Bei „Originalteilen“ kommen halt exakte Spezifikationen zu den Zulieferern, will z.B. beim Maschinenbau heißen: das Idealmaß und Spiel- bis Preßpassung eines Bauteils und vor allem die zulässigen Toleranzen um diese Werte.
Der unabhängige Produzent („Aftermarket“) kommt natürlich an diese Daten nicht heran. Was bleibt ihm also übrig: je nach Finanzlage eines oder mehrere Exemplare am Markt kaufen und vermessen. Dann hat er bei mehreren Exemplaren eine „Wolke“ von Meßpunkten, deren Durchschnitt aber nicht das Idealmaß sein muß, denn die Teile können ja aus einer Charge stammen, die einseitig in Richtung einer Toleranzgrenze ausgewichen sind, weil Herstellungswerkzeuge (Bohrer, Fräser, Meßwerkzeuge) bei dieser Charge eben kurz vor der Toleranzgrenze ihres Verschleißwertes und damit dem Austausch standen.
Bei Metallegierungen sieht das etwas anders aus, die kann man chemisch analysieren. Bei Kunsstoffen und gar Verbundwerkstoffen kann das m.W. schon schwieriger sein.
Auch bei der Elektrotechnik ergeben sich die „Idealwerte“ aus der Berechnung und Konstruktion des Schaltplans. Diesen kann der Aftermarket zwar nachrechnen, aber ob er alle Wechselwirkungen mit anderen Bauteilen im Blick hat, ist nicht so sicher.
Das ganze nennt man „Qualitätsmanagement“
Fazit: Selbst wenn Harley großzügige Toleranzen zulässt, um weniger Teile in die Ausschusstonne werfen zu müssen und weniger oft seine (Meß-)Werkzeuge erneuern zu müssen, kennen sie im Unterschied zum Aftermarket das Idealmaß und seine erlaubte Toleranz, welche ihre Konstrukteure errechnet haben. Dieser Vorteil spielt natürlich bei Aftermarketnockenwellen (ihrer Kurbelwelleseitigen Lagerung) und insbesondere Stößeln (weil die direkt im HD-Motorgehäuse laufen) eine größere Rolle als bei Lenkergriffen alter Art, bei „Drive ba Wire“-Gasdrehgriffen wäre ich hingegen schon wieder vorsichtig.
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„I don‘t like valves that look like golf tees. Intake valves should be the size of trash can lids, and pistons should be the size of manhole covers“ (Jay Leno)