Hallo!
Nun weiß ich nicht, wieviel Ahnung Du von den alten Schätzchen und vom Basteln an sich hast.
Vielleicht schreibe ich nur Dinge, die Dir ohnehin klar sind. Trotzdem lasse ich Dich und Euch an meinen Erfahrungen teilhaben.
Vor ein paar Jahren kaufte ich in Bierlaune bei eBay unbesehen eine FXS Shovel, die auf den Bildern und lt. Beschreibung gut aussah. Viele Jahre lang wollte ich schon eine klassische Harley und nun war´s nach 5 Bier eben soweit.
Die Maschine wurde geliefert und die Begeisterung löste sich schnell in Luft auf.
Das Teil war ca. 5.000 Eur zu teuer.
Es handelte sich um eine FXS 80, die vor wenigen Jahren von Profis sehr schön neu aufgebaut worden war. Hier ließ sich zumindest noch ein wenig Doku finden. Dann kam der Vorbesitzer und hat das Teil auseinander gerissen und derart übel verpfuscht, dass es kaum zu glauben war für jemanden, der die Gebrauchtharleywelt noch nicht kannte.
Ein wildes Teilekonvolut, vieles passte nicht zusammen, vieles war schlicht nicht zuende gedacht.
Das gipfelte in einer Bremsarmatur für hinten, die "DOT4" sagt. Befüllt war beides. Nun hoffe ich, dass eine intensive Spülung ausgereicht hat. Sonst heisst es: alles auseinander nehmen, reinigen, neue Leitung, Bremssattelüberholung.
Dies nur als kleines Beispiel dafür, was so alles an Doku fehlen und an Pfusch gemacht worden sein kann. Das sieht man auch beim Kauf nicht.
Ein befreundeter TÜV-Prüfer photographierte das eine oder andere "Highlight" als abschreckendes Beispiel für TÜV-interne Schulungen...
Ich erhielt dann viel Hilfe von Jack aus Landsberg, wobei die Jungs auch nicht alles perfekt hinbekamen. Sie haben sich aber viel Mühe gegeben und mein Budget war und ist recht beschränkt.
Die Maschine läuft nun, nach umfassendem Eigeneinsatz und locker 4.000 Eur Werkstattkosten für Dinge, die ich mir als Nicht-Fachmann selbst nicht zugetraut hatte, ganz gut.
Allerdings erforderte der wilde Teile-Mix auch einiges an Kreativität und Anpassungen, um TÜV-konform zu werden. Es war vieles eingetragen, vieles aber auch nicht. Das erkannte ich erst nach einem umfassenden Check gemeinsam mit o.g. Bekannten.
Immerhin war der Motor wohl ganz ordentlich gemacht, so dass ich mit einem Tausch der durch ignorierte Ölwechsel und wohl leichten Ölmangel zerstörten S&S-Köpfe davon kam.
Nach ein paar Jahren und ca. 3.000 Km p.a. kamen nun Kickerdichtung und ein wenig Kleinkram an diesem Getriebebereich. War lösbar. Bremsenservice bekommt man selbst natürlich auch hin.
Nun kommen Gabeldichtungen und etwas Optimierung der Elektrik.
Was ich damit sagen möchte:
ich halte es, wie oben auch schon gesagt wurde, für extrem wichtig, ein so gut wie möglich dokumentiertes Bike gemeinsam mit jemandem anzusehen, der sich richtig gut damit auskennt.
Ich fahre seit 27 Jahren Motorrad, auch ältere Maschinen, aber der Grad an Beschiss bei Harleys, der mir später immer wieder erzählt wurde, ist extrem. Das ist wohl nur noch von alten Ferrari 250 zu toppen, von denen x Stück gebaut wurden und x+50 Stück heute existieren...
Zudem würde ich mir sehr genau überlegen, ob ein altes Bike generell das Richtige ist.
Da klar war, dass ich für meine Shovel niemals das investierte Geld herausbekommen würde, habe ich nicht aufgegeben und beseitige nun auch noch den letzten Pfusch und fahre das Teil. Mit einer Shovel geht das ganz gut. Ich habe an der Maschine viel Freude, trotz "Kicker-only" und besitze auch kein "Erst-Bike".
Aber ich musste vieles nach meinen Wünschen ändern. Sitz, lenker und Fußrasten müssen nicht nur zu Deinem Auge, sondern auch zu Deinem Hintern passen.
Außerdem finde ich die originalen Harleybremsen schon bei der Shovel fürchterlich. Habe nun vorne und hinten PM-Sättel. Das geht ganz gut und die Maschine kann auch durch die Alpen vernünftig gefahren werden. Zum Fahren hatte ich sie ja gekauft.
Wenn man das alte Schätzchen nur als Zweit-Bike hält, besteht die Gefahr, dass einem das Fahren meistens zu unbequem ist und die Kiste nur herumsteht. Das wäre nix für mich. Wenn Du die Evo ohnehin behalten möchtest und noch arbeiten musst, wäre vielleicht eher eine völlig zerpflückte WLA zum Neuaufbau eine Idee. Das kann dann ja 10 Jahre dauern und man lernt richtig was dabei.
Als einziges Bike wäre mir persönlich eine Panhead zu "krass". Dafür habe ich zu wenig Ahnung und Zeit.
Hoffe das hilft.
Greetz!
SM