Hallo zusammen,
Am letzen Samstag habe ich meine Samson Legend Pomonas installiert. Da es hier im Forum überall heißt, dass man das selbst machen kann, denkt man sich so als Schrauberlaie „das kann ich auch“. Wenn man das allerdings noch nie gemacht hat, kann es in etwa so ablaufen:
Vorab erst einmal einen 64teiligen Satz zölliges Werkzeug von Rothewald besorgt sowie eine
Spezialnuss von Eightball Customs (sehr zu empfehlen) zum Abschrauben der O2-Sensoren. Veranschlagte Zeit für den Wechsel nach Augenschein: eine Stunde. Um 11:00 Uhr geht es am Samstag gemütlich nach dem Frühstück los.
In die Beschreibung geschaut: „zuerst Original-Auspuffanlage entfernen“. Klar, also an die Arbeit. Erstes Problem: man kommt an die Muttern, die den Krümmer am Zylinder halten, nicht heran ohne die O2-Sensoren auszubauen. Also die losgeschraubt, aber wie bekommt man die ab, wenn sich das Kabel immer mitdreht und die Umdrehungen, die man losgeschraubt hat immer wieder zuschraubt, wenn man es wieder loslässt, so dass man keinen Schritt weiterkommt? Nachgedacht, aha, Kabel ausstecken, dann dreht sich auch das Kabel mit, kein Problem mehr. Danach alle Schrauben lösen und das Original samt Interferenzrohr abbauen. Dann ist aber auch schon die erste Stunde rum….
Jetzt müssen die Flanges und die Spring Rings von den Orginalkürmmern, denn die werden noch gebraucht. Beim ersten geht es noch, beim zweiten will das Sch****ding partout nicht runter. Am Ende geht es doch, aber es kostet die Kuppe des rechten Mittelfingers zwischen dem ersten und zweiten Glied. Also erst mal Pflaster holen….
Danach die Flanges und Spring Rings wieder auf die neuen Krümmer -- diesmal ohne Blutvergießen.
Dann vorderen Auspuff am Krümmer verschrauben. Alles verdammt eng um die Muttern herum aber es geht mit Hilfe einer zweiten Person, denn gleichzeitig Schrauben und Auspuffrohr halten geht nicht gut.
Hinten geht’s dann gar nicht, denn das Hitzeschild geht so weit unter die Kühlrippen der Zylinder, dass man die Muttern nicht mehr auf die Schrauben bekommt. Also Mutter vorsichtig einfädeln und mit zarten Frauenhänden den Anfang finden. Klappt nicht, Mutter fällt runter, mit Pinzette und Schraubenzieher auf Muttersuche in den unendlichen Weiten des Motorblocks. Versuch zwei drei vier und fünf, gleicher Mist. Mittlerweile sind zwei Stunden rum….
Nächster Versuch mit der Mutter auf der Nuss direkt auf die Schraube. Die will keinen Anfang finden, weil der Winkel nicht richtig passt, weil das Hitzeschild im Weg ist, was bei der Gelegenheit dann auch gleich mal dort, wo ich mit der Verlängerung der Ratsche unterwegs war, ordentlich verkratzt. Versuch zwei drei vier und fünf enden damit, dass die Mutter kein Gewinde mehr hat („und bist du nicht willig, so….“). Samstags um 13:15 Uhr stellt sich dann die Frage: „Gibt’s das auch im Baumarkt (5 km) oder muss ich zum Freudlichen wegen dieser Mutter (35 km)“. Lieber auf Nummer sicher gehen: Kurzer Anruf beim Freundlichen, ja sie haben die Mutter. Also schnell ins Auto über die Autobahn zum Freundlichen. 10 Minuten vor Schluss angekommen, zwei Muttern geholt, 1,52 Euro bezahlt und wieder ab nach Hause. Dreieinhalb Stunden sind nun um. Erst einmal Zeit für das Mittagessen um 14:30 Uhr.
Mit neuer Kraft erneut an Werk. Krümmer noch mal abgebaut und neu justiert, Mutter mit zarten Frauenfingern eingefädelt und dann mit der Ratsche festgeschraubt. Jetzt endlich passt es. Beide Auspuffteile parallel justiert, alle Schrauben hinten und vorne nachgezogen. Passt. Jetzt ist es 16:00 Uhr. Nun noch kurz die O2 Sensoren anschließen und dann ist alles fertig. Vorne kein Problem, Kabel wieder einklipsen, fertig. Hinten: O2-Sensor will nicht auf das Gewinde im neuen Krümmer. Versuch zwei drei vier und fünf – geht nicht. Verd***noch mal, kurz vor knapp doch noch gescheitert. Alles wieder umbauen? Oh Nein! Ausprobiert, ob die Sonden andersherum passen. Ergebnis: beide passen vorne, keine hinten.
Nochmal versuchen, bisschen mehr Druck (man wird ja vorsichtig, wenn der Freundliche 35 km entfernt ist, geschlossen hat und die O2-Sonde auch nicht nur 1,52 Euro kostet…) und siehe da, auch die Sonde geht mit ein bisschen Gewalt ins Gewinde. Puhh geschafft, schwere Geburt um 17:00 Uhr, sechs Stunden nach Beginn des Umbaus.
Dann Schlüssel geholt, angelassen, meine Güte, was für ein Sound!! Bollern, Schütteln und Schnorcheln – so wie man sich einen richtigen Harley-Sound vorstellt. Kein Vergleich zu den Serientöpfen. Schnell umgezogen, Jacke an, Helm auf und 30 km Proberunde. Man traut sich echt nicht im Ort aufzudrehen, so laut hört man den Motor selbst noch unter dem Helm, aber was für ein geiler Sound!! Auf der Landstraße dann aufgedreht und ein Gewitter bricht los als ob 1000 Serienharleys auf einmal Gas geben. Grinsen ohne Ende im Gesicht – bis der nächste Ort kommt: Immer schön im großen Gang, möglichst wenig Gas bis der Ort vorbei ist und das Ortausgangsschild sichtbar wird…. Zurüchschalten und -- Wrooooummmmm!!!!
Endlich hört man auch mal beim Fahren noch was vom Motor und nicht nur Windgeräusche vom Helm. Es ist einfach ein ganz ursprüngliches, urtümliches und unmittelbares Fahrerlebnis, was die Serientöpfe nicht leisten können.
Wer diesen ungefilterten Harley-Sound mag, wird die Samsons lieben. Allerdings fährt immer auch ein wenig das schlechte Gewissen mit, als akustischer Umweltverschmutzer anderen eventuell auf den Senkel zu gehen….
Hörbeispiele gibt es
hier,
hier und
hier
Allerdings: Lautsprecher gaaaaannz weit aufdrehen, um nur halbwegs einen Eindruck davon zu bekommen, wie laut die wirklich sind.
P. S. Da sind ein paar Baffles drin, die man herausschrauben kann. Allerdings kann man die nicht "quiet" nennen. Hat einer eine Idee, wie man die Dinger umbauen kann, dass sie für ein wenig mehr Dämpfung sorgen?