Da das immer wieder eine Frage sein dürfte, ob es sich lohnt eine Harley aus den USA - oder wie bei mir ein US-Modell aus dem EU Ausland - zu importieren, hier mal eine Aufstellung, was man so an Zeit und Geld invesitieren muß. Zur Info, meine ist ne TC 88, Baujahr 2000,- Vegasermodell.
1. Man sollte selber schrauben können, sonst wird´s deutlich teurer. Dafür braucht man erstmal passendes Werkzeug, einen Heber, Bastelanleitung etc, wenn man vom Japaner umsteigt. Aber das sollte man sowieso haben, deshalb rechne ich das nicht extra. Kostet aber trotzdem Geld.
2. Besorgt euch zuerst das TÜV - Datenblatt. Ich hab mit dem zuständigen Sachbearbeiter beim TÜV telefoniert und erstmal die Teile geholt, die er geändert haben wollte, damit es schneller geht. Eins davon war die Steuereinheit. Lange gesucht bis ich eine passende in der Bucht gefunden habe. Bei
http://partsfinder.onlinemicrofiche.com nachgeschaut und da gab es für meine ein US- und ein internationales Steuergerät. Also war klar, ich brauche das internationale. Gekauft, umgebaut, getestet, alles Prima. Heute kommt das Datenblatt und danach muß ich eins von beiden drin haben. Also eigentlich nur überhaupt eins. Hätte mir ne Stunde gefuttel und einen Haufen Geld sparen können, wenn ich zuerst das Datenblatt geholt hätte.
Ohne gehts eh kaum. Ich hatte von einem freundlichen Mitforisten eine Kopie eines Fahrzeugscheins eines baugleichen Modells, aber irgendwie wollte das niemand haben. Alle wollten das Datenblatt.
Da sind die ersten 250,- Euro weg. Und es dauert so eine Woche, da die das Datenblatt erst losschicken, wenn die Überweisung dort gebucht ist.
3. TÜV- taugliche Tüten sind Pflicht. Zuerst beim Freundlichen nachgefragt, bei seiner Preisvorstellung von 1300,- Euro bleich geworden und dann woanders geguckt. Gibts in der Bucht so zwischen 100,- (verranzt) und 250,- Euro. E- Zeichen muß drauf sein, wonach man in der Bucht vor Bestellung genau gucken sollte. Da verkaufen viele ihre wegen dem TÜV abgeschraubten US - Tüten. E - Zeichen ist so auf keiner vorher in Holland zugelassenen Harley zu finden. Da gibt´s eher so was: "
Auspuff laut, offene VA Rohre (weniger lauter mit dB-Killers, € 15,= Stück). " So was war auf meiner auch drauf. Ich denke bei denen aus Polen wird es auch nicht anders sein. Und das frustierende ist, dass die Originaltüten, die jetzt wegen der § 21 Abnahme drauf sind derart bescheiden klingen, dass ich schon wieder am schauen bin, was da drauf kommt - mit TÜV - wenn ich die Zulassung habe. Redet da vorher mit dem Prüfer, ob ihr gleich welche aus dem Zubehör drauf machen und eintragen lassen könnt. Dann kauft ihr nicht 2 X Auspuffe.
4. Womit keiner rechnet ist der Luftfilterkasten. Auf dem EU Teil sind E - Zeichen drauf und der Ansaugweg ist anders. Also sagt der TÜV, der muß gewechselt werden. In der Bucht gibt es Massen davon, und die meisten sind die die irgendwo abgeschraubt werden mußten, weil eben kein E-Zeichen drauf ist. Die mit E-Zeichen kosten so 120,- bis 200,- Euro. Aber dabei ist kaum einer für das Vergasermodell ohne Klappen zu finden.
Bei mir ist ein Screaming Eagle Stage 1 drauf, also brauche ich das TÜV - Kit für 120,- Euro. Bei einer § 21 Abnahme würde ich mich nicht drauf verlassen, dass der screaming eagle ohne das durchkommt, wenn das Datenblatt eine geänderte Backplate fordert.
5. Der Vergaser muß anders bedüst werden und braucht ne andere Nadel. Zusammen 35,00 Euro, für etwas das nur einen Tag drin bleibt, weil es so viel zu mager ist.
6. Bei mir hatten die Gläser zum Glück schon E-Zeichen. Ansonsten heißt es Lampenglas (50,- Euro), Blinker (noch mal 50,- Euro) und Rücklicht ( 40,- Euro - in der Bucht, beim Freundlichen wohl mehr) tauschen.
So, da sind die ersten 750 Euro weg, und das Ding hat noch keinen TÜV und kein Nummernschild. Dafür schon 3 Tage in der Garage verbracht und 2 Wochen dem schönen Wetter zugeschaut. Die Preise für "unnötige Dinge" wie ein paar neue Reifen und Bremsbeläge lass ich mal außen vor, die hat man auch bei einer gebrauchten mit EU - Zulassung.
7. Dann will man zum Tüv. Und irgendwie muß man da ja hinkommen. Also braucht man jetzt ein Kurzzeitkennzeichen und hat die nächsten 40,- Euro an der Backe (und 1 1/2 Stunden warten bei der Zulassungsstelle).
8. Als Kosten für die Vollabnahme fallen so 100-150 Euro an. Kommt drauf an, was der Prüfer alles an Zusatzeintragungen für nötig hält. Eine Prüfung vor Zulassung ist auf alle Fälle zwingend. Irgendeinen ausländischen Rest- TÜV gibt es nicht.
9. Mit dem TÜV Gutachten muß dann eine Einzelgenehmigung nach § 13 EG-FGV beantragt werden. Hier zahlt man wieder 40,- Euro für ein Blatt Papier. Das ärgerliche daran ist, dass man wieder eine Woche auf das Papier wartet. Als Tip hierzu, sobald man den TÜV hat, sollte man mit der Harley zur Zulassungsstelle fahren, und die Vorführung erledigen. Sonst muß man zur endgültigen Zulassung noch mal mit dem Motorrad da hin, und wegen der Zeit, die die Einzelgenehmigung braucht, sind die 5 Tage der Kurzzeitkennzeichen abgelaufen. Und nein, man darf auch nach § 10 Abs. 4 ZVO zur Zulassung nicht mit ungültigen Kurzzeitkennzeichen fahren.
Zusammengefasst, rechnet mit Minimum 1.000,- Euro und 3 Wochen Zeit und Schrauberei, wenn ihr euch so eine holt. Aber andererseits, irgendwie war es bei meinen Mopeds immer so: Wenn ich das Ding noch nicht zerlegt und wieder zusammen gebaut hab, ist es gefühlt noch nicht meins.
Und so als Tip: Wenn ihr vorher grob abschätzen wollt, welche Teile getauscht werden müssen, einfach, in den Partsfinder Baujahr und Typ eingeben und durch alle Technikseiten durchgehen. Immer ganz unten sind die Teile für die EU Modelle in den Tabellen mit Neupreisen aufgelistet. Im Zweifel werden alle gefordert, die man da findet.
