Samstag
Beim Frühstück machten wir die Bekanntschaft eines Pärchens mit einer alten BMW-Boxer. Die beiden waren noch weitgehend analog unterwegs, Landkarte statt Routenplaner, geht ja auch tadellos und verschafft auch einen besseren Überblick. Dennoch war der Fahrer dankbar, als ich ihm auf meinem Handy die Seite des Sella Ronda Bike Day zeigte. Seine Tour um die Sella sollte er besser auf einen anderen Tag verschieben.
Als wir nach dem Frühstück unser Mopped wieder beluden, fing der Wochenendverkehr schon an, die Timmelsjochstraße herunterzuströmen. Ein erster Vorgeschmack auf den Tag. Kaum losgefahren, waren wir selber schon voll mittendrin. Unglaubliche Menschenmassen und anscheinend hatten die meisten davon in ihrem Leben noch keine Kurve gesehen. Stau durch Meran, Stau auf der Vintschgaustraße, furchtbar zähes Vorankommen bis Prad mit einem eher fruchtlosen Einkaufsstop in Laas. Der Tag ging nicht gut los und es wurde noch schlimmer. Eigentlich war doch erst Juni, trotzdem war das Stilfser Joch hochwärts schon das, was der Angelsachse als "Three Ring Circus" beschreibt. Wohnmobile, Minibusse, ein holländischer Audi-Club (mit Rauchgenerator) und als Krönung eine große Traktoren-Rallye. Kein Blick mehr für das Bergpanorama unter dem mit Föhnwolken verzierten blauen Himmel. Volle Konzentration auf die Straße, vor den Kehren bloß viel Abstand lassen. Endlich in Bormio angekommen, bog das Auto mit dem gelben Kennzeichen vor mir links ab Richtung Gavia. OK, genug, Auszeit. Erstmal etwas essen, genug trinken und die Tagesplanung überdenken. Über den Gavia Richtung Gardasee können wir uns bei dem Verkehr wohl knicken. Also, auf zu neuen Horizonten: In den Bergamasker Alpen war ich noch nicht. Also Richtungswechsel, erstmal talabwärts, in Grosio links hoch zum Mortirolo und dann über Edolo zum Passo Vivione. Danach sehen wir weiter.
Die Idee war wohl richtig. Ab ein paar Kilometern das Veltlin herunter kaum noch Verkehr. Bis auf ein paar herausgeforderte KTM-Fahrer auch über den Mortirolo keinen Streß. In Forno Allione biegen wir aus dem Val Camonica ab auf den Passo Vivione, eine extrem enge Bergstraße, die sich durch Unmengen von Goldregen den Berg hochwindet. Begegnungsverkehr haben wir glücklicherweise fast nur mit BMW GS, ein einzelner entgegenkommnder Bauer in seinem Auto macht die Sache schon reichlich diffizil. Auf der Paßhöhe treffen wir auf einen italienischen Fahrer mit defektem Naked Bike. Wartet bei einem Kaffee darauf. daß ein Abschleppwagen ihn abholt. Ein Abschleppwagen auf dieser Straße, der wird uns noch ein paar Probleme bereiten. Bei unserem Kaffee diskutieren wir den weiteren Weg. Südwärts zum Iseo-See oder westwärts nach Bergamo? Wir entscheiden und für den Weg nach Westen, mehr neue Pässe in dieser Richtung.
Passo della Presolana, Passo di Zambla, jede Menge Kurven, fantastische Bergblicke, idyllische Täler, felsige Schluchten und Dörfer mit interessanten Namen. Schließlich landen wir in San Pellegrino Terme, nach der Beschreibung meiner Brüder ein eher verschlafener Ort. Das war aber im September, im Juni steppt da der Bär. Straßenfest, Tennisturnier, Menschen allüberall. Nach etwas herumtelefonieren bekommen wir aber doch noch ein Zimmer und nach einigen Irrungen und Wirrungen auch etwas zum Essen.
Super. Nach einem vergurkten Start hatten wir doch noch einen erstklassigen Fahrtag mit reichlich neuen Straßen.
Timmelsjoch abwärts Richtung St. Leonhard
Oben mit, unten ohne
I am not making this up
Berge, Himmel, Föhnfische
Ausblick, standard
Geduldsprobe
Herdentiere
Kurven und Tunnel hinab nach Bormio
Der schmale und steile Weg hinauf zum Mortirolo
Edolo
Aufstieg zum Passo Vivione, durchwachsener Asphalt und sehr, sehr eng
Glücklich oben. Sieht...
...irgendwie aus wie Schottland
Der ganze Pass gesäumt von Goldregen
Neue Horizonte
Nächster Pass
Auf dem Weg zum Colle di Zambla
Grob in die Richtung liegt der Comer See
Interessante Ortsnamen
Die Schlucht durch das Val Serina
Post-Abendessen
Der Mond über dem Brembo