Irgendwie ein lustiges Thema, da gebe ich Dir Recht. Für Dich als Betroffenen auch sicherlich ärgerlich. Meiner Erfahrung nach wurdest Du allerdings bei einem Punktestand von 8 sowie bei einem von 14 Punkten schriftlich zusätzlich zu jedem einzelnen Bußgeldbescheid darüber informiert, oder? Spätestens ab diesem Zeitpunkt hätte ich mir mal Gedanken über eine etwas vorschriftsmäßigere Fahrweise gemacht und gegebenenfalls bei Unkenntnis den aktuellen Bußgeldkatalog nochmal genau durchgelesen.
Ich fahre beruflich im Jahr zwar keine 200.000, sondern leider nur bescheidene 90.000km (+ ca. 20.000km auf zwei Rädern). Aber somit theoretisch immer noch genügend, um jede Menge Punkte zu sammeln. Ja das potentielle Risiko, erwischt zu werden, ist bedeutend höher, als bei jemandem der nur 10.000 km p.a. fährt. Allerdings ist auch die Kenntnis der potentiellen Radarfallen um ein vielfaches größer, als bei jemandem, der nur 10.000 km p.a. abspult. Ich gehe generell davon aus, dass in jedem Bereich, bei dem plötzlich die Geschwindigkeit drastisch reduziert wird, eine Geschwindigkeitsmessung durchgeführt wird. Somit passiere ich täglich 6-8 Radarfallen, ohne für ein Frontfoto zu sorgen. Das hat also weniger mit Glück zu tun, sondern vielmehr etwas mit logischem Menschenverstand.
Ich ärgere mich auch über jeden Punkt, den ich kassiere, was zugegeben glücklicherweise äußerst selten vorkommt. Allerdings, trotz allen Ärgers, fahre ich wie gesagt meine Punkte immer noch selbst zusammen. Es ist glücklicherweise bei uns auch nicht wie in der Schweiz, wo es eine Null-Toleranz-Grenze gibt. Komischerweise erlebt man in der Schweiz auch diese Diskussionen nicht. Dort wird weitestgehend vorschriftsmäßig gefahren, weil eben genau jeder weiß, dass das Risiko, gefilmt zu werden, bedeutend größer ist. Ich selbst habe hier schon Tickets erhalten, weil ich 5km/h zu schnell war. In Deutschland gibt es Punkte, wenn ich mindestens 21 km/h zu schnell bin oder ab 80 km/h meinen Abstand um 5/10 des halben Tachowertes unterschreite. Da können die Schweizer nur von träumen. Es gibt also immer noch Toleranzbereiche, in denen ich nur verwarnt werde und kein punktebewährtes Bußgeld zu zahlen habe. Klar, solche Petitessen, wie nichtangeschnalltes Fahren oder telefonieren ohne Freisprecheinrichtung fallen nicht darunter. Aber das weiß ich ja und richte mich eben entsprechend.
Die Diskussion ist somit aus meiner Sicht müßig. Wenn ich bedeutend zu schnell fahre, dann weiß ich dass in der Regel. Wenn ich zu dicht über einen längeren Zeitraum und eine längere Strecke auffahre, ist mir das auch bewusst. Wenn ich im Überholverbot überhole, tue ich das in der Regel auch in vollem Bewusstsein. Wenn es mir also bewusst ist und ich es trotzdem tue, sind mir auch die möglichen Konsequenzen bewusst.
Ich finde es tagtäglich immer wieder hochspannend, wieviele Verkehrsteilnehmer es gibt, denen Regeln scheißegal sind, und die auf Kosten der Sicherheit anderer meinen, sich im Straßenverkehr behaupten zu müssen. Gerade, wer wie ich viel auf Deutschlands Straßen unterwegs ist, wird das bestätigen können. Noch interessanter finde ich dann allerdings immer wieder die Tatsache, die Übernahme der Verantwortung für eigenes Handeln dann abzulehnen und stattdessen die Schuld für die zu ertragenden Konsequenzen bei anderen zu suchen. Aus meiner Sicht war es nämlich gerade nicht der böse Staat, der zu dicht aufgefahren ist, der deutlich zu schnell unterwegs ist oder der mich von der Straße geschossen hat, weil er meinte, in einem Überholverbot an unübersichtlicher Stelle zu überholen. Wenn ich Scheiße baue, ärgere ich mich insgeheim über mich selbst; aber stehe ich dafür ein und suche die Schuld für mein Handeln nicht bei anderen. Aber vielleicht bin ich da einfach auch nur falsch erzogen worden.
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~~ Vier Räder bewegen den Körper; doch nur zwei Räder bewegen die Seele ~~