Dieser Fred ist eine gute Idee!
Dann mache ich mal den Aufschlag und versuche mich an der Darstellung der Randbedingungen, ohne die eine Zukunftsdiskussion keinen Sinn macht:
HD hat erstmal die gleichen Probleme wie die Autoindustrie, weil sie durch dies gleiche ideologische Kampagne gegen den Verbrennungsmotor als „Spaß am Verbrennungsmotor“ - Verkäufer existenziell bedroht sind. Mit „Ideologie“ meine ich , dass rationale ökonomische und naturwissenschaftliche Argumente nichts mehr zählen. In der „Cancel Culture“ geht es nur noch um Schwarz oder Weiß, Sieg oder Vernichtung. Wer in dieser Situation mehr Leute aufwiegeln kann, schafft es , den anderen zu „canceln“. Ob das wirklich gut fürs Klima und Otto Normalo bzw. John Plumber ist, zählt für die nicht mehr, die mit Fackeln und Mistgabeln vor den Werkstoren stehen. Soll ll heißen, sich dadurch einer solchen Meute entgegenzustellen, dass man ein Spaßfahrzeug mit Verbrenner kauft und fährt, ist nichts für jedermann und hält wohl seit Jahren viele davon ab, sich eine Harley etc. zu kaufen. Wer unbedingt einen Toyota oder Golf für die Bewältigung des Alltags braucht, hat weniger Gegenwind in der „weg vom Verbrennungsmotor“-Ideologie.
Was Harley zusätzlich Probleme beschert, dass sie schon immer hochpreisig waren, sich aber auch Premium nur noch bei immer abgehobeneren Preisen rechnet. Ich war in den 70ern ein Twen, habe also noch erlebt, dass es in den 60ern und 70ern noch in der Reichweite des Mittelstands lag, sich alle zwei Jahre ein neues Mittelklasse-Auto zu kaufen (das wären heute 3erBMW, Audi A4, VW-Passat, die gab es damals schon, und Opel und Ford, die heißen heute anders). Solche „ Mittelklasse“-Autos bekommt heute nur noch der Dienstwagenfahrer, der „privat“-Verkaufsanteil liegt seit Jahren um die 11%. Deswegen wurden ja auch immer kleinere Klassen erfunden. Der frühere Wohlstand ist mit der Globalisierung nach Asien abgewandert. Also können nur noch alte Säcke mit einigermaßen „sicherem“ Job sich Harleys kaufen. Aber selbst da hat sich das Interesse gewandelt, beispielhaft meine Wahrnehmung bei den 1%ern: Wurden früher Tourer von jungen Fahrern derart als „Garbage Waggon“ verachtet, dass HD 1970 die Super Glide rausbringen musste und 1977 mit der Low Rider den Clubstandard der Oaklander Hells Angels serienmäßig machen musste, scheint heute die „E-Glide“ selbst bei 1%ern im Zentrum des Interesses zu stehe, einfach, weil die Kundschaft so alt und bequemlich geworden ist.
Wollen junge Leute keine Harleys mehr? Die Antwort ist nicht so simpel und eindeutig wie oft dargestellt:
- Die, die in den Sog der Anti-Verbrenner-Ideologie geraten sind, sicher nicht. Und das ist ganz anders als in den 80ern und 90ern.
- Dass der Retro-Style gerade von den jungen Leuten kommt und sich in Veranstaltungen wie „Glemseck 101“, „Wheels und Waves“ und „ACE Café Re“ niederschlägt, beweist, dass die genau dieses alte Design schätzen und den modernen Manga-Plastik-Müll notgedrungen hinnehmen. Da liegt es nicht an mangelndem Interesse, sondern an der oben beschriebenen Verarmung des Mittelstands, dass HD zu dem Schluss kommt, genau die richtigen Bikes für dieses Segment, Sporty und Dyna, rechnen sich in der auflagenbedingten Weiterentwicklung nicht mehr. Da fehlt also nicht das Interesse, sondern das Geld! Unsere Kinder werden es nicht mehr besser haben, weil die globalen Eliten in der Globalisierung mehr Geld verdienen und „Elektro“ als gerade richtig abgehoben, um den Pöbel auszuschließen, chic finden. In deren Epizentrum im San Francisco wohnen Schwester und Schwager, glaubt mir, ich habe mitgekriegt, wie die ticken.