Ich habe mich entschieden, doch ein wenig zu spoilern, was uns als nächstes erwartet, damit hier nicht zu lange nix weitergeht:
Wir hatten ja schon, dass
Fotos 3+4: ... der Big Flatty mit 74 und 80 cui im Grunde genommen nichts als eine vergrößerte Version ...
Fotos 1+2: ... des Small Flatty mit 45 cui ist, eben weil die Behörden beider amerikanischen Halbkontinente OHV-Motoren europäischer Bauart mit ihren in den 30ern als nicht standfest verschrieenen, weil mit einer seitliche Kraftkomponente belasteten Ventilführungen strikt ablehnten. Da Harley das Behördengeschäft mit den großen Flatties nicht allein Indian überlassen wollte, ...
Foto 3: ... entwickelten sie den Big Flattie als Behördenmotor vor allem für die Polizei, ...
Foto 1: ... während die Militärs aus Kostengründen den kleinen Hubraum des Small Flatty, wohl nicht zuletzt wegen der exorbitanten Stückzahlen und des geringeren Benzin- und Öldurstes bevorzugten.
Fotos 2+4: Da verwundert es uns nicht, dass die Ventilsteuerung von
Foto 2: ... Small Flatty ...
Foto 4: ... und Big Flatty praktisch gleich aussehen.
Foto 2: Der Small Flatty hat den gleichen Rollenstössel (S ) ...
Foto 4: ... wie der Big Flatty (AK)...
Foto 2 ... der die austauschbaren Ventilführungen (L) und Stösselführungen (V,W) von Small Flatty ...
Foto 4: ... und Big Flatty (Ventilführungen (S), Stösselführung (AN)) völlig seitenkraftfrei hält und damit trotz wahrscheinlich miserabler Legierungsqualität ein langes Leben garantiert, vorausgesetzt , man fährt mit Obenöl, wie schon Kurt Mair in seinem Standardwerk " Das Kraftrad" von 1937 fordert: Wer sich die Technischen Zeichnungen von Foto 2+4 genauer ansieht , wird sich nämlich fragen: "Ja und wie werden denn nun die Ventilführungen (L) bzw. (S) gegen die darin hin und hergehenden Ventilschäfte der Ventile (K) bzw. (R) geschmiert? Ich bin sicher, so mancher deutsche Flattyfahrer der letzten 40 Jahre wird sich über den raschen Ventilführungsverschleiss entgegen der Theorie der haltbaren Flatheadventilführungen gewundert haben, obwohl er den Öltank der Trockensumpfschmierung doch immer brav befüllt hat. Das Öl aus dem Öltank wird aber nicht hierhin befördert! De Flattyfahrer der 20er und 30er wusste noch, dass er zusätzlich in seinen Benzintank Zweitaktmischung 1:18 tanken musste
, damit dieses Öl bei seinem Weg durch Ansaug- und Abgaskanal die Ventilschäfte in ihren Führungen schmieren konnte. Ja, nicht zuletzt wegen ihrer Sauforgien, und dann auch noch mit Zweitaktgemisch, bei gleichzeitig schwacher Motorleistung sind die primitiven, robusten Flatties in den 50ern ausgestorben, und Indian gleich mit Ihnen
Die stehenden Ventile erkennt wahrscheinlich jeder, aber wer die Ventilfedern noch nicht erkannt hat, muss beim Seitenventiler UNTER den Ventilen suchen:
Foto 2: Beim Small Flatty sind es die Federn (N), ...
Foto 4: ... beim Big Flatty sind es die Federn (U).
In Fotos 2+4 sieht man auch sehr schön die Bauteile, welche die Begrifflichkeiten für diese Motorenbauart geprägt haben:
- Die Deutschen benennen diese Bauart nach der technischen Besonderheit, den seitlich stehenden Ventile (K) bzw. (R): "Seitenventiler"
- Die Amis benennen diese Bauart nach dem zweitaktartigen flachen Zylinderdeckel (C) beim Small Flatty bzw. (M) beim Big Flatty: "Flathead", also "Flachkopf".
Bei den Ventilschafthüllrohren ist uns schon am Beginn des roten Projektes ein kleiner Unterschied aufgefallen:
Foto 2: Während diese beim Small Flattie mit einem Gewinde gegen Zylinderanguss und Stösselführung ( ) auseinandergespreizt werden, wozu außen an der Hülle (Q) ein Sechskant aufgebracht ist, ...
Foto 4: ... findet sich hier beim Big Flatty wie bei den OHV-BT's von 36 bis heute ein Halbzylinder (AF) als Distanzstück, der sich mit seiner Unterkante gegen eine gut sichtbare Umbördelung an der Unterkante des unteren Hüllrohrs (AG) stemmt und sich mit seiner oberen Kante über eine Unterlegscheibe (AD) als Federaufnahme mit darüberliegende Feder (AE) in eine Aufweitung der Unterkante des oberen Hüllrohres (AK) und über dieses letztendlich gegen den Zylinderanguss stemmt.
Foto 5: Von außen sieht das im montierten Zustand dann so aus: Wenn man das jeweilige Ventil (R) einstellen will, geht man mit der Schraubenzieher in den rechteckigen Ausschnitt , der hier an Stelle des Blechbügels bei den OHV-BT's ist, und hebelt den Halbzylinder wie bei den OHV-BT's aus. Zweiter Unterschied zu den OHV-BT's: Der Halbzylinder sitzt hier über dem unteren Hüllrohr, bei den OHV-BT's hingegen über dem oberen.