Lies einfach mal nach:
http://g-homeserver.com/harley-davidson/...enfreigabe.html
Und ja, die Hersteller könnten das tun. Zwei Punkte Traglastindex sind in diesem Fall durchaus mit höherem Reifendruck zu kompensieren.
Und ist doch schön, dass du auch mal was unglaubliches liest und neues erfährst, oder?
Ich wĂĽrde ja auch den Dunlop Roadsmart nehmen, aber der ist auch nur 72W. Und schlecht fĂĽr Dunlop: er ist nicht nur wesentlich besser, sondern auch wesentlich billiger. Da verkauft man doch lieber weiter den veralteten und ĂĽberteuerten D407 an die zahlungswillige Harley Fraktion.
Dunlop wäre durchaus in der Lage, durch einfache Umwidmung aus dem Roadsmart 72W einen
Roadsmart 74H Reinforced zu machen, mit um 0.3 bar erhöhtem Luftdruck. (s.u.)
"Traglastindex
In meinen Papieren wird der Reifen 170/60R17 78 H gefordert. Das entspricht einer Traglast von 425kg. Der Avon hat aber nur 72. Das sind 355kg. ABER: In den Papieren ist als maximale hintere Achslast 375kg eingetragen (entspricht 74). Die Lösung war einfach: der TÜV Beauftragte hat einfach die Maschine um 20kg abgelastet. Und gut wars.
Die Vorgabe von Reifen mit unüblich hoher Traglast ist offensichtlich wieder nur eine Verkaufsmasche von Harley, um die Kunden an das Produkt (hier Dunlop) zu binden. Der Jahrzehntelang übliche Standardreifen für Harleys, der Dunlop D402 (MT90B16 74H) hatte nämlich auch nur 74. Und wurde auf alle Tourer und auch die E-Glide Dickschiffe gebaut. Der war aber nur für die Geschwindigkeitsklasse H gebaut (bis 210 km/h). Der Avon dagegen ist für die Geschwindigkeitsklasse W (bis 270) gebaut, hat also eine wesentlich stabilere Karkasse.
Hier eine Milchmädchenrechnung: wenn der 72W Reifen 320kg bei 270km/h (er)trägt, dann trägt er wieviel bei 210km/h? Das sind rund 30% weniger Geschwindigkeit. Da die auftretende Energie quadratisch mit der Geschwindigkeit geht ist es sehr konservativ anzunehmen, dass die Belastung sich nur linear und nicht quadratisch ändert. Wenn man also denselben Reifen nur mit 210km/h laufen lassen dürfte (Klasse H), könnte er dann rund 410kg Tragen (natürlich mit entsprechend mehr Druck). Das würde einem Lastindex von 77 entsprechen. Natürlich ist diese Rechnung nur überschlagsmässig und soll nur einen Eindruck vermitteln, welche Stabilitätsreserven in so einer Karkasse stecken.
Technisch gesehen wird die fehlende Traglast durch 0.3bar mehr Druck (0.1 bar pro 10kg) wieder ausgeglichen. Die Ablastung war also eigentlich gar nicht notwendig. Im ersten Kapitel steht ein Beispiel, wo ich für denselben Hinterreifen eine komplette Freigabe von Avon bekommen habe. Die gab es diesmal nicht, da ich jetzt einen Hinterreifen als Vorderreifen draufhaben wollte. In der obigen Freigabe stand, dass zusammen mit dem alten 130/70 R 18 63H AV71 Cobra Vorderreifen der 170/60 ZR 17 72W AV56 Storm 2 Ultra für meine Maschine freigegeben ist. Ohne Einschränkung (aber eben mit einem Druck von 2.8 bar statt 2.5 bar).
Das ist übrigens ein übliches Verfahren, das im Automobilbereich auf sogenannten "Reinforced", "Extra Load" oder auch "XL" Reifen angewendet wird. Zu den zählen dann auch schnelle PKW Reifen im Geschwindigkeitsindex V und W (sic). Das sind Reifen derselben Grösse mit extra stabiler Karkasse, die dann einfach nur mit mehr Luftdruck gefüllt werden, um dadurch einen höheren Lastindex zu erreichen. Bei dem Normaldruck von 2.5bar haben auch die "Reinforced" Reifen keine höheren Tragfähigkeit wie die einfachen Reifen.
Im Autobereich heist das zum Beispiel:
195/65 R 15 91 T (Standard) hat eine Tragfähigkeit von 615 kg bei einem Fülldruck von 2,5 bar
195/65 R 15 95 T Reinforced hat eine Tragfähigkeit von 690 kg bei einem Fülldruck von 2,9 bar
http://www.adac.de/infotestrat/reifen/pr...kw/default.aspx
Natürlich muss man in diesem Fall immer darauf achten, dass der Luftdruck stimmt (regelmässige Reifenkontrolle). Die Sicherheitsmargen sind nur so gross (oder klein) wie bei den klassischen Harley Reifen. Ein Reifen mit Traglastindex 78 auf einer 74er Achse würde grob gerechnet einen Druckverlust von 0.5bar verzeihen. Das ist ein Sicherheitsvorteil.
Andererseits ist eine bessere Bodenhaftung bei Nässe auch ein Sicherheitsvorteil. In Abwägung der beiden Vor-Nachteile entscheide ich mich jederzeit für bessere Haftung bei Regen. Und bau dann lieber ein Winkelventil in die hintere Felge ein, damit ich ohne Mühe den Luftdruck kontrollieren kann."
Dieser Beitrag wurde schon 21 mal editiert, zum letzten mal von viczena am 23.03.2012 13:57.