Foto 1: Beim Kopieren der RT125 als "Hummer" fiel den aufgrund der langjährigen ArtDeco-Konkurrenz von Indian zwangsweise stilbewussten Harleykonstrukteuren beim Durchstöbern der erbeuteten DKW-Pläne auf, dass DKW 31 bei der SB200 einen viel schöneren einteiligen Satteltank als bei der RT125 verwendet hatte, m.W. einer der ersten, wenn nicht der erste überhaupt. In USA konnte der nicht erfunden werden, weil der bei Frischölschmierung von Viertaktern (hatten wir ganz vorne) erforderliche separate Öltank in den rechten oder linken (bei Indian) Benzintank integriert werden musste (erst bei der XL kam der unter den Sattel, warum, sehen wir gleich).
Foto 2: Ein Zweitakter benötigt bei Mischungsschmierung nur einen Tank, sodass es kein Wunder war, das die stets kostenbewussten DKW -Leute zuerst auf die Idee kamen. Gottseidank hatten sie einen Hang zum Art Deco der damals massenhaft zu Tiefstpreisen (wegen Fließband) aus USA importierten Fahrzeuge aller Art, sodass sie dem Tank diese wunderschöne Form gaben. Deutsche Gebäude, Möbel, Autos und Motorräder huldigten sonst leider dem drögen Bauhausstil (Jaaaa, ist Geschmackssache, Architektur-, Kunst- und Stilfritzen finden den bis heute gaaaanz doll
). BMW hat sich 36 nicht getraut, den bis heute auf wundersame Weise erhaltenen Prototyp R7 im Art Deco-Stil rauszubringen, da sie wohl befürchteten, dass die USA den ab 33 für ausländische KFZ in Deutschland verhängten Importstop mit gleicher Münze heimzahlen würden und die R7, für Deutschland am obersten Premiumrand, eindeutig gegen Indian gerichtet war.
Foto 1: Dem guten Willi G. fiel 58 bei der Suche nach einem sportlichen, aber auch formschönen Tank für die Supersportmaschine XLCH dieser DKW / Hummer-Tank offensichtlich wieder ins Auge, und so kennen wir ihn bis heute als Peanuttank. Daß ein Tank, der für eine 125er dimensioniert wurde, für eine ursprünglich 900erer bis aktuell 1200er etwas mickrig ausfällt, wurde bei einem nicht für Reisen gedachten Sportmodell in Kauf genommen, zumal er bei der angesichts der Modellpositionierung befürchteten derben Motorbelastung einen entscheidenden technischen Vorteil brachte: Durch seine nach hinten spitz zulaufende Form in Tateinheit mit der Lücke zum Sattel ermöglichte er eine erheblich bessere Abführung der Kühlluft des hinteren Zylinderkopfes, namentlich des genau unter der Lücke positionierten Auslassventils. Wer einmal einer nach einer scharfen Fahrt gerade eben abgestellten Knuckelhead in den über den hinteren Gusseisenkopf (wie bei der Sporty, deswegen auch "Ironhead") auskragenden Tank geguckt hat, wird verstehen, warum: Der wärmespeichernde Gusseisenkopf bringt das Benzin darin regelrecht zum Sprudeln, um nicht zu sagen, zum Kochen.
Foto 3: Nicht übernommen hat Harley von DKW leider die Verschraubung des Auspuffes mit einer Überwurfmutter. während selbst die kostenbewußten DKWler diese "deutsche Schule" auch bei einem billigen Zweitakter bringen mußten, sonst hätten die Deutschen den einfach nicht gekauft. Den Amis war es wohl viel zu teuer, ein Gewinde in den Abgasstutzen jedes Zylinderkopfes zu schneiden. Und so beglückte uns bei der Sporty - Ironhead bis ganz zum Schluß 86 eine ultraprimitive Klemmschelle aus dem Baubedarf, bei der Shovel wurde immerhin ein Flansch mit nur einem mickrigen Bolzen / Mutter eingeführt (lehrbuchmäßig sind 2, wie seit Evo selbst bei Harley). Die Japaner kopierten übrigens in den 70ern die aufwendige Überwurfmutter in Gestalt der besonders aufwendigen Sternmutter von BMW. In den 80ern wechselten sie zum heutigen Standardflansch mit 2 Muttern /Bolzen.
Foto 4: Nach 49 reklamierten die Westdeutschen die Markenrechte der "Auto " (Horch, Wanderer, Audi, DKW), nachdem die Kommunisten die "Auto " in Zwickau abgewickelt hatten. Den kommunistischen Betonköpfen war offensichtlich überhaupt nicht klar, welchen Wert eine Traditions-Marke hat. Schon 10 Jahre später, stets chronisch klamm, hätten sie das Westgeld für diese 4 Marken gut gebrauchen können. Und so benannten sie das DKW-Motorradwerk in Zschobau einfallslos, aber irgendwie auch naheliegend, in "Motorradwerke Zschopau" => "MZ" um. Die Wessis waren noch so nett, im Unterschied zu BMW dem Zschopauern die Verwendung des traditionellen DKW-Logos, des grünen Keils auf weißem Grund, nicht zu verbieten, vielleicht aus alter Verbundenheit zu ihren im Werk Zschopau verbliebenen Kollegen.
Damit haben wir die Familienbeziehungen der Sporty fast komplett beisammen:
- Der Urahn ist die D von 1929, die den Motorblock mit den bis heute
vorzufindenden 3 13/16 Zoll Hub der Kurbelwelle und den 4 untenliegenden, zahnradgetriebenen Nockenwellen und die 4 Gänge samt Primär links und Sekundärkette rechts spendiert hat
- Der Vater ist der W-Motor, der die Trockensumpfschmierung und die charakteristische Form der rechten Nockengetriebegehäusehälfte in die Familie gebracht hat, unter der bis 76 eine Zahnradkaskade nach Indian-Art auch die Lichtmaschine vor dem Kurbelgehäuse antrieb
- Die Onkel sind der 1200erer V und der 1340er U-Motor des roten Projektes, die den auf BT-Maße aufgeblasenen W-Motorblock bis 47 übernommen haben
- Die Mutter ist die DKW-RT 125, die das Blockmotorgehäuse samt angegossenem Primärtrieb, nicht zu vergessen den Peanut-Tank ihrer Großmutter SB200 von 31 in den Sporty-Genen verankert hat.
- Die Cousine ist damit eindeutig die MZ, auch wenn diese Verwandschaft jetzt den einen oder anderen Sportyfahrer beschämt erröten läßt
- Noch nicht erwähnt haben wir den Halbbruder Norton, dessen nach der Norton-Insolvenz 74 zu Harley gewechselter Triebstrangingenieur die Norton-Tellerfederkupplung auch im Sporty-Primärtrieb einbaute.
Und das ist wohl das Geheimnis des Erfolges der Sporty , der ihr zum längsten und meistgebauten Motor der Motorradwelt verholfen hat:
Sie ist der letzte echte Klassiker und kein Retro wie mittlerweile ihre sämtlichen Konkurrenten einschließlich Royal Enfield mit dem neuen Blockmotor seit 2008. Das hat sie einer Motorkonstruktion zu verdanken, die frühzeitig pragmatisch das beste aus allen klassischen Konstruktionsschulen übernahm, ohne in all den Dekaden ihren Charakter zu verlieren, anders als die weitgehend seelenlosen Japaner.