Tag 4
Valdobbiadene - Alano di Piave - Caupo - Levico Terme - Lago di Caldonazzo - Kaiserjägerstraße - Passo Vezzena - Sieben Gemeinden - Val d'Astico - Passo Sommo - Folgaria - Mori - Passo San Giovanni - Lago di Garda - Lago di Ledro - Passo Ampola - Lago d'Idro - Bagolino - Passo Maniva - Val Trompia - Passo dei Tre Termini - Iseo - Lago d'Iseo - Sarnico - Tavernola Bergamasca. 421km.
Eigentlich wollte ich hier eine längere Einleitung über all die verschiedenen Auffahrten zum Monte Grappa schreiben, aber bei einer kurzen Recherche ist mir leider aufgefallen, daß es eine gibt, die ich noch gar nicht kenne. Egal. Auf einer Radtour im Juli sollte ich eine bestimmte Abfahrt nach Osten nehmen, habe aber aufgrund eines Garmin-Problems den Abzweig verpasst.
Das wollte ich bei dieser Gelegenheit nachholen und bin deswegen von Valdobbiadene nach Alano di Piave aufgebrochen. Einige herumirrende Minuten später (Hinweis: Die Via Monte Grappa führt nicht zum Monte Grappa) ging es entgegen der Route des Sommers den Berg hinan. Das erste Stück durch den Wald noch recht zivilisiert, ab dem benannten Abzweig richtig steil, kurvig und eng. Aber das eigentliche Problem bei solchen Straßen ist nicht die Steilheit, die Enge oder die verschlungene Straßenführung, das Problem sind all die SUVs, die einem auf voller Breite entgegenkommen und die man immer erst im letzten Moment sehen kann. Und ein SUV kann in einer engen Kehre einfach stehenbleiben, die Road King kann das nicht. Das war bis dato die anspruchsvollste Straße der Tour, ein richtiges Stück Arbeit bis hoch zum Abzweig auf die Haupstraße. Aber auch sehr, sehr schön mit Tunnels, wilden, wolkendurchzogenen Abgründen und jeder Menge Schafen. Durch die Wolken konnte man diesmal leider nicht in der Ferne die weiße Silhouette von Venedig sehen, dafür war dieser Trip eindeutig wildromantischer. Dagegen war die Abfahrt auf der SP148 nach Caupo reichlich generisch.
Drunten im Tal auftanken und ein Kaffee bei unserer Stammtankstelle bei Arten und weiter westwärts das Val Sugana hoch bis Levico Terme. Die Kaiserjägerstraße ist angeblich lange nicht mehr so abenteuerlich wie früher, da sie im letzten Jahrzehnt deutlich ausgebaut wurde, aber immer noch recht schmal und superkurvig. So sehr, daß man als Fahrer die Straße im Blick behalten muß und die angeblich tollen Tiefblicke auf den Lago di Caldonazzo der Sozia vorbehalten bleiben. Oben angekommen hat man die Sieben Gemeinden erreicht, ein weiteres altes deutschsprachiges Gebiet, oder was man halt vor 800 Jahren unter Deutsch verstand. Ein waldiges Gebiet auf etwas 1000m Höhe, eher wenig befahrene Straßen mit weit schwingenden Kurven. Inwischen war Mittag schon wieder durch, Zeit für eine kleine Pause zur Nahrungsaufnahme in Mezzaselva. Anschließed wieder weiter, immer gen Westen über jede Menge Kehren und Kurven hinunter ins Val d'Astico, wieder den Hang entlang hoch zum Passo Sommo und über Folgaria bergab durch die Schluchtstrecke ins Etschtal bei Rovereto.
Ab hier war ein Abschnitt mit wahrlich ausgetretenen Pfaden nicht vermeidbar. Und nicht nur von uns ausgetreten, der Gardasee ist wohl auch im September immer noch umströmt von unglaublich vielen Menschen. Ab dem Idrosee nimmt die Fahrzeugdichte aber wieder deutlich ab und ab Bagolino wird es richtig einsam. Den Passo Maniva war ich Anfang der Neunziger mal gefahren, mit der SR500 auf der Schotterstraße von Anfo, das war damals richtig urig mit einer kleinen bewirteten Hütte oben. Inzwischen gibt es einen monströs großen Skifahrerparkplatz auf der Paßhöhe und das Urige hat ein wenig gelitten. Die Sonne stand inzwischen schon sehr weit im Westen und der Iseosee kristallisierte sich als Tagesziel heraus. Wir nahmen den Weg abwärts durch das Val Trompia, zunächst einsam und waldig, später immer dichter besiedelt. Nach Gardone rechts den Berg rauf und in der Abendsonne über einen letzten kleinen Paß über den Rücken zum Idrosee.
Dort angekommen verlief die Unterkunftssuche in Iseo ziemlich fruchtlos, vielleicht habe ich einfach den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen, aber irgendwann hatte ich die Schnauze voll und bin von der Landstraßenromantik endgültig zu booking.com gewechselt und habe die Suche in der App angeworfen. Tavernola Bergamasca auf der anderen Seeseite sah gut aus, gebucht, Bestätigung bekommen und dann ab durch den Feierabendstau durch Sarnico. Nördlich davon passierten wir noch die Riva-Werft, die Sonne war inzwischen untergangen und in der Dämmerung erreichten wir unsere Unterkunft oberhalb des Ortes. Ein wenig später traf auch unsere Wirtin ein (vom Alter her würde man hier nicht auf den Betrieb über ein Internetportal tippen). Die Road King konnte komfortabel in der Garage stehen und da wir keine Lust auf einen Fußmarsch runter in den Ort hatten, tischte Frau Wirtin ein rustikales Abendbrot mit Brot, Pancetta, Schinken, Käse, Artischocken und was noch allem auf. Dazu eine Flasche örtlicher Roter und im Fernsehen lief dazu eine Doku über Adriano Celentano und Claudia Mori. Supi! Den Abend ließen wir letztlich auf der Terasse mit Blick auf den nächtlichen Iseosee ausklingen.
Gute Nacht! Das war heute absolut Klasse, was wird der nächste Tag wohl bringen?
Dieser Beitrag wurde schon 3 mal editiert, zum letzten mal von Angstbremser am 04.01.2019 19:44.