Ob maximal 28° Schräglage oder 32° ist jetzt nicht der Riesenunterschied. Beides ist bei forscher Fahrweise limitierend, und wirklicher Kurvenspaß beginnt eher bei 40°. Üblicherweise sucht man bei Harleys den Spaß daher weniger beim Abwinkeln und mehr beim relativ gemütlichen Cruisen mit niedrigen Drehzahlen. Auch die Sitzhaltung auf einer Harley ist üblicherweise nicht aggressiv und vorderradorientiert, sondern eher relaxt mit vorverlegten Fußrasten. Ich würde die Schräglagenfreiheit daher nicht überbewerten. Die Softails ab 2017 bieten durchweg ein brauchbares Fahrwerk, gute Bremsen und einen exzellenten Motor. Fahrdynamisch haben sie alle mehr zu bieten als ihre Vorgänger. Und trotzdem gibt es ziemlich viele, die gerade die Unvollkommenheiten der alten Baureihen niemals aufgeben würden.
Das ist ja das Verrückte am Harley fahren: Es geht weniger um Zahlen und Fakten, sondern mehr um Herzblut und Leidenschaft. Du wirst deine Harley nie für irgendwelchen Rundenrekorde feiern, aber du wirst unzählige Stunden damit zubringen, dir mit allem möglichen und unmöglichen Zubehör und teilweise umfangreichen Umbauten das perfekte, unvernünftige aber trotzdem grandiose Schwereisen zurecht zu schustern. Und du wirst es heiß und innig lieben. Das klappt aber nur dann, wenn von vornherein Liebe im Spiel war. Das richtige Modell ist immer dasjenige, welches dich am meisten fasziniert. Wenn du es geil findest, dann ist es das auch. Bei einer Harley solltest di nicht nach dem besten Kompromiss suchen, sondern nach dem lautesten Seufzer.
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Mein Motorrad besteht aus mattschwarz lackiertem Stahl, glänzendem Chrom und ein wenig Gummi an den richtigen Stellen...