Ich bin mir sicher, daß die Phillipi-nos und - nas die nettesten Menschen sind, die man für Geld kaufen kann. Dennoch stelle ich fest, daß ich umso mehr Wert auf meine eigene Kultur lege, desto älter ich werde.
Früher bin ich viel in der dritten Welt gereist, in Asien, Afrika und Lateinamerika. Heute zieht mich da nichts mehr hin. Ich esse lieber gut statt experimentel, und meine Neugier ist hinreichend befriedigt, so daß ich nicht immer aufs neue probieren muß, wie weißer Reis, zerkochtes Gemüse oder undefinierbare tote Tiere schmecken.
Außerdem unterhalte ich mich gerne mit Menschen, die zumindest in Teilbereichen einen gemeinsamen Erfahrungshorizont und vergleichbare Interessen haben. Eine gemeinsame Sprache ist dabei auch hilfreich, wobei ich Englisch mal gelten lassen will.
Was Nordamerika angeht, so fühle ich mich da schon zuhause, allerdings bin ich auch immer so ca. 4 mal im Jahr dort. Aber dort wohnen? Kanada ist zu kalt und die USA irgendwie zu hart. Ich möchte es nicht erleben, wie es ist, dort ernsthaft krank zu werden.
Australien, Neusseland? Hört sich erst mal gut an. Aber ist am Arsch der Welt. Wie oft fliegt man eigentlich von Australien aus nach Deutschland, um Familie und Freunde zu treffen? Ein Mal im Jahr? Noch seltener? Und was ist eigentlich mit Kultur und Vielfalt? Wie fühlt es sich an, in einem Land zu leben, das riesig und homogen ist?
Hier zuhause, in Europa, bin ich binnen 2 Stunden in den Alpen um zu wandern oder Ski zu fahren, oder an Der Cote d'Azur um zu feiern und am Strand zu liegen, oder in London um zu shoppen, oder in San Sebastian um die seltesten Meeresfrüchte in allerbester Qualität zu essen, oder in Verona, um in die Oper zu gehen, oder in Prag um zu vögeln bis der Arzt kommt, oder auf der A7 um mal richtig Vollgas zu fahren, oder in Barcelona, um mir Architektur anzuschauen, oder in Bergen um mit den Moped Fjorde zu erfahren, oder, oder.....
Nirgendwo auf der Welt findet man eine solche Vielfalt, wie in Europa. Nirgendwo ist es so sicher, nirgendwo lebt es sich so angenehm.
Deshalb bleibe ich hier. Und wenn mir das Wetter auf den Geist geht, nehme ich den Flieger und verbringe eine Woche in South Beach. Als Deutscher kann ich mir das leisten. Als Philippino wohl eher nicht.
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Horst 