sind wir nicht nur durch sondern auch extrem zugemistet - so hat die Lucy noch nie ausgesehen.

Nächster Tag also Ruhetag zum Trocknen der Klamotten und Katzenwäsche für Lucy. Tags drauf geht´s weiter Richtung Wittenberg - Straßen gesperrt, macht ja nix, und natürlich bei Regen. In Wittenberg scheint wieder die Sonne und ich möchte Fotos vor der Schloß- oder Stadkirche machen. Aber dort ist Luthergedöns und alles gesperrt. Also weiter Richtung Bitterfeld, alte Kollegen heimsuchen. Abends wieder zurück nach Wittenberg und zu Fuß durch die Stadt. Die 800 Fressbuden haben inzwischen zu. Im Irish Pup ist noch ein Platz auf der Straße frei, einer im Mönchsgewand packt den Dudelsack aus und das Guinness schmeckt - prima Abend. Morgens nach Frühstück mit vielen Radfahrern los nach Ferropolis, Bagger bestaunen. Die von der dicken Sorte.

Dann geht´s nach Leipzig, alten Kumpel treffen. Auf dem Marktplatz probt Cameron Carpenter auf seiner Orgel, wir sitzen im Spizz beim Mittag - genial. Abends WG-Party. Morgens sind die Augen ganz schön klein ... aber die versprochenen Regenwolken fehlen! Los geht´s Richtung Ostsee, die Mama besuchen und anbaden. Dann weiter nach Rügen. Zu blöd, dass ich keinen rechten Ort zum Fotografieren des neuen Rügendamms finde - kolossales Bauwerk. Marinemuseum auf dem Dänholm hat Mo geschlossen. Dafür entschädigt Prora mit interessanter Ausstellung und toller Führung im KdF-Seebad. Die Karnickelställe werden jetzt aufgehübscht und zu horrenden Preisen verhökert. Egal, am wohl schönsten Strand Rügens sieht man davon nichts außer den Fragmenten der Landungsbrücken. In der Jugendherberge haben sie noch ein Bett für mich. Die Ostsee ist ziemlich erfrischend, und das Bier schmeckt am Strand am besten. Wie schon am Nachmittag gibt es auch nachts wieder reichlich Regen.

Fortsetzung folgt.

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Metalex ist offline Metalex · 39 Posts seit 17.04.2016
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fährt: 48 - Lucy II
Neuer Beitrag 20.06.2017 18:47
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Letzter Teil.

Morgens los von Prora nach Lohme. Dort liegen die eindrucksvollen Findlinge am Strand. Kaffee gibt´s dort erst ab Mittag. Weiter nach Dranske. Dorthin hätte ich eigentlich als marinierter Wehrdienstler gesollt - das Schicksal hat mich irgendwie davor bewahrt. So stand ich nun da am trostlosen, verlassenen Kasernentor, als ich auf den letzten Fischer von Drankse traf, dessen Kahn als einziges Boot im Hafen liegt. In den Dünen gibt es eine hüfthohe Mauer, drüber und an den Strand. Es gab Bernsteinwetter - Luftdruck zum Anfassen, eine gute Sieben! Die Wellen peitschten, die Gischt flog und die Steine am Ufer machten ein mahlendes, gurgelndes Geräusch. Herrlich. Dort hätte ich noch den ganzen Tag bleiben können. Echten Bernstein habe ich keinen gefunden, dafür eine Flaschenpost vom Darß. Dorthin wollte ich als Nächstes, in Drankse war es mit Service ohnehin mager. Spontane Übernachtung am lauschigen Kaniner See. Auf´m Darß alles tourimäßig überlaufen, nicht mein Ding. Weiter Richtung Süden, mecklenburger Seenplatte. Endlich leere Straßen zum Gasgeben, manchmal gab es sogar eine Kurve! Nach Himmelsrichtung fahren ist an den Seen gar nicht so einfach. Irgendwie kam ich dann doch noch an Potsdam vorbei und weiter in die Lausitz, wo ich Verwandschaft besuchte. Mal bei der Oma auf´m Friedhof Hallo sagen und den Feldweg besuchen, auf dem Vater mir als Knirps Autofahren beigebracht hat. Dann wollte ich wieder über Thüringen in den Süden. Am nächsten Tag Regen-Sonne-Regen-Sonne-Regenwolken-Sonne-Regen, dreimal umgezogen, dann hat es mir gereicht. Vielleicht schaffe ich das ja auf einen Ritt nach Hause. Autobahn von Zwickau nach Nürnberg und flott. Meist im Windschatten von Kleinbussen. Drehzahl in der Größenordnung 4000-4500, ziemlich grenzwertig mit Jethelm. Vor´m Dunkelwerden war ich dann daheim.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass mir die Tour sehr gut getan hat. Jetzt weiß ich, dass ich noch die gleichen Sachen wie früher mag und kann. Öfter hat mir auch der Arsch gezwickt, aber nach spätestens zwei Stunden hatte ich ja Tankpause - das hat schon gereicht, auch bei einem 12-Stundentag. Den Rucksack habe ich kaum gespürt, ist also auch in Zukunft für längere Touren dabei. Die Lucy hat alles gut weggesteckt. Die Kupplung kommt inzwischen spät, ist eh der 16000er Service dran. Gelegentlich gab es zum Ende der Tour absterbenden Motor beim Losfahren und im Display den Hinweis Seitenständer (hier im Forum schon diskutiert). Ein beherzter Tritt des Ständers in Ruhelage hat geholfen - jetzt muss ich das mal in Ruhe checken. Der Motor rennt jetzt viel besser als vorher. Zieht im 5. wesentlich lässiger hoch. Auf der Autobahn habe ich Mal ohne Windschatten 180 ausprobiert - es ging mühelos hoch und wäre auch noch gut weiter gegangen. Aber mit Jethelm und Brille war ich längst über die Grenze der Vernunft hinaus. Nun würde mich interessieren, warum der Motor jetzt so läuft. Es ging ihm auch schon vor dieser Autobahnetappe besser. Vielleicht hilft ja doch ARAL Ultimate, das ich vorher zum Testen 2x getankt hatte. Jedenfalls kam da schon bei der ersten Füllung die Reservelampe 17 km später als sonst.

Ein toller Urlaub - nächstes Mal dann vielleicht auch wieder mit Zelt ...

 

amarok ist offline amarok · 346 Posts seit 23.05.2011
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fährt: FLHRC
Neuer Beitrag 21.06.2017 14:41
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Danke für deinen Bericht....s'hat schon was, das touren ohne feste Ziele, .eist dem Wetter nach wenn es dann Wetter hat ;-)....mach ich oft genauso.

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TC-110 ist offline TC-110 · 527 Posts seit 29.06.2016
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Neuer Beitrag 21.06.2017 15:22
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..der Osten hat definitiv was! Wusste gar nicht, das dass Doppel-M der Messe noch in Leipzig steht. War schon lange nicht mehr in L. Ist sicher schon über 30 Jahre her, als ich als Wesi-Pimpf auf Zonenbesuch war, u.a. im Auerbachskeller. Augenzwinkern

Wenn Du mal wieder im Bitterfelder Land bist, dann fahr mal an die Goitsche, sofern du nicht diesmal schon da warst. Alles rund um den Muldestausee haben die dort renaturiert und zum Naherholungsgebiet mit dem großen Goitschesee ausgebaut. Meine Tante wohnt direkt am Stauwehr der Mulde. Sehr schön geworden. Vor allem, wen man weiß wie es da früher ausgesehen hat...


Danke für den schönen Bericht.

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bollert im Westerwald

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fährt: 48 - Lucy II
Neuer Beitrag 22.06.2017 17:59
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Freut mich, dass Euch mein Bericht gefallen hat.

Die Goitsche kenne ich. Hab mal in BTF gearbeitet und bin immer noch gelegentlich dort, um die Kollegen bei Projekten zu unterstützen. Nun erstmals per Moped.

Ja der Osten ... Vor zwei Jahren habe ich einen Elbfährmann getroffen, der dort in einem ziemlich vergessenen Örtchen ziemlich zufrieden lebt. Er kam aus Bayern und mochte den stressigen Westen nicht mehr leiden. Er hat dort andere Dinge gefunden, die ihm wertvoll sind, und damit ist er nicht allein (siehe Günther in Thüringen).

Grüßle!

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