zum zitierten Beitrag
Zitat von Robbie
779 Millionen Dollar Operativer Gewinn bei 5,836 Milliarden Dollar Umsatz , ist das wirklich so schlecht ???
Für einen Fahrzeughersteller sind das Traumwerte.
Klar ist 14% weniger als ein Jahr zuvor.
„Im Bereich der Motorräder wurde ein Rückgang von 7 Prozent bei den Auslieferungen auf 180.000 Stück verzeichnet. Die Umsätze stiegen hingegen leicht von 3.787 Milliarden auf 3.799 Milliarden Dollar an.“
Da ist wohl das Ergebnis der Zeitz‘schen „Hardwire“-Strategie, nur noch notgedrungen weniger, aber dafür nur noch hochpreisige Motorräder zu verkaufen, bei denen die Marge pro Fahrzeug höher ist. Den stärkste Auslieferungsrückgang der letzten Jahre dürfte die Einstellung der Sportster mit langjährig allein 20% Anteil an den Auslieferungen verursacht haben. Das heißt, dieser Rückgang ist gewollt auf dem Weg zu „Premium“. Bremsend hinsichtlich der Erreichung dieses Ziels dürfte die von Jahr zu Jahr immer minderwertigere Verarbeitung der M8-Modelle gegenüber den TC-Modellen sein. Einen Premium-Anspruch mit mittlerweile geradezu schäbiger Optik (nicht zuletzt „zerstörergrau“ als Standardfarbe) zu stellen, ist schon dreist:
- Typisches Beispiel Lowrider: Zwei klassische Runduhren durch einen Fahrradtacho für höchstens eine Handvoll Dollar zu ersetzen, trauen sich nicht mal die Chinesen.
- Typisches Beispiel Tourer 2024: Dass die Japaner selbst bei ihren Brot- und Buttermodellen einfachster Machart mittlerweile sämtlich die analogen Zeigeruhren durch ebensolche TFT-Displays wie bei HD ersetzt haben, kann wohl kaum daran liegen, dass die Produktionskosten für TFT-Displays höher liegen, sondern mit Sicherheit am genauen Gegenteil, auch wenn uns die exakten Zahlen vorenthalten werden. Bände spricht die lieblose, kostenvermeidende und optisch grotesk minderwertige Realisierung der Wasserkühlung an den Modellen ohne seitliche Fairings, die ohne Vergleich in der Motorradwelt ist. Bei jedem wassergekühlten Dritte-Welt-Motorrad ist dies designmässig aufwendiger gelöst. Einfach Premium-unwürdig. Und diese krassen Sparmaßnahmen will uns Zeitz bei den Tourern jetzt als „Premium“ andrehen.
- Das Scheitern, Preiserhöhungen von durchschnittlich 4000,-€ auf breiter Front durchzusetzen, spricht für sich. Auch das trug mit Sicherheit zum Auslieferungsrückgang bei. Um nicht völlig das Gesicht zu verlieren, ist Zeitz jetzt erstmal um rund 30% zurückgerudert. Bei den im Artikel avisierten mauen Aussichten für 2024 wird 2025 oder spätestens 2026 wieder das Preisniveau von 2022 erreicht sein, ob dann noch unter der Verantwortung von Zeitz, ist fraglich. Der Mann ist angezählt, denn jeder Praktikant für den Kaufmannsgehilfenbrief weiß, dass man solche Preisanhebungen über die Jahre Schrittchen für Schrittchen machen muss. Keiner akzeptiert für ein offensichtlich immer schlechter verarbeitetes Produkt so einen schlagartigen Preisanhebungshammer. Aus dieser Preispolitik spricht die blanke Panik hinsichtlich der heimlichen Bestrebung, die Braut für mögliche (chinesische?) Käufer attraktiver zu machen, ganz so wie Mehdorn es mit der Bahn gemacht hat. Was das hinter den Kulissen langfristig bedeutet, hätte oder würde der jeweilige Käufer erst nach dem Kauf realisieren, ganz so wie mittlerweile bei der Bahn.
„Der
Motorradverkauf spiegelte
die herausfordernde Lage des Motorradmarktes wider, da insgesamt 162.800 Stück verkauft wurden, was einem Rückgang von 9 Prozent im Vergleich zu den 178.500 Stück im Jahr 2022 entspricht. In Nordamerika ging der Verkauf von 117.100 auf 105.900 Stück zurück, in der Region EMEA von 30.500 auf 27.000 Stück und in der Region Asien-Pazifik von 27.900 auf 27.000 Stück. Lateinamerika hingegen blieb stabil, und die Verkaufszahlen entsprachen fast denen des Vorjahres.“
Völlig inkompatibel mit der „Premium“-Strategie ist das Badge-Engineering in Asien, sprich das Labeling von Dritte-Welt-Konstruktionen wie Hero in Indien oder raubkopierten Honda-Kleinmotoren wie in China mit dem HD-Logo, und das noch parallel zum Verkauf des gleichen Modells mit leicht modifiziertem Design unter dem Hersteller-Logo. Zu glauben, diese Verramschung der Markenidentität in Asien würde in einer globalisierten Welt selbige in Europa und USA nicht beeinträchtigen, ist m.E. ein frommer Wunsch. Noch schlimmer in dieser Hinsicht ist das Verramschen der XL-Sportster als SWM-Stormbreaker. Das wäre, als wenn demnächst eine Boxer-BMW unter chinesischem Label erscheinen würde. Das würde BMW nie bringen. Man sollte sich schon darüber im Klaren sein, was der Markenkern und was Flanker sind. Anscheinend haben gerade die Amis mit ihren unzähligen Nobelpreisen in Wirtschaftswissenschaften gänzlich verlernt, was das Management einer wertvollen Marke ausmacht. Eine Anfrage der „Dream Machines“ in Milwaukee, ob die Stormbreaker eine Raubkopie sei oder ob man Pläne, Berechnungen und Produktionsanlagen nach China verkauft hätte, wurde folgendermaßen beantwortet:“Dazu möchten wir uns nicht äußern“ . Manchmal ist keine Antwort auch ne Antwort. Im Verein mit der immer drastischeren Abwertung der Verarbeitung lässt das alles nur den Schluss zu, dass Harley Davidson finanziell in einer schlimmen Lage ist, denn über die Verschuldung steht nix in den genannten Zahlen. Da wird jeder zu erlösenden Dollar anscheinend dringendst gebraucht, ohne Rücksicht auf langfristige Verluste für das Markenimage.
“Die Elektro-Marke LiveWire konnte einen Verkaufsanstieg von 11 Prozent verzeichnen, von 597 auf 660 Stück, was auf die Einführung des
Del Mar-Modells und dessen Markteinführung in Europa zurückzuführen ist. Trotz dieses Absatzwachstums gingen die Umsätze um 18 Prozent von 47 auf 38 Millionen Dollar zurück, und der Verlust belief sich auf 117 Millionen Dollar.“
Die extrem hochpreisige und trotzdem Verluste erbringende Livewire wird runtergefahren, das kann die geringeren Erlös bringende Del Mar nicht kompensieren, falls sie überhaupt Deckungsbeiträge bringt. Es hat schon seinen Grund angesichts dieser entlarvenden Zahlen, warum das kein anderer großer Hersteller so nachmacht. Die derzeitigen Batterieleistungen sind für Fahrzeuge (genau wie Flugzeuge), bei denen es auf geringstmögliche Volumina und Gewichte gegenüber der speicherbaren Energie ankommt, schlicht und einfach UNGEEIGNET. Verschärft wird das durch die ökonomische Minderwertigkeit dieser Technologie, die noch lange nicht zu vergleichbaren Kosten und Lebensdauer vergleichbare Gesamtleistungen und -eigenschaften bis hin zum Gebrauchterlös bringt. Aber das hatten wir ja schon öfters auch in der Technikgeschichte, dass die Realität inkompatibel mit den Ideologien war. Genau wie heute wurden dann die Unternehmer und Techniker dafür verantwortlich gemacht , dass etwas mit der Realität nicht stimmt. Wissenden fällt dazu (als sicher unvollständige Auflistung) ein
- die auf ausdrücklichen Befehl des schwedischen Königs als Flaggschiff der Kriegsmarine entgegen allen damals bekannten Erfahrungswerten gebaute Wasa (weil der dänische König angeblich auch so ein Flaggschiff hätte), die auf der Jungfernfahrt bereits nach 1,3 km beim ersten Windstoss noch im Hafen sank.
- diverse Entwicklungsprojekte im Dritten Reich.
- die „Ingenieursprozesse“, mit denen ab 1932 die Stalinschen Säuberungen eingeleitet wurden, als Folge der ideologiegetriebenen und damit unvermeidbar wahnwitzigen, weil realitätsfernen und ohne praktischen Nutzen durchgepeitschten Projektaufträge von Stalin seit den 20er Jahren
- die Ingenieure, die ihre Entlassung fürchteten, wenn sie Winterkorn sagen würden, dass seine Forderung, die Emissionsvorschriften mit stark reduziertem Ad-Blue-Verbrauch zu erreichen physikalisch-chemisch nicht möglich sei. Denn wer Winterkorn widersprach, stellte unweigerlich seine fachliche Inkompetenz unter Beweis.
Irgendwann kann auch der überzeugteste Anhänger die Diskrepanz zwischen Ideologie und Realität in seinem täglichen Leben nicht mehr ignorieren und das bisherige Dogma wird plötzlich verteufelt. Haben wir alle zu unseren Lebzeiten schon mitgemacht: vom alleinseligmachenden Diesel bis zu der Überzeugung, dass die Russen unsere Freunde wären. Bei solchen abrupten Dogmazusammenbrüchen soll es dann und wann schon Revolutionen gegeben haben.
Fazit:
Hier sollen offensichtlich auf Teufel komm raus positive Zahlen als Jahresabschluss für die Börse aus einem finanziell ausgezehrten Unternehmen gequetscht werden. Lange kann die Illusion eines wirtschaftlich zukunftsfähigen Unternehmens wohl nicht mehr aufrechterhalten werden. Das erklärt die strategischen Widersprüche.
Man muss Zeitz zugute halten, dass sein Vorgänger die Kreditlinien des Unternehmens für diesen Ideologieschwachsinn bereits restlos ausgereizt hatte und kein Geld mehr für das Liften der Sporty auf EU5 da war. Das es natürlich doch geht, beweisen gerade die Chinesen mit der Stormbreaker, und zwar ohne vier Ventile oder flüssigkeitsgekühlte Köpfe! Die Chinesen werden in den nächsten 5 Jahren auch das offensichtlich notwendige Geld in diesen finanziell offensichtlich völlig ausgebluteten Laden pumpen und dabei als ersten dieser Elektroideologieblase die Luft ablassen.
Dieser Beitrag wurde schon 19 mal editiert, zum letzten mal von motorcycle boy am 10.02.2024 08:11.