Da wir es bisher hauptsächlich von HD-, Indian- bzw. der Konkurrenz-Technik hatten, dachte ich mir, Euch interessieren zur Erholung von diesem Hardcore-Technik-Stuff vielleicht auch mal Geschichten zu den Menschen, die dahinter standen, die so nicht in den teuren Bildbänden stehen:
Arthur Davidson, der zusammen mit Bill Harley Harley-Davidson gründete, wird auf der Web-Seite des schottischen Clans Davidson explizit unter "Nordamerika" aufgeführt:
http://www.clandavidson.org.uk/Pheon%20i...0%20America.pdf
Arthur Davidson Sr. als lebenslanger leidenschaftlicher Motorradfahrer starb als zynischer Treppenwitz der Geschichte im Alter von 69 bei einem AUTO-Unfall 3 Meilen südlich seiner Farm auf dem Wisconsin Highway 59 nahe Waukesha, Wisconsin am 30.12.1950. Mit ihm starben seine Frau Klara und seine Kinder Dorothy und Donald Jeffery. Überlebt haben seine anderen drei Kinder Margaret, Arthur Jr. und James Davidson.
https://en.wikipedia.org/wiki/Arthur_...torcycling)
Vorfahren der Davidsons sind, wie gesagt, der schottische Clan Davidson, der schon im 14. Jahrhundert von den noch viel älteren Clans der Chattans und Mackintoshs gegründet wurde
https://de.wikipedia.org/wiki/Clan_Davidson
Im Zuge der faktischen Annexion Schottlands im 16 Jahrhundert durch Elisabeth die I. von England wurde der Clan anscheinend gezwungen, seinen zu keltisch klingenden Namen "MacDhaibhidh" abzulegen und den christlich / angelsächsischen = damals „politisch korrekten“ Namen "Davidson" anzunehmen, der biblische „David“ wohl, weil der so ähnlich wie "Dhaibidh" klingt und keltisch "Mac" auf germanisch "son" heißt:
https://clandavidson.org/the-clan/
Interessant ist der Hirschkopf im Wappen, gerade so wie bei „Jägermeister“: Die anderen Brüder von Arthur Davidson sind der Überlieferung nach alle an Leberzirrhose verstorben. Obwohl, ein Autounfall ...
Der gegenwärtige Häuptling ("Chieftain") des Clans ist
Grant Guthrie Davidson in Auckland, Neu Seeland. Die Davidsons / "MacDhaibhidh" stammen ursprünglich aus
https://en.wikipedia.org/wiki/Aberlemno
(keltisch:
Obar Leamhnach) und stammen damit aus dem Gebiet der Pikten
https://en.wikipedia.org/wiki/Aberlemno_Sculptured_Stones
Die Milwaukee-Davidsons haben in Aberlemno 2006 ihren Clan - Stammsitz renovieren lassen. In Aberlemno stehen auch die berühmtesten der - dem einen oder anderen vielleicht aus "Asterix bei den Pikten" bekannten - Piktensteine mit den rätselvollen „Piktogrammen“. Auf der Karte im nachstehenden Link sieht man schön das Verbreitungsgebiet der Pikten in den Lowlands anhand der Verteilung der Piktensteine:
https://en.wikipedia.org/wiki/Pictish_stone
Die Pikten wurden so genannt, weil sie als Erwachsene komplett tätowiert sein mussten (Pikten = "die Gepikten") und sie waren im übrigen hervorragende Schmiede:
https://de.wikipedia.org/wiki/Pikten
Die
Harleys hingegen sind Angelsachsen, "hara ley" bedeuted in mittelalterlichem Englisch „Waldlichtung“. Der gemeine Germane schlägt halt eine Lichtung in den Wald, stellt seinen Einraumbauernhof in Gestalt der germanischen Pfostenhalle drauf und will das Jahr über möglichst niemanden von „außerhalb“ sehen. Die Angeln stammen ursprünglich aus Angelland. So heißt heute noch der Landstrich zwischen Kiel und Flensburg. Der Original-Thingplatz der Angeln liegt übrigens in Süderbrarup am „Thorsberger Moor“:
https://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%BCderbrarup
Ich denke, der langfristige 115 jährige Erfolg von Harley Davidson ist vor allem dadurch erklärbar, dass bis WKII Milwaukee die größte deutsche Stadt in den USA mit 85% deutschstämmigen Einwohnern war, und somit Familien und Belegschaft stark deutsch geprägt waren (was heutige Harley-fahrende US-Patrioten natürlich gar nicht gerne hören):
Noch am offensichtlichsten : Die drei großen Brauereien (!) von Milwaukee hießen (deutsch)
Pabst,
Schlitz und (englisch) Miller
Arthur Davidsons deutsche Frau hiess
Klara Beisel (in "Harley und die Davidsons" die Bedienung in der Bier(!)kneipe ihres Vaters).
Auch Bill Harleys Frau war eine Deutsche:
Anna Jachthuber (in "Harley und die Davidsons" taucht der Name sogar auf dem erstaunlicherweise gezeigten Ladengeschäft ihres Vaters auf).
Der Einfluss der Frauen auf ihre Männer war schon damals nicht zu unterschätzen. Daher entschieden sich Bill Harley und Arthur Davidson wohl auch angesichts des deutsch-geprägten Unternehmensumfeldes in Milwaukee , für eine typisch deutsch geprägte Strategie des generationenübergreifenden Familienunternehmens mit dazu erforderlicher langfristiger technischer Strategie und dazu notwendigem vollem Verständnis der Eigentümer für das technische Potential ihres Produktes. Bei Harley Davidson war Harley der Chefingenieur und die Davidsons Experten für Produktion und Vertrieb. Marketing eigneten sie sich mit dem wachsenden Unternehmen sichtbar besser an. George Hendee und Carl Oscar Hedström wollten dagegen mit ihrem Start Up "Indian" Kasse machen und brachten es nach ein paar Jahren an die Börse, um danach, wie heute immer noch üblich, als neureiche Privatiers ihren Hobbies zu frönen. So wurde Indian eine typisch angelsächsische Aktiengesellschaft, deren Eigentümer viel von "shareholder value", aber nix von dem technischen Entwicklungspotential ihres Produktes verstanden. Wenn der Gewinn wieder mal in den Keller ging, wurde halt mal wieder ein neuer Chefingenieur eingestellt. So konnte von den Eigentümern selbst nicht erkannt werden, dass ausgerechnet in der tiefsten Depression ab 1930 investitionskostenintensiv der Grundstein für den zukunftsweisenden OHV-V2 gelegt werden musste. Man hatte doch den "überlegen sanft laufenden", aber technisch mit Vorkriegsventilsteuerung IOE ausgestatteten und überteuerten Reihenvierzylinder. Nur das Marketing war herausragend, was zur Einführung des (Art Deco) Designs in der Motorradbranche führte. Mit Schönheit sollte technische Mittelmässigkeit (3-Gang bis zum Schluss!) und gar Rückbau (Primärkette statt Zahnräder) kaschiert werden. Das angelsächsische Unternehmensmodell konnte in so einem volatilen Markt wie dem Motorradmarkt keine Zukunft haben. Auch Triumph wird heute erkennbar NICHT mehr angelsächsisch geführt.
Der Chef des Prototypenbaus bei HD, einer der engsten Mitarbeiter von Bill Harley, war auch ein Deutscher:
Eduard Kiekbusch.
Der Chef des Konstruktionsbüros bei HD war der Deutsche
Christian Spexarth.
Diesen dreien verdanken wir den wegweisenden Knucklehead, Stammvater aller heutigen HD-Big-Twins, der erste (vor allem auch hinsichtlich der Produktionskosten) grosserientaugliche, (wie sonst nur BMW – Boxer) voll gekapselte OHV-V-Twin der Welt, der damit motortechnisch mit BMW gleichzog.
In "Harley und die Davidsons" verdrischt
Heinrich Harnischfeger aus dem hessischen Bad Soden - Salmünster als "hässlicher Deutscher" Arthur Davidson, als die Jungs bei ihrem ersten gemeinsamen Arbeitgeber „Pawling & Harnischfeger“ Teile, Material und Werkzeuge für ihren ersten Motor klauen wollen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Henry_Harnischfeger Seine deutsche Frau hieß
Marie Kauwertz.
Bill Harley, Ed Kiekbusch und Christian Spexarth wird gerne nachgesagt, sie hätten in den 20ern angesichts der Indian Flatheads, und die auch noch gleich als „Small Block“ (Scout) und „Big Block“ (Chief) diversifiziert, „nix gemacht“, sondern den Davidsons bei der Produktion und Vertrieb der einzigen Produktlinie der J-Modelle mit IOE-Vorkriegsventilsteuerung (gemeint ist WKI) zugesehen. Die Realität Im HD-Entwicklungsbereich der 20er war natürlich eine ganz andere: In Konstruktionsbüro und Prototypenwerkstatt von HD entstanden in dieser Zeit ein Vierzylinder, ein Supersport-Motorrad, ein V-Twin mit Kardanwelle, ein Vollaluminium-Rennmotor und verschiedene Produktideen für Industrieaufträge (damals lag in der Motorradindustrie, auch bei DKW in Deutschland, die Massenproduktion von Kolbenkompressoren für die neu aufkommenden Kühlschränke im Trend, da dies auf den vorhanden Werkzeugmaschinen für Einzelzylinder-Hubkolbenmotorproduktion zu machen war). Den Davidsons hingegen, die Produktion, Marketing und Vertrieb verantworteten, stand das Schicksal der Konkurrenz stets warnend genug vor Augen, um die Serienfertigung solcher High-Tech-Produkte (oder abseitiges wie Kühlschrankkompressoren wie bei Indian) zu verhindern, denn die Masse der Kunden auf dem Motorradmarkt war einfach nicht kaufkräftig genug und wollte (wegen den schlecht zu schaltenden, grob abgestuften Getrieben) etwas drehmomentstarkes, aber simples, was sie auf ihren abgelegenen Farmen komplett selbst instandhalten konnten:
- Das Konzept der Hendersons mit längs eingebautem 4-Zylinder mit Sekundärkette fuhr kaufmännisch gleich viermal vor die Wand: Erst mußte es Anfang der 20er als Henderson von Ignaz Schwinn (aus Hardheim im fränkischen Odenwald) für Excelsior aufgekauft /gerettet werden (1) und wurde dort 1931 eingestellt (3), dann von den Hendersons nochmal als ACE gegründet, mußte es Ende der 20er von Indian (ab dann als Indian 4) aufgekauft /gerettet werden (2) und wurde 1940 endgültig eingestellt (4)
- Alle anderen US - High -Tech – Motorräder, von der „Cleveland“ als Raubkopie der „Henderson/Excelsior/ACE/Indian 4“ bis hin zur “Pierce” mit längseingebautem V8 und Kardanwelle a´la „Boss Hoss“ waren allesamt gleichfalls Flops. Selbst renommierte V2-Hersteller wie „Merkel“ mit ihrer berühmten "Flying Merkel" im berühmten Orange-Porno-metal Flake (ja, wirklich ), „Aurora“ mit ihrer berühmten "Thor" und „Reading“ schieden bereits in den boomenden (!) 20ern aus dem Markt aus
- BMW war mit seinen High -Tech – OHV - Alukopf - Serien-Boxern mit komplexem Kegelradtrieb am Hinterrad gleich gar kein Vorbild, denn BMW war eigentlich ein Rüstungskonzern, der nach dem ersten Weltkrieg ein (durch die Restriktionen des Versailler Vertrages bis 1924 verschärftes) gravierendes Auslastungsproblem hatte und auf seinen High-Tech „eh da“ -Produktionsanlagen für Kampfflugzeugmotoren auch Motorräder produzieren konnte. Im Unterschied zur waschechten Motorrad-Konkurrenz musste die Abschreibung dieser extrem investionskostenintensiven, weil hochpräzisen Anlagen nicht von den Motorrädern getragen werden, weil diese nur der Lückenfüller für die in Friedenszeiten traditionell extrem volatile Flugmotorenfertigung waren
Ausserdem mußten Harley, Spexarth und Kiekbusch ja auch noch den 4-Ventil-Bahnrenn-V2 von 1919, den kleinen Quereinbau-Boxer von 1919 (nach 2 Jahren mangels Markterfolg wieder eingestampft !!!), den Twin Cam J-Motor von 1928 und die neuen Flathead-Motoren für D45 (Small Block) und V74 (Big Block) entwickeln, die ab 1929 bzw. 1930 die IOE-J-Modelle ersetzten. Von „Nichtstun“ kann also nicht die Rede sein. Immerhin hielt Bill Harley mit immerhin 86 die meisten Patente aller US-Motorradkonstrukteure, wahrscheinlich sogar weltweit.
Der oben schon erwähnte
Carl Oscar Hedström war der erste Chefingnieur und Mitbesitzer der Indian Motocycle (ohne „r“!) Company, der aus den "Indian" Fahrrädern des ehemaligen Rennradfahrers Hendee Motorräder erst mit einem Einzylinder, dann mit dem ersten V2 mit zwangsgesteuertem Einlassventil machte. Der erste Harley-V2 von 1909 hatte noch Schnüffelventile, sodass der hintere Zylinder, weil "2 (wegen 4-Takt!!!) mal 45 Grad = 90 Grad zu früh" ansaugend, ständig dem vorderen Zylinder die Luft wegschnappte, sodass der Unterdruck in dessen Ansaugtakt im Zylinder nicht mehr ausreichte, um sein Schnüffelventil gegen den zu niedrigen Druck im gemeinsamen Manifold vollständig zu öffnen (heute erzeugt DAS den berühmten Harley Potatoe Sound, darüber müssen wir später hier im Fred nochmal reden
). Deswegen hatte Hedström so etwas garnicht erst gebaut. HD musste alle ausgelieferten Schnüffelventil-V2 gegen Erstattung zurücknehmen und verschrottete diese, bis auf einen, der bis zum 21. Jahrhundert ganz hinten in der Werkssammlung aller je gebauten Modelle landete, denn schließlich war er eine peinliche Fehlkonstruktion
. 1911 kam dann schließlich das J-Modell mit ebenfalls zwangsgesteuertem Einlassventil.
Carl Oscar Hedström wurde in der Gemeinde Lönneberga geboren, Bezirk Hultsfred, Landkreis Kalmar, Småland, Schweden. Seine Familie emigrierte 1880 in die USA, und liess sich in Brooklyn, New York City nieder. Schon als Junge war er begeisterter Fahrradbastler und entwickelte in New York für die Rennrad - Bahnrennen im Madison Square Garden das beste Stehermotorrad seiner Zeit. So wurde George Hendee, Produzent der “Indian“- Fahrräder, bei einem solchen Rennen auf ihn aufmerksam.
Carl Oscar Hedström wurde von
Astrid Lindgren(!) mit ihren Geschichten über "Michel aus Lönneberga" ein biographisches Denkmal gesetzt:
https://de.wikipedia.org/wiki/Michel_aus_L%C3%B6nneberga
Das Muster dieser Geschichte ist „junges Genie gegen konservativen Schmiedemeister (Vater)“, dem deswegen immer wieder gedroht wird, zu den Verwandten nach Amerika verfrachtet zu werden, wenn er so weitermacht
, was ja dann Gottseidank auch geschah, sonst hätte es diese wundervollen Motorräder nie gegeben ...