Guten Morgen erlauchte Gemeinde!
Nach langer Zeit der Foren-Abstinenz möchte ich mich jetzt auch als Switchback-Treiber "outen" und ein wenig eigenen Senf zum bislang Gesagten dazugeben. Anfang diesen Jahres habe ich kurzentschlossen meine 1200er Vergaser-Sporty in Zahlung gegen einen unveränderte FLD-Switchback gegeben. Der Fahrspaß auf der Sportster war sicherlich sehr groß, und ich war auch recht zufrieden, wenn das Motorrad denn lief...
Die Maschine war -trotz Baujahr 2000- in gutem Erhaltungszustand. Allerdings hatte der sprichwörtliche "Zahn der Zeit" deutliche, wenngleich nicht direkt offensichtliche Spuren hinterlassen. Zündungs-, Vergaser- sowie generelle Elektrikprobleme haben mich viel Zeit und Geld gekostet, sodass ich zum Beginn der neuen Saison vor der Frage stand, ob nicht ein neues Motorrad die bessere und nervenschonendere Alternative zum Fehlersuchen, Schrauben und Haareraufen wäre. Ein Besuch beim Händler im Januar diesen Jahres, und schon war es um mich geschehen! Die ausgestellte Switchback sollte, nein: musste es sein. Nicht probegefahren, sonderen nur -gesessen habe ich mich spontan verliebt und zum Kauf entschlossen. Seit Anfang März ist sie nun im unveränderten Werkszustand auf der Straße und meine Freude und Begeisterung ist kaum zu zügeln. Ich habe nach dem Spontankauf auch hier im Forum viel gelesen und gegrübelt, ob denn meine Entscheidung nicht doch ein teuerer Schnellschuss gewesen sei, bin aber vom Fahren und Handling der Maschine viel mehr begeistert als ich es erwartet hatte. Eine Harley mit hervorragenden Fahreigenschaften, die ich hier kurz umreißen möchte:
Die Maschine gefiel mir optisch sofort sehr gut. Insbesondere die rasche Wandelbarkeit vom Cruiser zum Tourer hatten es mir direkt angetan. Was die Felgen betrifft, so bin ich noch nicht ganz mit mir im Reinen. Einerseits passen sie IMHO zum Konzept, sind pflegeleicht und tragen sicher auch zum lammfrommen Fahrverhalten bei, andererseits finde ich Speichenräder mit Weißwandreifen auch sehr schön. Mit einer endgültigen Meinung bin ich da noch nicht angekommen. Das Handling ist sehr einfach und unproblematisch. Selbst bei meiner geringen Körpergröße von 170 cm mit 65 kg sind die 330 Kg amerikanischen Eisens sehr agil um die Ecken zu bewegen. Die Dynamik des Motors lässt für mein Empfinden kaum Wünsche offen. Im Drehzahlbereich um die 2000 Touren blubbert der Motor gemütlich vor sich hin und hat beim Gasgeben immer noch gewaltig Schub. Lediglich im 3000er-Drehzahlbereich schüttelt und rüttelt das Triebwerk etwas und erinnert daran, dass da ein langhubiger Zweizylinder seine Dienste verrichtet. Sehr angenehm finde ich die klappbaren Trittbretter. In schärferen Kurven bringe ich die zwar auch regelmässig zum Aufsetzen, aber was soll's?! Das erinnert bzw. ermahnt mich nunmehr fast 50-jährigen Knacker zur ruhigeren und ungehetzteren Fahrt. Die zeitmässig längste Fahrt waren bei mir gute 3 Stunden, die ich ohne Rücken- oder Gesäßschmerzen in absolut entspanter Sitzposition abgespult habe. Vom Windshield kommen zwar ab etwa 130 km/h etwas Verwirbelungen auf, die jedoch durchaus erträglich sind und auch hier daran erinnern, dass der Weg das Ziel ist. Die Bremsen wurden in etlichen Beiträgen auch oft erwähnt. Klar sähen 2 Scheiben vorne cooler und symetrischer aus; mit der vorhandenen Single-Scheibe sind Bremsmanöver aber auch in Extremsituationen gar kein Problem. Das Erste, was ich an der Mopete ausprobiert habe, war das Verhalten des ABS, welches ich bislang nur vom Auto her kannte. Also: Gas gegeben und dann mit Vorde- und Hinterradbremse hart zugelangt! Sehr gute Verzögerung bei spurgetreuem Geradeauslauf und Ausweichmöglichkeit im Bremsvorgang. Auch hier tragen wahrscheinlich die kontrovers diskutierten Niederquerschnittreifen zum kontrollierten Fahrverhalten bei. Einfach super! Ein Wechsel auf andere Felgen und Reifendimensionen will dahingehend wohl gut überlegt sein. Persönlich mag ich sowieso die oft geforderten, hart zulangenden und bissigeren Bremsen nicht, zumal ich immer Fuß- und Handbremse gleichzeitig bediene. Ist beim vorhandenen ABS zwar nicht mehr wirklich vonnöten, gibt mir aber ein besseres Gefühl bzgl. des Kontrollverhaltens. Unstimmig im Gesamtkonzept finde ich allerdings ebenfalls den Materialmix aus Chrom, Alu und schwarz lackierten Motorteilen. Das hätte die Company stimmiger hinkriegen können ujnd wurde auch hier in diversen Beiträgen besprochen. Mal sehen, ob und wann ich da selbst etwas ändere. Die einzige wirkliche Enttäuschung im ansonsten absolut positiven Auftreten und Erscheinungsbild der SB ist der Endtopf. Zu lang, zu leise, zu langweilig und von daher absolut unpassend zu einer HD. Bei der Tunneldurchfahrt erahnt man(n) zwar ein diskretes Blubbern, welches den 103 cui aber keines würdig ist. Ich denke, dass meine erste Veränderung den Auspuff betreffen wird. Favorit ist momentan ein Entschalldämpfersystem von Jekyll&Hyde, gepaart mit einem Luftfilterkit und ggf. modifiziertem Motormanagement-System. Diesbezüglich muss ich mich allerdings noch ein wenig einlesen, -hören, probefahren und vor Allem: Kohle zusammenkratzen. Für Hinweise und Tipps von eurer Seite bin ich als absoluter "Schrauberlaie" sehr dankbar. Wenn die Saison so richtig losgeht, werde ich mich intensiviert nach SB-Treibern umschauen und versuchen, in einen fruchtbaren Erfahrungsaustausch zu treten.
In diesem Sinne grüßt euch,
Helmut
PS: Bilder folgen!