Fotos 1-4:
Nachdem doch noch fürs verlängerte WE ein Zimmer im Grand Hotel von Munster frei geworden war, sind wir am Freitag über Wachenheim (südlich von Bad Dürkheim, gleich erste RECHTS [korrigiert, Danke
@Chopper 15 ! ] hinter der ersten Ampel über einen Schleichweg) in den Pfälzer Wald und über Lambrecht und die wundervollen Kurven des Elmsteiner Tals (Sa und So Motorradverbot) und das Wellbachtal (ab Johanniskreuz 20 km Kurven ohne Ortschaft) nach Weißenburg und von da über Hagenau , Straßburg, Colmar in die Südvogesen gefahren. Das Hotel stammt unverkennbar noch aus deutscher Zeit und direkt vor der großen Terasse vor den Zimmern sind 2 von den Storchennestern, für die Munster so berühmt. Damit waren wir in diesem Jahr nach Rühstätt bei Wittenberge schon in der zweiten Storchengemeinde, wo Jahr für Jahr mehr als 20 Storchenpaare nisten.
Fotos 5-9:
In dem Hotel war in WKI ein französischer Kommandostand, deswegen wurde dem Saal, in dem der französische General mit seinem Offiziersstab tafelte, von der deutschen Artillerie eine Ecke weggeschossen. Die ist mittlerweile wieder dran
.Vom Hotel aus sieht man direkt das pittoreske Munster mit relativ wenigen hässlichen Neubauten
Von der Terasse auf der anderen Seite eine der für das Oberrheintal so typischen Textilfabriken, die alle ab den Achtzigerjahren durch Verlagerung nach Fernost pleite gegangen sind. Ein Zeitzeuge also.
Fotos 10-13:
Am Samstag den Col de la Schlucht hoch. Obwohl wir abends wieder runter und heute nochmals hoch sind, haben wir den Lärmblitzer zu Testzwecken nicht entdecken können. Ein Kumpel vor 4 Wochen auch nicht. Lässt hoffen, dass der Test erfolglos war, wie eigentlich zu erwarten. Die Gemeinde Schmitten am großen Feldberg hier bei Frankfurt ist schon ganz geil drauf, weil die Testtage letztes Jahr nicht das erhoffte Ergebnis brachten (Die Porsche-, Maserati-, Lamborghinifahrer und dgl. der Region nutzten an den motorradfreien Messtage eifrigst die Gunst der Stunde
.
Fotos 14-17:
Dann vom Col de la Schlucht die Route des Crêtes (sozusagen der Rennsteig der Südvogesen
) entlang Richtung Grand Ballon. Schon den ganzen Morgen wundern wir uns über die ungewöhnlich leeren Straßen. Dann bei „le Markstein“ des Rätsels Lösung: Die weitere Route des Cretes ist gesperrt wegen der „Tour des France Femmes“. Weil andere deswegen abgesagt haben, haben wir wohl das Zimmer so kurzfristig gekriegt
. Da ich auf meinen Blaubeerkuchen mit Sahne und die Aussicht auf Schwarzwald und Alpen am Grand Ballon nicht verzichten will, stürzen wir uns auf einem der Seitensträsschen zu Tal und halten an einem kleinen See. Auch hier schon die typischen Campingbusse mit Campingtischchen und -stühlchen und die Gendarmerie, die uns bedeuted, dass auch hier in ca 1 Stunde die Tour durchkommt. Also nach einem Café au lait gleich weiter nach Wiler sur Thann und zum ersten Mal den spitzkehrenreichen Weg auf den Grand Ballon rauf statt wie sonst immer runter. Wirklich, eine ganz andere Straße
. Synergieeffekt ist der ultimative Test des Getriebeöls HD 80W140. Und leider kann ich dem Öl keine Topnote vergeben
. Beim ständigen Gangwechsel 1.-2.-3.-2.-1. landet gefühlt nun nicht jedes dritte Hochschalten in den Zweiten im Leerlauf, sondern jedes Zehnte. Mehr dazu im aktuellen Getriebeölfred. Von der „anderen Seite“, also von Süden, schaffen wir es doch noch zum Grand Ballon, zu Kuchen und Aussicht, obwohl auch hier die Tour schon unverkennbar ihre Schatten vorauswirft. Die Logik der Streckenführung haben wir nicht durchschaut, aber es schaut so aus, als wäre der „Torbogen“ am Grand Ballon das heutige Etappenziel.
Fotos 18-20:
Heute morgen ging’s nochmal hoch auf den Col de la Schlucht, bewölkt bei angenehmen 20 Grad. Nach Käffchen und Beobachtungen der anderen Motorradfahrer ging es diesmal die Route des Cretes nach Norden Richtung Heimat. A propos „andere Motorradfahrer“: Die letzten 10 Jahre hatte ich den Eindruck, die Harley-fahrenden Franzosen bilden das Aufgehen des sozialen Schere ab: einige wenige Sporties und ansonsten nur TC-Tourer mit Verkleidung, mehrheitlich Bat Wing. Dieses Jahr hat sich das dergestalt verschoben, dass wir auf der ganzen Tour in Frankreich nur noch ganze drei Harley-Tourer (immer noch mit Bat Wing) sahen, aber sage und schreibe 12 Chieftains und eine Powerplus. Scheint so, dass bei den wohlhabenden Franzosen HD‘s out und Indians mit Verkleidung en Vogue sind. Nun gut, der Art Deco -Stil ist ja in den zwanzigern in Frankreich erfunden, von Indian zum erstenmal ab 1933 auf Motorräder übertragen und dann ab 36 von Harley abgekupfert worden. Franzosen sind halt besonders traditions-und stilbewussst
… Auf dem weiteren Rücksturz nach Norden noch ein Käffchen in dem bezaubernden Bergbaustädtchen St Marie aux Mines. Auch hier begegnen uns Indian-Tourer
. Was ich noch nie in Frankreich gesehen habe, sind Dynas und Softails. Ob das ein Abbild des stärkeren sozialen Auseinanderdriftens in Frankreich ist? Bezeichnend: In den französischen Alpen, mit den höchsten Pässen überhaupt, sieht man von HD nur Dynas, weil die Tourer wahrscheinlich wie gestrandete Wale in den Spitzkehren auf der Seite liegen bleiben würden. Da die Franzosen aber keine Dynas fahren, sieht man da nur deutsche und Schweizer Dynas
Von St.Marie aux Mines über einen steilen Pass (natürlich nicht durch den Tunnel) in das breite Tal auf der anderen Seite via Colroy in den Zipfel der Vogesen vor Saverne: Der Champ du Feu ist leider auf dem Handy-Foto etwas klein geraten, er stand schon im Jahr vor Corona im Gerüst
. Also so gigantisch ist er in Natura auch nicht, er ist eher ein Türmchen
. Über Mollkirch und Oberhaslach durch weiteren kleinen Flecken Vogesen via Wangenbourg bis Saverne. Von St. Marie aux Mines bis Saverne gibt es keine Infrastruktur, nicht mal ne Tanke, wir hatten Glück und entdeckten einen Campingplatz in Luttenbach mit offener Kneipe, auf dem in einem Zelt für die Einheimischen doch tatsächlich deutsche Volksmusik von einer Blaskapelle, und „Layla“ sowie anderes deutsches Mallorca-Gesangsgut gespielt wurde. Die einheimische weibliche Jugend stampfte eifrig mit
Tanken in Saverne und dann die nächste Passtrasse hoch und über einen wunderschönen Wald mit alten Alleenbäumen nach La Petit Pierre. Wohl aufgrund neuer EU-Richtlinien zum Schutz ethnischer Minderheiten ist das Ortsschild neuerdings zweisprachig mit der deutschen Übersetzung „Lützelstein“ . „Lützel“ vom westgermanischen „little“ und „Pierre“ heißt nicht nur „Peter“ , sondern auch „Stein“, wie uns der freundliche Wirt der Motorradkneipe in schönster „Muttersproach“ erklärte.
Dann über Ingwiller, Bitche bis Weißenburg, bei McDoof nochmal ne Cola zur Hebung des Blutzuckerspiegels und über Kandel via BAB nach Hause. Die Straßenbauer hatten uns ganz zum Schluss noch eine Überraschung vorbereitet: Der östliche Teil des BAB-Rings um Frankfurt „A661“ von Kreuz Offenbach bis Kreuz Bad Homburg gesperrt und ich musste mit glühendheiss gefahrenem Getriebe mit Motorvorlauftemperatur von 115 Grad C quer durch Frankfurt. Ihr könnt Euch das teuflische Spiel an jeder Ampel, natürlich immer Rot, vorstellen: Erster Gang, Hochschalten, „Klack“, „ist der Zweite Gang drin oder leuchtet "Neutral“? - meistens natürlich Neutral - im worst case noch zwei Hochschaltversuche, hinter mir beginnen sie zu hupen, zurück in den ersten, der zweite geht endlich rein : Puh
. Die Benzinleuchte leuchtet drohend, weil mit diesem benzinverschlingenden Umweg habe ich natürlich nicht gerechnet, aber: Jetzt weiß ich, die Low Rider schafft tatsächlich 300 km bei heftiger Berg- und Talfahrt und BAB-Tempo 120