zum zitierten Beitrag
Zitat von Moos
zum zitierten Beitrag
Zitat von Atomar
... oder man schleicht im Tempo eines illegal getunten E-Bikes durch die Gegend und dafür aber den halben Tag lang…
Also so wie der große Teil der Harleyfahrer, die ihre Leistung auch nicht ansatzweise nutzen. Ein E-Motorrad ist ein Bike für nen bestimmten Einsatzzweck und Fahrprofil und wer dieses hat wird evt. eins kaufen. Der Rest kann weiterhin glücklich bleiben mit seinem Verbrenner. Warum man immer nur zwanghaft die Nachteile einer anderen/neueren Technologie hervorheben muß verstehe ich nicht.
Also ich sehe da nix zwanghaftes drin, wenn man nüchtern analysiert, warum so eine neue Motorradtechnik nun ganz offensichtlich so gar nicht erfolgreich ist und gerade aktuell die Startups reihenweise kollabieren (und die „großen Etablierten“ sich auf Elektro-Roller beschränken und auch Livewire jetzt in diese neue, einzig halbwegs erfolgversprechende Richtung gehen muss). Ich zähle mal die drei Dimensionen dieses Themas auf, die hier m.E. wild durcheinander gehen obwohl sie ganz unterschiedlich behandelt werden müssten:
- Technik: Durch diese 30% - 80% Ladestrategie ist man ja ganz nüchtern technisch betrachtet doppelt gekniffen: Entweder man schleicht rum, weil man sonst faktisch nur die halbe Reichweite gegenüber der eh schon spärlichen im Verkaufsprospekt hat oder man genießt den einzigen faktischen Vorteil des sehr viel höheren Drehmoments ohne Schaltpausen und kann den Akku schon nach 4 statt 7 Jahren tauschen. Hat natürlich den „Vorteil“, dass es so einen dann „veralteten“ Akku dann nach erst 4 Jahren vielleicht noch zu kaufen gibt, der aber in etwa ganz grob das anderthalbfache eines neuen Verbrennermotors kosten würde. Dass die Early Adopter genau deswegen auf ihren Gebrauchten sitzenbleiben und die Gebrauchtpreise im absoluten Keller sind, dass Sixt zur Abwendung einer Unternehmensschieflage genau deswegen die Anzahl der E-Autos in seinem Portfolio drastisch reduziert hat und selbst Markenhändler E-Mobile der eigenen Marke nicht mehr in Zahlung nehmen, ist einfach unwiderlegbarer Fakt. Wer‘s partout nicht glauben mag, frage doch mal seinen Freundlichen, ob er eine gebrauchte Livewire in Zahlung nehmen würde (man kann ja „für einen Freund“ fragen ) Bei dem in Ffm stehen jedenfalls die letzten neuen Livewire, die noch unter „HD“ liefen, heute noch rum, obwohl er die den Bankstern unserer Region schon als „Sammlerstücke“ angedient hat, weil noch „Harley Davidson“ drauf steht . Glaube kaum, dass der sich noch ein paar von diesen offensichtlich seit 2 Jahren unverkäuflichen Dingern dazustellt. Dass ist die Dimension der harten Fakten
- Volkswirtschaft: Und damit sind wir nahtlos bei der volkswirtschaftlichen Dimension angelangt, wobei das Prefix „Volk“ auch die politische beinhaltet: Frage mich, warum wegen der faktisch halben Reichweite gegenüber dem Verkaufsprospekt die Verbraucherschutzvereine hier nicht schon längst den Titel „Mogelpackung des Jahres“ vergeben haben . Die sind halt auch dem Zeitgeist unterworfen und fürchten den politisch korrekten Shitstorm. Und damit sind wir bei dem zweiten , dem politischen Aspekt dieser Dimension: Die negativen Emotionen gegenüber dem Thema an sich rühren ja wohl daher, dass es als „politisch korrekt“ von „oben“ verordnet wird, und technische Lösungen politisch zu verordnen, war bisher eigentlich nur in totalitären Systemen zu verorten (damit wären wir bei der staatlich verordneten E-Mobilität in China). Richtig totalitär im Orwellschen Sinne wird es dann, wenn die EU die Anrechnung der CO2-Emission bei Produktion und Betrieb von Verbrennern vorschreibt und bei E-Autos kontrafaktisch auf Null setzt. Warum hat „der Staat“ das nötig, wenn die von ihm vorgegebene Lösung ohnehin „die einzig richtige“ sein soll? Und genau daher rührt auch das Unbehagen gerade vieler nüchterner, unvoreingenommener Techniker, die weder Klimawandelleugner noch Schwurbler sind. Demokratische Marktwirtschaften verstehen die Rolle des Staates grundlegend darin, dem Markt Grenzen statt Lösungen vorzugeben. Wohin das staatliche Vorschreiben von Lösungen führt, können wir ja schön am „Erfolg“ der ehemaligen DDR sehen, die über gut 40 Jahre den Zweitakter als einzige Lösung für individuelle Mobilität staatlich vorgab und mit dem Unterdrücken aller anderen Lösungen (auch in anderen technischen Bereichen) selbst gegenüber ihren „sozialistischen Bruderländern“ technisch uneinholbar in Rückstand geriet und letztlich unvermeidbar in die Staatsinsolvenz abrutschte. Diese volkswirtschaftliche Dimension - i.e. die „weichen Fakten“ - gehört eben auch m.E. unverzichtbar zu diesem Thema, um alle Dimensionen abzudecken.
- Gefühle: Bei den „Emotionen“ kann es natürlich keine Bewertung oder gar Diskussion geben, die muss jeder mit sich selber ausmachen: Der eine genießt - gerade bei HD - „Look, Sound & Feeling“, wie es der göttliche Willie G. so treffend formuliert hat, der andere das überragende unterbrechungsfrei gebotene Drehmoment und sein gutes grünes Gewissen. Beides sind Gefühle, die also nicht unbedingt real sein müssen, will heißen, nüchterner technischer Betrachtung standhalten. Die Elektromotorräder sprechen m.E. noch am ehesten den „Sonntagvormittagfahrer“ an, der sich früher eine Ducati Monster noch mit dem klassischen Gitterohrrahmen kaufte, die zu eben diesem Zweck perfekt taugte und zu sonst eigentlich nix (zumindest meine Erfahrung mit dreien dieser Geräte )
Wenn es alle Diskutanten - oder Disputanten ?
- hier schaffen würden, zwischen den sachlich- technischen, volkswirtschaftlichen und den emotionalen Aspekten argumentativ sauber zu trennen, müsste die Stimmung hier nicht so, sagen wir mal „angespannt“ sein
__________________
„I don‘t like valves that look like golf tees. Intake valves should be the size of trash can lids, and pistons should be the size of manhole covers“ (Jay Leno)
Dieser Beitrag wurde schon 1 mal editiert, zum letzten mal von motorcycle boy am 16.11.2024 20:47.