das thema "front-pulley-wechsel, 1-7/8" oder 48er nuss" war schonmal da, ich wollte hier aber kurz beschreiben und anhand der erlaubten 5 bilder zeigen, wie der wechsel bei mir verlief.
hatte nach gebrauchtkauf meine 883 im jahr 2011 beim händler zum grossen check. dabei wurde das scheinbar abgenutzte front-pulley wegen langer lieferzeiten für die originalteile von einer originalen 27-zähne- in eine (wohl vom aftermarket?) 28-zähne-version getauscht.
ca. 20.000 km später bemerkte ich plötzlich belt-quietschgeräusche, die im laufe von wochen immer stärker und an der ampel echt peinlich wurden. das quietschen war beim ausrollen am ende lauter als der motor! die ganze palette an lösungsvorschlägen zum beltquietschen von rad ausrichten bis hirschtalg seitlich aufschmieren hatte ich natürlich durchprobiert. leider ohne erfolg.
das ritzel sah, von hinten in das abdeck-cover geschaut, irgendwie nicht gut und "blankgescheuert" aus. daraufhin habe ich bei ebay ein gebrauchtes original-30-zähne-pulley von einer 1200er geschossen, nachdem ich während meiner recherche in einem amerikanischen sportster-tuning-buch einen positiven artikel über den 27-in-30-zähne tausch gelesen hatte.
parallel habe ich den clymer gewälzt und meinen chefmechaniker (dad, 1200er-fahrer mit top-metrisch+zoll-hobbywerkstatt) auf geeignetes werkzeug angesetzt. hier im forum war mal von einer benötigten 45er-nuss die rede, wir haben statt einer originalen 1-7/8" für ca. 13 € eine 48er bgs-nuss für das heimwerkstattsortiment gekauft, um die pulley-mutter aufzukriegen. war auch richtig so.
als das gebrauchte und etwa doppelt so schwere (!) pulley kam, war dieses zwar nicht abgenutzt aber stark und hartnäckig verschmutzt, musste also gereinigt werden. die metallbürste hat nichts gebracht, ich hatte im zuge meiner tank-schmirgel-aktion aber mal über essigreiniger+alufolie als reinigungsmethode gelesen und dann auch so gemacht.
zeitaufwand ca. 2 stunden unverdünnt einweichen (frosch essigreiniger) und 1 stunde mit alufolie schmirgeln, fertig.
das "gebrauchte" pulley sah wie neu aus, die mühle war eh schon dreckig, also los zum schrauben.
in der theorie war das öffnen des pulleycovers einfach:
hinterrad so weit wie möglich nach vorne setzten um den belt zu lösen, vordere befestigung der bremsstange vom fussbremeshebel abschrauben, bremsleitung und bremsflüssigkeitsszylinder an der flexiblen stelle der leitung nur zur seite oder nach unten drehen, coverschrauben entfernen und das cover abziehen.
in der praxis musste wegen des langen unteren haltebolzens (roter pfeil) der vordere auspuff-endtopf wegen seiner haltelasche (grüner pfeil) vom bolzen nach vorne per lederband-zwinge heruntergedreht und der hintere krümmer vom zylinder abgeschraubt werden (gelber pfeil). dazu mussten die zierbleche - bei mir in chrom und zum glück nur über schraubklemmen gehalten - letztlich von den auspuffrohren auch noch abgebaut werden. ok. cover war runter.
jetzt zeigte sich, dass das pulley richtig abgeschliffen und der belt rundum ziemlich im eimer war: ein paar zähne vom belt haben gefehlt und die meisten anderen hingen nur noch an einzelnen fasern.
ersatz in form eines s&s-performance-belts mit 128 zähnen wurde kurzerhand bestellt.
was jetzt folgte war nach 2-minütigem entfernen der sicherungsplatte an der pulleymutter - gesichert über 2 verklebte schrauben auf dem pulley - ein ca. 2-stündiges lösen der riesen-mutter mittels der neuen nuss. klar war natürlich, dass wir im uhrzeigersinn lösen müssen, wegen des linksgewindes an der mutter und dass das hinterrad wegen "durchrutschens" beschwert werden muss.
wir haben die mutter dann also bei eingelegtem ersten gang zunächst immer mit einem pressluftschrauber in schlag-schraube-modus bearbeitet und - sobald der kompressor leer war - in der ladepause mit einem heissluftfön die mutter erst ein paar minuten angewärmt, um dann sofort mit einem langem ratschenschlüssel (auf den wir noch ein hebel-verlängerungsrohr gesteckt hatten) vorsichtig (!) druck auszuüben. währenddessen sass einer von uns auf der maschine, um das hinterrad zu beschweren, damit der belt nicht ständig über das pulley rutscht.
so haben wir nach 2 stunden und kurzen momenten des aufgeben-wollens die loctite-verklebte mutter letztlich aufgekriegt OHNE diese zu beschädigen (verkratzt war sie natürlich etwas). das pulley war runter!
um den belt zu wechseln mussten wir dann noch den hinteren rechten stossdämpfer von der schwinge lösen und haben dann mit neuem pulley und neuem belt on board in umgekehrter reihenfolge, den drehmomenten und WICHTIGEN angaben für alle schauben aus dem clymer - und wo nötig - unter zuhilfenahme von loctite alles wieder montiert.
nur die pulleymutter konnten wir nicht mit dem angegebenen monster-drehmoment befestigen. die ist aber verklebt und über die fixierplatte richtig arretiert (mutter immer nur zuziehen, um die platte richtig zu positionieren, nie lösen! steht auch so im clymer).
das hinterrad und beltlauf sind jetzt pfeilgerade justiert, die dichtung am hinteren zylinder hat zum glück die de- und remontage des krümmers überlebt und das moped läuft seitdem (ca. 500 km) wie neu.
moped zieht gut? yesss!
quietschgeräusche irgendwelcher art? nope!!
aftermarket pulleys? never ever!!!
Dieser Beitrag wurde schon 10 mal editiert, zum letzten mal von RCLobster am 19.09.2015 01:13.