Meiner Meinung nach sind die Superwetzhobel einfach nur noch von vorgestern. Das haben einige nur immer noch nicht gemerkt. Ich finde es viel frustrierender, mit so einem Ding knapp über Standgas durch das flächendeckende Tempolimit-Land zuckeln zu müssen und für jeden Überholvorgang zweimal runterschalten zu müssen bis der untenrum IMMER asthmatische Vierzylinder endlich die 6000 Touren überschreitet, als auf einer Harley auf Super-Schräglage verzichten zu müssen. Je astronomischer die Leistung, desto asthmatischer in unteren Drehzahlen, das ist unabänderliche Physik und deswegen mussten sie die „Sportster“ S ja auch durch engere Kanäle, zahmere Nockenwellen und kleinere Ventile um sage und schreibe 30 PS drosseln, damit untenrum wenigstens ein bisschen sowas wie der gute alte Harley-Druck zustandekommt. KTM- und Ducati - V2 hacken bei den STVO-gerechten Drehzahlen nur eklig auf ihre Kette ein. Der Vierzylinder reagiert demgegenüber einfach nur asthmatisch auf das Drehen des Gasgriffs.
Der , der dauernd außerhalb der STVO unterwegs ist, um Wenigstens ein bisschen Spaß mit diesen Dingern zu haben, verdrängt, das es nur eine Frage der Statistik, sprich der Zeit ist, bis auch er genug Punkte in Flensburg gesammelt hat, dass er nicht nur das Hobby Motorrad an den Nagel hängen muss sondern auch sein Job in existenzieller Gefahr ist. Wenn man mit diesen Dingern spassmachende Schräglagen erreichen will, muss man auch bereits deutlich außerhalb der von der STVO gezogenen Grenzen unterwegs sein. Und die Statistik wird dank immer engmaschigerer Überwachung immer ungünstiger für den Raser. Deswegen ist der Weltmarktanteil der reinen Superwetzhobel seit 2008 um die Hälfte zurückgegangen. Und nicht nur die Geschwindigkeit wird überwacht, sondern auch der Lärm kontrolliert. Und bei diesen Dingern sind Auspuffklappen ein Fremdwort. Die gibts m.W. ob für Vierzylinder oder Hochleistungssport-V2 nur in Ausnahmefällen im Zubehör. Die letzten Connaisseurs dieser Dinger karren die deswegen meist mit dem Anhänger zur Rennstrecke.
Die Zeiten des „sportlichen“ Fahrens im Straßenverkehr sind schon allein bei der immer und überall währenden Verkehrdichte längst unwiderruflich vorbei und nur noch wenige wollen das immer noch nicht wahr haben. Da macht der brachiale Druck der 45 Grad V2- Harleys von ganz unten heraus, egal in welchem Gang, demgegenüber noch richtig Spaß und zwar bei langsamerer Fahrt und damit auch in einigermaßen legalem Rahmen. Genauso ausgelegt sind die 3 Boxertypen von BMW, weswegen die trotz nicht mehr als höchstens 130 PS so überaus erfolgreich sind. Wem das gleichmäßige Gebrumme zu eintönig ist, fährt halt 45Grad-V2. Alles was über 130 PS hat, ist reine Selbstäuschung, denn selbst die Hersteller meinen ja, dass so etwas nur als fahrbares Rechenzentrum von Otto Normalo überhaupt beherrschbar ist. D.h. In der Realität fährt man darauf fast immer mit unter 130 PS - wenn überhaupt - weggeregelter Leistung, und die volle Leistung ist überhaupt nur im dritten Gang und ohne jegliche Schräglage freigegeben und wird beim geringsten Abheben des Vorderrades gleich schon wieder weggeregelt.
Raser, wacht auf! Hier wird Euch eine Illusion für den Stammtisch angedreht. Daher kann ich nicht verstehen, wie man so etwas ernsthaft vermissen kann. Das so etwas überhaupt noch gekauft wird, obwohl schon die Elektronik so gut wie in jedem Fahrzustand verhindert, dass ich es ausnutzen kann, ist einer der Widersprüche unserer Zeit. Über die Motivation dieser Käufer kann man nur Vermutungen anstellen. Die junge Generation ist es jedenfalls nicht. Mehr dazu habe ich im Fred über die neue „Sportster“ S geschrieben.
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„I don‘t like valves that look like golf tees. Intake valves should be the size of trash can lids, and pistons should be the size of manhole covers“ (Jay Leno)