Hier aus dem Forum von Peter Viczena (Wenn nicht erlaubt dann bitte Löschen)
Hier der Link zu dem Artikel.
Offene Luftfilter und Regenfahrten
Immer öfter sieht man Luftfilter, bei denen die Filterfläche nicht mehr durch einen Deckel abgedeckt sind, sondern frei den Elementen ausgeliefert sind. Das ist eine schöne Sache, wenn man in Arizona lebt, wo es nur selten regnet. Wenn man mal richtig in herabstürzendes Wasser gerät, kann das eventuell schwierig werden.
Kommt nämlich Wasser in den Manifold, so besteht die Gefahr eines Wasserschlages, sobald der Volumenanteil flüssigen Wassers im Zylinder den Kehrwert der Motorverdichtung überschreitet. Beispiel: Bei unserer Harley mit einer Verdichtung von 1 : 9 wird die Luft auf 1/9 = 11% des angesaugten Volumens komprimiert. Enthält das in die Zylinder einströmende Volumen mehr als 11% Wasser, so ist das Wasservolumen größer als die Brennkammer. Der Kolben läuft auf dem Weg zum Kompressions-OT vor die Wand aus nicht komprimierbarem Wasser. Gewöhnliche Folge: Der Pleuel und / oder die Kurbelwelle verbiegt sich, und der Motor hat nur noch Schrottwert.
Jetzt bekommt man den Wasserschlag meist nicht mit dem ersten Schluck angesaugten Wassers. Im Filter und an der Innenwand des Manifolds kann sich erstmal eine gewisse Wassermenge absetzen, was einer Gnadenfrist für den Motor gleichkommt. Erst wenn diese Bereiche mit abgeschiedenem Wasser "gesättigt" sind, wird der nächste starke Wasserschwall den Motor hinrichten. Dabei können die großporige Tuning-Luftfilter das Wasser schneller durchlassen und in Grenzfällen den Motor killen, während ein (saugfähiger) Original-Papierfilter den Wasserfluß noch zeitlich ausreichend strecken und den Motor retten würde.
So die Lehrmeinung. Nun entspricht 11% Wasser bei unseren Maschinen einer Menge von rund 80 ccm. Und das pro Ansaugtakt. Also zwei Schnapsgläser voll. Da muss es auch beim sportlichsten Lufi schon mächtig reinregnen. Deshalb also niemals bei laufendem Motor einen Dampstrahler in Richtung eines offenliegenden Lufis halten.
Das zweite Problem ist, dass der Luftfiltereinsatz sich mit Wasser vollsaugt und die Poren im Lufi verstopft werden. Dadurch nimmt die Leistung des Motors ab. Die EFI misst die abnehmende Luftmenge und spritzt daraufhin auch weniger Benzin ein. Deshalb empfehlen die Hersteller die Verwendung von Regenstrümpfen. Sieht aus wie Omas alter Stützstrumpf. Das Gegenteil von Sexy und Cool.
Das Dritte Problem hat mit Regen nix zu tun. Ein offener Lufi wird schnell sehr viel Dreckiger. Wenn ich bei der Motorradwäsche sehe, wieviele Fliegenreste und Strassendreck aussen auf dem Lufi Deckel kleben, dann freue ich mich, dass diese nicht auf dem Luftfilterpapier gelandet sind. Zumal dieser Dreck recht klebrig und resistent gegen Reinigungsversuche ist.
Als Fazit würde ich schlicht von einem offenen Luftfilter abraten. Es ist nur Show und macht Ärger. Und bringt nichtmal zusätzliche Leistung (siehe Statistik am Anfang dieses Kapitels). Eher im Gegenteil. Durch die schnellere Verschmutzung liefert er nach kurzer Betriebsdauer sogar weniger Luft als ein verpackter OEM Luftfilter.
Ich selber fahre auch den Stage 1 offen und habe bis jetzt auch bei Regenfahrten kein Problem gehabt.