Foto 1: Schön ist hier beim TC zu sehen, daß auch hier die Absaugpumpe eine viel breitere Zahnrad/-ring -Kombination hat wie die Förderpumpe. Warum, hatten wir schon, daher verzichte ich darauf, die Prinzipskizze ein weiteres mal hochzuholen: es soll durch die höhere Förderleistung der Absaugpumpe verhindert werden dass sich durch Nachförderung der Förderpumpe Öl im Kurbelgehäuse ansammelt, der Hubzapfen darin panscht und das Öl wie Schlagsahne schaumig rührt. Neben Erwärmung und Leistungsverlust verliert das Öl dadurch seine Pump- und Schmierfähigkeit. Eigentlich logisch, denn auch Milch kann man pumpen, Sahne nicht.
Foto 2: Von Early Shovel (noch mit gleich breiten Zahnrädern der Pumpen) ...
Foto 3 ... bis Evo (ab Late Shovel mit breiteren Zahnrädern der Absaugpumpe) sitzen die gleichen beiden Pumpen im gleichen gemeinsamen Gehäuse
- hinter dem Nockenwellengetriebe
- von dort mit horizontaler Welle angetrieben (gegenüber der vertikalen Pumpenwelle der Flatty/Sportymotorenfamilie 36 bis heute)
Erst ab TC sitzen die beiden Zahnringpumpen in ihrem gemeinsamen Gehäuse direkt auf dem Kurbelwellenlagerhauptzapfen.
- Vorteil ist der kostensparende Entfall der Spiralverzahnung (ausser der Flatty/Sportymotorenfamilie hat das heute kein KFZ-Motor mehr)
- Nachteil ist die Anordnung hinter dem Nosecone im Nockengetriebegehäuse. Dadurch entfällt die äußerst effiziente Aussenkühlung beider Pumpen, was einen Teil der thermischen Probleme des TC erzeugt (hatten wir ganz vorn im Thread schon, nur noch mal zur Erinnerung als kleiner Service
)
So erkläre ich mir auch die Geisteshaltung der "Pferdejackenträger", der TC wäre kein "echter Harleymotor" mehr. Wahrscheinlich wissen sie das selber so detailliert gar nicht, aber unbewußt macht sich diese Meinung an folgenden Änderungen gegenüber der OHV-BT-Motorenfamilie von 36bis 98 fest, die sich auch in einer veränderten Optik darstellt:
- Der Nosecone ist ein echter Deckel und kein Lagerbuchsenträger von Nocken- und rechtem Kurbelwellenhauptzapfem mehr. Diese Funktion wurde, wie bei den restlichen Motorradmotoren dieser Welt, in den Motor (hier in Gestalt des Lagerschildes) hineinverlagert.
- Die Ölpumpen sind innenliegend und werden nicht mehr von einer eigenen Welle mit Spiralverzahnung angetrieben. Die Pumpenwellenfunktion übernimmt der rechte Kurbelwellenhauptzapfen gleich mit
- die Nockenwellen , nun zwei statt einer, werden von Ketten angetrieben. Wenn man diesen unschätzbaren Vorteil der klassischen Harley-V2´s wieder haben will, muß man die beiden Ketten durch die insgesamt vier Zahnräder von Andrews ersetzen, wie in Foto 5 gezeigt: Dort sitzt beim TC sonst die Steuerkette von rechtem Kurbelwellenhauptzapfem zu der hinteren Nockenwelle. Auf der motorseitigen "Rückseite" des Lagerschildes ersetzen zwei weitere, hier logischerweise gleichgroße Zahnräder von Andrews die Kette, mit der die hintere Nockenwelle die vordere antreibt.
All diese technische Merkmale eines "richtigen Harleymotors" könnten die "Pferdejackenträger", auch heute noch , 2016
, fabrikneu in Gestalt des Sportymotors käuflich erwerben. Warum sie
- dann nicht seit 99 ausschließlich Sporties fahren
- nicht aller Welt lauthals predigen, dass die "richtigen, harten, coolen, grimmig dreinblickenden, wortkargen, pferdejackentragenden Harleyfahrer" heutzutage NUR Sporties fahren dürfen, "... und sonst nichts, so wahr mir Gott helfe"
- sondern uns statt dessen mit den angeblichen Vorzügen ihren technisch fragwürdigen Evos, Shovels und was weiß ich nerven (was die schweren Evo-Konstruktionsmängel sind, die immer wieder Altevofahrer nach weiteren ca
60-80000 abgespulten km in unsere Werkstatt spülen, vertagen wir auf ein andermal, damit ich hier nicht völlig den roten Faden verliere
)
=> zeigt zumindest mir, daß es hier anscheinend ausschließlich um das moderne "Selbstdarstellungsproblem " des zeitgeistigen Narzissmus geht, denn die Flatty/Sportymotorenfamilie ist ja schon seit 1929 was für Pussies
.
Foto 4: Hier möchte ich der Vollständigkeit halber die nach meiner Erfahrung kaum jemandem bekannte Ölpumpenkonfiguration des XR1200-Motors erwähnen und dies mit einem Ausblick auf eine mögliche Zukunft der Flatty/Sportymotorenfamilie ab 2017 verbinden, wenn diese nicht aus Kostengründen einem aufgebohrten "Street"-Allerweltsmotor geopfert wird. "Mögliche Zukunft" deswegen, weil man ja munkelt, der neue BT mit 107 cui kriege eine Luft-Ölkühlung. Die hatte der XR1200-Motor auch und da liegt es doch auf der Hand, diese ab 2017 in die Sporty-Motoren als Standard zu übernehmen. Wie (m.E. optisch akzeptabel) der schmale lange Ölkühler am linken Rahmenunterzug dann wird, wissen wir auch schon von der XR1200. Die aktuellen Sporty-Motoren haben ja auch schon von den Buell-Motoren, genau wie der XR1200, die Gummilagerung und die Ölspritzdüsenkühlung der Kolbenböden von unten sowie die leichten Pleuel übernommen. Was kaum einer weiß, zeigt dieses Foto aus dem Werkstatthandbuch. Die beiden Zahnringpumpen sind bei der XR1200 auf die verlängerten Nockenwellen gesteckt, womit Harley doch irgendwie zum Layout von Big- und Small-Flatty ab 36 zurückgekehrt ist (wir erinnern uns: die Drehschieberpumpe ein paar Posts vorher lag auch da
). Den bekannt hässlichen Pumpendeckel der XR1200 könnte man ja schöner gestalten, vielleicht mit Kühlrippen, wie im Zubehör, nun aber mit echter Funktion ... . Aber hard Facts: Mit diesem technischen Layout wird die Öltemperatur in Förder- und Absaugpumpe wirksam reduziert:
- Durch die Rückverlagerung der Pumpen auf die rechte Außenseite wird die Kühlung der Pumpen nochmal erheblich verbessert
- durch die Trennung der beiden Pumpen wie bei Big- und Small-Flatty ab 36 heizt das heiße, durch die Absaugpumpe geförderte Öl nicht das kühl sein sollende Öl in der Förderpunmpe im gleichen Gehäuse direkt daneben, nur durch eine ganz dünne Aluwand getrennt, so auf, daß es schon unsinnigerweise erhitzt in den Motor kommt, wo es doch, ab 2017 erst recht, kühlen soll. Das ist entscheidend, damit die gegenüber der Wasserkühlung weniger leistungsfähige Ölkühlung ihren Umweltzweck erfüllt, nämlich den Zylinderverzug durch die asymmetrische Luftkühlung zu reduzieren. Zum Ausgleich des Zylinderverzugs müssen nämlich die Kolben mit größerem Spiel eingebaut werden, sonst würden sie klemmen. Dadurch ist aber der Spalt zwischen Zylinderwand und Kolbenhemd über dem obersten Kolbenring größer, sodass sich da ein größeres Nest kalten schlecht gemischten Gemischs bildet, was unvollständig (Kohlenwasserstoff, Kohlenmonoxyd) verbrennt. Die Wasserkühlung erlaubt noch geringere Kolbenspiele, aber dann sind wir beim Street-Motor angelangt.
Genial bis Euro 3:
Zur Reduzierung des Kaltlaufverschleisses durch Ölvorwärmung ist das gemeinsame Pumpengehäuse andererseits natürlich eine feine Sache, wie die vielen Öl-Wasserwärmetauscher in wassergekühlten Motoren seit Mitte der 90er beweisen. Auch wieder so ein versteckter Konstruktionsvorteil der OHV-Harleys seit 36
.
Letzendlich war aber die Integration der Förderpumpe (weg von der hinteren Auslassnockenwelle) in das Gehäuse der Absaugpumpe in der K ab 52 primär nichts anderes als eine Einsparmassnahme (wieder so ein "Fortschritt"), da zwei Pumpengehäuse und 2 Wellenantriebe natürlich teurer sind als nur einer für beide Pumpen.