Bei modernen Harleys ist das wie bei modernen Anlagen im Gebäude (z.B. Aufzüge, Tiefgaragentore) oder Industrie (Prozessleitechnisch gesteuerte Anlagen) . Die Hersteller wollen auch am Instandhaltungsgeschäft verdienen und müssen das sogar, weil sie für die Produktionskosten der Anlagen von Kunden zu sehr im Preis gedrückt werden. Deswegen kommt geschützte Software rein, auf die freie Konkurrenten, die den ganzen Herstellerwasserkopf inclusive Produktion und Werbung und Zulassung nicht mitbezahlen müssen, keinen Zugriff kriegen.
Deswegen wird das, je „moderner“ die Harley wird, um so schwieriger, alles beim „Freien“ machen zu lassen. Am Ende werden nur die rein mechanischen Arbeiten beim Freien bleiben können, die keinerlei Zugriff auf die Software erfordern. Ich würde z.B. kein gebrauchtes Bike kaufen, bei dem die ABS-Anlage nicht alle zwei Jahre mit dem „Digital Technician XY“ von Harley entlüftet wurde. Gerade neulich in MOTORRAD einen Bericht eines BMW-Fahrers gelesen, dessen ABS komplett kaputt war, weil es nicht mit der Original BMW-Software entlüftet wurde, und das bereits anderthalb Jahre nach dem fälligen Termin. Schäden eindeutig durch abgelaufene BF. Habe selber in einer BMW ohne ABS eine wegen Korrosion klemmende Handpumpe gehabt, weil ich den Wechseltermin um eineinhalb Jahr überzogen hatte (mea culpa). Wenn man viel bei feuchtem Wetter fährt oder die Maschine im Winter nicht absolut trocken steht, kann das schon passieren.
Bei der Motorsoftware ab EURO 5 muss der Diagnosestecker vereinheitlicht sein, damit die Rennleitung am Straßenrand unzulässiges Mapping aufdecken kann. Damit sind m.E. die Freien ab EURO 5 endgültig raus. Ich kenne auch welche, die das von sich aus sagen. Das Risiko, aufzufliegen, ist so groß, dass ich da nur noch zulässige SE-Mappings beim Freundlichen aufspielen lassen würde. Nicht umsonst heißt der Beruf nicht mehr „KFZ-Schlosser“ sondern schon längst „KFZ-Mechatroniker“
Zwar hat die EU die „Gruppenfreistellungsverordnung“ schon vor etlichen Jahren kassiert, was bedeutet, dass die Hersteller den Freien alle Spezialwerkzeuge, - Diagnosegeräte und Know-how in Gestalt von Schulungen (bei HD in Neu-Isenburg) zur Verfügung stellen müssen, aber dafür verlangen die Hersteller das gleiche Geld wie vom Freundlichen , wenn nicht noch mehr. Damit entfällt jeder Kostenvorteil für die Freien, wenn sie sich nicht selbstausbeuten wollen, wobei von diesem Business ohnehin keiner „reich“ wird. Also ich kenne keinen, der das so macht. Meine Erfahrung ist, dass die Freien bei HD ne Ausbildung machen, und bleiben bis zum nächsten BigTwin-Wechsel, wenn der nicht gerade in 17 Jahren anliegt, weil er gerade gewechselt wurde. Wahrscheinlich haben sie wegen der HD-Schulungen noch eine Mindestverweildauer mit Konventionalstrafe im Arbeitsvertrag, insbesondere, wenn sie auch für ältere Modelle geschult wurden. Dann machen sie sich mit dem so vom Freundlichen bezahlten know how selbstständig, kaufen sich das Spezialwerkzeug bei Jim‘s und Co und altern mit dem neuesten Big Twin, an dem sie geschult wurden und hoffen auf Geschäfte mit älteren Modellen. Das funktioniert aber bei EURO 5 allerspätestens nicht mehr, und was die ABS-Entlüftung und das Mapping vom Twin Cam betrifft, ist es m.W. nicht so, dass Harley „Rosinenpickerei“ erlaubt und „nur“ den Digital Technician ohne das Ganze Spezialwerkzeug verkauft. Beim TC kann man aber, da nur bis EURO 4, wenigstens noch alternative Mappingsoftware einsetzen, die wir auch alle kennen, die aber nicht die tiefgreifenden Eingriffe wie z.B. auf das Zündzeitpunkt - Mapping zulässt wie der Digital Technician.