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Eine Woche im Bikerhotel

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Eine Woche im Bikerhotel

Störtebecker ist offline Störtebecker · seit
Störtebecker ist offline Störtebecker
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Neuer Beitrag 14.02.2009 01:16
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Natürlich. So was gutes muss man zuende lesen.
Warte schon auf die Fortsetzung.

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Grocho ist offline Grocho · 3437 Posts seit 14.12.2008
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Neuer Beitrag 14.02.2009 12:30
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Eben, des is mal richtig geil
Hab selten so gelacht großes Grinsen

MEHR ! ! ! !

__________________
Ich fürchte Tod und Rache nicht, bis zu jenem Tag,
an dem du deine Treue brichst und dein Wort versagt

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Neuer Beitrag 14.02.2009 12:44
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Nett geschrieben. Was fehlt denn da zwischen
Zitat von Bruchpilot
<...>
Die Temperaturanzeige verkündete diensteifrig die volle Einsatzbereitschaft der Hardware und die Jungs waren dicht hinter mir.
Na dann, einen guten Morgen … die Herrschaften.

und
Zitat von Bruchpilot
...Mit diesen Reisedampfern habe ich im Laufe meiner Motorradkarriere schon einige praktische Erfahrungen sammeln können. <...>

?

__________________
if (AHNUNG == 0) { read FAQ; use SEARCH; use GOOGLE; } else { use brain;} make post

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Neuer Beitrag 17.02.2009 16:09
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fröhlich fröhlich fröhlich Jetzt habe ich es auch geschafft und alles gelesen fröhlich fröhlich fröhlich


Es kann weitergehen.

Danke Bruchpilot

__________________
Träume nicht dein Leben.
Lebe deine Träume!

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Neuer Beitrag 17.02.2009 18:04
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genial geschrieben - MEHR!!!! fröhlich

harleyrider1550 ist offline harleyrider1550 · seit
harleyrider1550 ist offline harleyrider1550
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Neuer Beitrag 18.02.2009 10:35
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Guten Morgen Bruchpilot,
kommt da noch nee Fortsetzung? Wenn ja, bitte bitte einstellen!!!!

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fährt: Dyna Superglide FXD
Neuer Beitrag 21.02.2009 18:14
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Bruchi!!

Bitte die Fortsetzung dieser Hammerstory Freude Freude Freude Freude Freude


Dank und Gruss und immer wieder Dank!!!

Urs

Bruchpilot ist offline Bruchpilot · seit
Bruchpilot ist offline Bruchpilot
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Neuer Beitrag 28.02.2009 11:51
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...Der Rudi hatte einen Ruf zu verlieren. Wir hatten nach Plan genau 10 Minuten Vorsprung. Dann würde die nächste Gruppe starten. Es gab festgelegte Treffpunkte. Das waren entweder irgendwelche Lokale, in denen die Guides dann natürlich kostenfrei davon kamen, oder aber Tankstellen.
Die 10 Minuten wurden manchmal nicht so ganz genau eingehalten. Es lief immer auch ein kleiner Wettkampf zwischen den Guides. Wer die zuvor gestartete Gruppe fahrend einholen konnte, der war eben der bessere Guide.

Rudi war ein alter Hase. In dieser Gegend aufgewachsen und in mehreren Jahren als Guide und Hobbyracer mehr als nur kampferprobt, kannte er jeden Schleichpfad und sämtliche Abkürzungen in Tirol und den angrenzenden Gebieten.
Deshalb kam es eben nur und ausschließlich auf die Gruppe an. Dranbleiben war die Devise … immer dranbleiben. Mehr wurde nicht verlangt. Mehr geht auch normalerweise nicht.

Rudi zog direkt mächtig am Kabel. Auf nassen Straßen bin ich eigentlich auch eher vorsichtiger, trotz meiner EXPs. Die sollen ja bei Nässe besonders gut sein, im direkten Vergleich mit anderen Reifen.
Mag schon sein, aber ich bin bei Nässe nicht so besonders gut. Wahrscheinlich sogar deutlich schlechter als meine Reifen.
Nicht etwa, dass ich dann auf geraden Strecken schleichen würde, aber meine Kniepads würden nicht nass werden, wenn ich denn welche hätte.

Dietmar ließ den Rudi deutlich davon ziehen. Charly dümpelte sogar noch weiter hinten. Rolf blieb tapfer hinter mir und die CB 1300 war überhaupt nicht mehr zu sehen. Den beiden Banditen schien die Feuchtigkeit nichts auszumachen. Die zogen mit einer ordentlichen Gischtfontäne an allen vorbei und setzten sich an die Spitze. Ich blieb bei meinem Tempo.

Im Regen entwickele ich nur ganz wenig Ehrgeiz. Die Kuh ist schließlich kein Rennboot. Wenn im Rückspiegel keiner mehr zu erkennen ist, dann muss schließlich auch der Führende ein wenig vom Gas gehen.
Sollte man meinen.
Aber die Bandits verschwanden auch so langsam aus meinem Sichtbereich.
Ich sah schon die Schlagzeile: Hausfrau auf alter Suzuki Bandit zeigt erfahrenen GS-Fahrern, wo der Hammer hängt!
Soweit durfte man es nicht kommen lassen. Ich winkte Rolf eifrig zu und unsere Kühe mutierten dann auch so langsam zu Seekühen.
Auf trockener Straße kann jeder schnell fahren. Der Grenzbereich der Reifen war noch lange nicht in Sicht, aber die Bandits dann doch wieder.
Rudi war wohl ein wenig langsamer geworden.

Freies Fahren war bei der Alpen-Express-Week nicht vorgesehen. Solche Spielchen gab es nur bei den normalen Touren. Die erste Passhöhe konnte Rudi dann noch im Halbschlaf nehmen. Alle Anderen mussten sich aber ordentlich konzentrieren. Auf der Höhe stoppte er dann und winkte uns zusammen.
„Seits noch net röchtg woch…oda wohs“, wollte er dann wissen. Er deutete in die Ferne. Dort war blauer Himmel zu erkennen, die Regenwolken zogen in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Uns erwartete anscheinend deutlich besseres Wetter.
„Kummts … raas aus die Gummihäut.. und dann.. aufi gähts!“
Rolf hatte sich schnell ein Kippe ins Gesicht gesteckt und saugte daran wie ein hungriger Säugling an der Mutterbrust.
Rudi hockte bereits wieder auf seinem Rennboot und hatte es offensichtlich eilig.
„Sind wir hier im Urlaub oder auf der Flucht?“, nörgelte Thomas herum und pellte sich aus seiner Regenhülle.
Die beiden Bandits hatten bereits ihren neuen Platz in der Startaufstellung eingenommen und spielten mit dem Gasgriff. Charly und Dietmar hockten auf ihren Kisten wie zwei schlafende Kanarienvögel auf der Stange. Die Flügel angeklappt und die Köpfe nach unten.
Ich flitzte schnell rüber um sie ein wenig zu motivieren.
„ Kommt Jungs, nu aber … in einer Stunde gibt’s Frühstück“, vermutete ich mal heimtückisch aber überzeugend.
Charly starrte mich mit geröteten Augen an und schüttelte sich zurecht.
Rudi hupte.
Hupen bedeutet immer … Gentlemen starts your engine.
Rolf stand neben meiner Gelben und stopfte seine Regenkombi in meinen Tankrucksack. Nu aber, hopp!
Rudi rollte los und die Suzukis sofort hinterher wie zwei eifrige Schäferhunde.

Bergab war es noch ein wenig feucht aber die ersten trockenen Stellen ließen deutliche Besserung erahnen.
Wir nahmen Kurs auf die Felsenhöhe.
Wir erinnern uns kurz … Rolfs Lieblingsstrecke. Der war auch schon ganz aufgeregt und hatte sich schon mal direkt hinter die Suzukis gesetzt.
Als wir dann kurze Zeit später die erste Sprintstrecke vor dem langen Aufstieg erreichten, drängelte ich mich sicherheitshalber dazwischen.
Mein Freund hatte die GS noch nicht so richtig im Griff, und bevor er sich hier die Ohren abfuhr … wollte ich ihm doch noch ein wenig zur Hand gehen.

Rudi schoss sofort ab, als ob ihm der Leibhaftige am Nummernschild kleben würde.
Die Bandits schienen überrascht und schalteten nicht sofort in den Gefechtsmodus. Ich hatte bereits die erforderliche Drehzahl anliegen und ließ die Kuh fliegen. Bei 6.500 Umdrehungen klingt ein offener Zach echt bedrohlich. Ob es nun das war, oder der irrsinnige Rolf, der schon wieder mal sein Vorderrad nicht auf dem Boden halten konnte, was auch immer, die Bandits hatten wir kalt erwischt und direkt auf die Plätze verwiesen.
Das war jetzt eine Sache zwischen drei technisch gleichwertigen Gegnern.
Zumindest was das Material anging.

Bei der Erstürmung der Felsenhöhe hat man keine Gelegenheit in den Rückspiegel zu schauen. Dafür ist die Strecke zu eng und die Kurven wechseln zu schnell. Auch der Belag dieser Nebenstraße weist oft größere Defekte auf.
Da ist volle Konzentration angesagt.
Rudi war nicht zu packen. Der ließ die Kuh um die Ecken tanzen, dass es einem beim Hinterherfahren noch schwindelig wurde.
Der hatte auch noch Straßenreifen und die Räder von der R1200S drauf.
Die Ösis dürfen das nämlich.

Aber wahrscheinlich oder trotzdem, ich hätte ihn auch im Originalzustand nicht gepackt. Aber dranbleiben war möglich. Auf solchen Strecken fühle ich mich ausgesprochen wohl. Da kann eine GS all ihre konstruktiven Vorteile ausspielen.
Wechselnder schlechter Belag, enge und teils steile Wechselkurven und nur kurze gerade Abschnitte. Da kriegen die typischen Straßensportler lange Zähne ... und definitiv keine Schnitte.

Die Sache mit Rolf und seiner Harley war allerdings noch mal eine Nummer für sich. Die kann natürlich einer GS hier nicht das Wasser reichen, aber wenn der Typ vor dir, die Bude geschickt zumacht, dann ist Schicht im Schacht. Dann kommt man nicht vorbei ohne den eigenen A ... zu riskieren.
Natürlich fährt auch niemand den eigenen Kumpel in Grund und Boden und sich noch dazu. Soweit geht die Freundschaft dann doch noch.
Aber Spaß muss sein und deshalb kann man ja gelegentlich wenigstens mal so tun als ob.
Rolf hätte es sicher auch versucht, aber dazu reichte es noch nicht.
Da fehlten ihm doch noch gute 10.000 km Erfahrung. Mindestens!

Wo es rauf geht, da geht es auch wieder runter. Auch diesmal ist keiner oben geblieben. Unten war dann auch die erste Pausenstation.
So eine ortsübliche Holzbude. Geschnitzte Balkone und was die hiesigen Alpenarchitekten sonst noch für typisch hielten.

Rolf benötigte dringend Nikotin und die Anderen einen Kaffee. Rudi blickte auf seine Uhr und war sich ziemlich sicher, dass wir unseren Vorsprung ausgebaut hatten. Sonst schien er keine Sorgen zu haben.

„ Mittog moch mer aufm Gletscher“. Das sollte wohl diejenigen, die das Frühstück versäumt hatten, von der Bestellung umfangreicherer Mahlzeiten abhalten. Mit Gletscher war der Kaunertaler Gletscher gemeint. Eine ideale Wettkampfstrecke. Mautpflichtig zwar, aber die Strecke war das Geld wert.

Wir hatten eine gute Viertelstunde, bevor die Gruppe von Walter eintraf. Das war dann auch das Zeichen für unseren Aufbruch und wir machten uns dann wieder auf den Weg.
Ein bisschen über die Dörfer, vorbei an Feld, Wald und Wiesen und immer hinter Rudi her. Der überholte zügig alles, was vier Räder hatte und wir waren vollauf damit beschäftigt den Burschen nicht aus den Augen zu verlieren.
Teufel, Teufel … der legte echt ein Tempo vor, dass einem die Augen tränten.

Walter hatte über mehrere Ecken einen Draht zur Verkehrspolizei. Am Abend vorher erfuhr er immer, wo am nächsten Tag mit Geschwindigkeitskontrollen zu rechnen war. Diese Bereiche wurden dann nach Möglichkeit umgangen oder aber die Guides waren dort vorsichtiger. An diesem Tag hatten die Kontrolleure wohl einen planmäßigen Betriebsausflug. Rudi übte jedenfalls Tiefflug auf der Landstraße. Rainer schien es aber immer noch nicht schnell genug zu gehen, er tauchte mit seiner R1 immer wieder vorne auf, um sich dann wieder zurückfallen zu lassen.
Das war wohl sein Ding. Harmlose Autofahrer erschrecken.

Die Kaunertaler Gletscherstraße ist ein echtes Highlight. Da kann man sich dann gegenseitig die Butter vom Brot kratzen. Abgesehen von ein paar Reisebussen gibt es dort keine natürlichen Hindernisse. Freie Bahn für freie Biker. Die letzten Kilometer vor dem Gipfel sind die Besten. Schöne Spitzkehren und eine breite Fahrbahn.
Den Bandits geht in diesen Höhen allerdings die Luft aus. Jedenfalls den älteren Modellen. Der R1 ging jedenfalls nicht die Luft aus und deshalb kann man da auch nichts machen. Rainer wurde Etappensieger, aber einen richtig großen Vorsprung konnte er auch nicht herausfahren.
Man muss eben auch gönnen können.

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Neuer Beitrag 28.02.2009 11:54
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...Wir rollten dann gemütlich auf den riesigen Parkplatz am Gipfel und stellten unsere Geräte vor dem hallenartigen Restaurantgebäude ab.
Das ist dann wieder der Moment, indem man sich von Mr.Hyde in Dr.Jekyll zurück verwandelt.
Zuvorkommend lässt man dann irgendwelchen Rentnertouristen den Vortritt, während man nur Minuten zuvor, mit dem berühmten Messer zwischen den Zähnen, die Kollegen und die Reisebusfahrer zu Tode erschreckt hat.

Etwas weniger martialisch vielleicht … manchmal komme ich mir dann vor, wie ein Seehund der nun an Land gekrabbelt ist.

Im Inneren des Gebäudes, das wohl als eine interessante Synthese aus Skihütte und Stadthalle konzipiert worden war, tummelten sich zahlreiche Touristen. Die Logistik war auf die reibungslose Abfertigung ganzer Busladungen von Besuchern optimiert.
Wir deckten uns schnell mit Speis und Trank ein und versammelten uns dann auf der großen Sonnenterasse.

„Was wollen die hier bloß alle..?“, fragte Charly verwundert.
„Da vorne gibt es eine begehbare Gletscherspalte“, erklärte Rainer und rannte schon wieder hektisch hin und her.
„So ’n Scheiß … begehbare Gletscherspalte!“ Charly hatte seine Jacke aus -und eine alberne Baseballkappe angezogen. Mit seinen roten Hosenträgern und der kitschigen Sonnenbrille sah er aus wie die Karikatur eines Gartenzwerges.
Es gibt doch diese Horrorzwerge. Eine Persiflage auf die alte deutsche Gartenzwergkultur. Charly könnte als perfekte Vorlage für ein besonders abartiges Modell dienen.

Was nun Rainer und den schon erwähnten Mr.Hyde angeht, da konnte man schon mächtig ins Grübeln kommen.
Rainer war ein schmächtiger Bursche undefinierbaren Alters. Irgendwo zwischen 40 und 60. Er rannte ständig in seiner rot-weiß-schwarzen Lederrennkombi herum und rauchte oder trank ständig. Mir ist niemals aufgefallen, dass er irgendwann auch einmal etwas gegessen hätte. Er hielt sich stets von allen anderen Teilnehmern fern und war auch nicht sehr gesprächig.
Dietmar fand ihn irgendwie komisch.
„Ach wie gut, dass niemand weiß …“, kalauerte er auch prompt, als Rainer wieder einmal hektisch herumhüpfte. Charly legte die Stiefel auf einen Stuhl und schien ein Mittagschläfchen halten zu wollen.

Thomas, der heute scheinbar nicht in Form war und deshalb mit seiner CB 1300 bisher das Schlusslicht bildete, war leicht erbost.
„ Hömma Kollege … so ganz dicht … bist du aber au nich“, raunzte er Rainer an.
Dieser hatte wohl ständig versucht ihn anzuschieben. Das nervt wohl auf die Dauer ein bisschen.
Behauptete Thomas jedenfalls.
Rainer starrte nur vor sich hin und schwieg aber.
„So wie du fährst, brauchst du keinen Führerschein, sondern einen Waffenschein … für das Ding“, hackte auch noch Dietmar nach.
Ich hatte ihn im letzten Jahr schon analysiert. Rainer war so ein Borderlinetyp. Beruflich im Dauerstress war wohl die R1 sein mentales Überdruckventil.
Der war hart an der Grenze, aber gerade deshalb kratzte ihn derartige Kritik überhaupt nicht. Der brauchte das sogar. Er bettelte förmlich darum.
Ich bin mir ganz sicher, Rainers größter Traum war es, von Walter als Guide eingesetzt zu werden.
Der Walter war zwar auch nicht immer ganz in der Spur, aber so weit war er doch noch nicht.

Die beiden Banditleute hielten sich raus. Freundlich aber unverbindlich machten sie keinen unsympathischen Eindruck. Sie war eine von diesen unpreziösen Fahrerinnen. Sie hatte ihr wohl sehr langes Haar zu einem eindrucksvollen Zopf geflochten und blickte interessiert aber schweigsam in die Runde. Er gab sich etwas lockerer aber nörgelte auch nicht herum.
Normalerweise hört man von Leuten, die auch auf solchen Strecken eher behutsam fahren, hinterher immer irgendwelche Erklärungen oder andere Kommentare. Das war hier nicht so. Auch mal schön.
Die Gruppe von Walter, die sich dann auch endlich einfand, hatte da schon deutlich mehr Diskussionsbedarf.

„Den musst nachher aber wieder in den Käfig sperren!“, sagte Rudi leise zu Walter und deutete unauffällig auf Rainer.
Walter verzog nur das Gesicht und grinste verständnisvoll. Rainer wurde immer herumgereicht wie der Schwarze Peter. Heute hatte Rudi diese Karte gezogen. Aber Rainer war leicht zu Händeln, wenn er nicht auf seiner R1 hockte, dann war er ziemlich pflegeleicht und gut zu steuern.

Charly schnarchte inzwischen und Dietmar ärgerte ihn mit einem Strohhalm.
Wir hockten entspannt in der Sonne und warteten auf die letzte Gruppe. Die Abstände durften auch nicht zu groß werden.

„Führt die..!“. Walters Abschiedsgruß hätte auch eine Anweisung an Rudi sein können. Der führte uns dann auch wieder runter vom Gletscher.
Bergab hält sich der Spaß in Grenzen. Aber das ist ja häufiger der Fall. Auch Rainer blieb auf seiner Position denn seine 180 Pferdchen machten ihn hier auch nicht schneller.
Rudi schien die Anweisung erhalten zu haben das Tempo ein wenig zu drosseln, denn wir blieben auch nach der nächsten Tankpause immer dicht zusammen.
Vielleicht täusche ich mich auch und es war nur der Gewöhnungseffekt.
An der nächsten Passhöhe legte sich Rainer dann mit Rudi an.
Im Vergleich zum letzten Jahr war Rainer eindeutig schneller geworden.
Vielleicht nahm er aber auch nur andere Tabletten ein.
Für meinen Geschmack holte er immer ziemlich weit aus, vor engeren Kurven. Aber dadurch konnte er viel Boden gutmachen. Rudi spulte aber routiniert sein Programm ab und seine Poleposition geriet niemals ernstlich in Gefahr. Ich kam aber nicht an Rainer vorbei. Immer wenn ich fast dran war, konnte er wieder entkommen.
Die Physik ist eben nicht zu überlisten. 80kg mehr und dann noch 80 PS weniger … da braucht man keinen Taschenrechner.

Charly und Dietmar hatten mittlerweile nun auch ihre Betriebstemperatur erreicht und blieben schön hinter mir. Abschütteln konnte ich sie aber immer bei jedem Überholmanöver. Da fehlten den 1150ern dann doch plötzlich ein paar Reserven … die Technik schreitet eben fort.

So fuhren wir also freudig erregt den restlichen Nachmittag hinter unserem Rudi her. Die Berge rauf und wieder runter … und pumpten währenddessen zentnerweise CO2 in die klare Alpenluft.
Man darf gar nicht darüber nachdenken.

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Neuer Beitrag 28.02.2009 11:56
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...So gegen 18.30 Uhr kamen wir dann wieder am Hotel an.
„Ich rechne mal eben aus..!“, rief Rainer unserem Guide zu und rannte ins Hotel.
Wir stellten unsere Moppeds schön in einer Reihe ab und suchten unsere Stammplätze auf. Rainer kam nach 5 Minuten mit einem Zettel zurück und verkündete laut: ,, …Vierundsechzig…! ’’ Rudi schien überrascht.
„Ohne Pausen … natürlich“, ergänzte Rainer.
„Ach … so. Dann is kloar“. Rudi schaffte die Hälfte von seiner Halben mit einem Zug.

Rainer hatte wohl seine Standzeiten akribisch addiert und dann die insgesamt zurückgelegten Kilometern durch die Restzeit dividiert. Rainer war im Zivilberuf REFA-Fachmann.
Nachdem ich Interesse an seinem Forschungsvorhaben bekundet hatte, wurde ich genauestens vom Schöpfer persönlich mit dessen ureigenster Wahnwelt vertraut gemacht.
Rainer schien irgendwie erfreut zu sein, endlich jemandem seine Tabellen und Diagramme erläutern zu dürfen. Er hatte in einer Kladde fast alle seine Fahrten und Touren penibel ausgewertet. Verbräuche, Durchschnittsgeschwindigkeiten, Öl-und Reifenverbrauch und was sich sonst noch alles irgendwie quantifizieren ließ.
Völlig zufrieden mit sich und seinen Aufzeichnungen lehnte er sich zurück.
„Und..?“, wollte er wissen.
„‘ Ne Menge Arbeit … echt professionell. Du solltest dich als Testfahrer bewerben“. Ich versuchte angestrengt ein überzeugtes und ernsthaftes Gesicht zu machen.
Der Typ war völlig irre.
Rainer schien meine Antwort gefallen zu haben. Er rannte jedenfalls sofort los und brachte mir ein Bier mit.
So einfach kann man neue Freunde finden. Hier im Bikerhotel.

Wenn man sich derartige Mühen sparen möchte, dann kann man sich aber auch welche mitbringen. Freunde meine ich, oder besser Freundinnen.
So wie Thomas.
Die Damen waren jedenfalls schon gefechtsbereit und hatten weder Kosten noch Mühen gescheut, um dies auch zu demonstrieren.
Nachdem sich Rainer mit seiner R1 hinter das Hotel verzogen hatte, um wohl dort die nötigsten Putz-und Wartungsarbeiten zu verrichten, war ich zu den anderen zurückgekehrt.
Die beiden Grazien hatten wohl einen aufwendigen Wellness-Tag in einer nahegelegenen Schönheitsfarm verbracht und waren scheinbar ausgeruht und voller Tatendrang.

Dietmar baggerte schamlos an der Kosmetikerin herum und selbst Rolf schleimte völlig gewissenlos die Freundin voll.
Das müssen diese mentalen Subroutinen sein. Wenn sich eine Gelegenheit bietet, dann laufen die völlig automatisch ab.
Da kann man sich dann hinterher immer nur wundern und behaupten, dass man wirklich nicht mehr weiß, wie es dazu kommen konnte.
Und das ist dann meistens sogar die traurige Wahrheit.

Thomas strahlte voller Besitzerstolz und ließ die Jungs die Drecksarbeit machen. Diese Sülzerei über die sichtbaren Erfolge eines mühsamen Tages in einer Schönheitsfarm, konnte er beruhigt den Kollegen überlassen.
Es durfte ja wohl allen klar sein, wer zuletzt lachen würde.

Nachdem dann alle Gruppen wieder vollzählig zurückgekehrt waren, nahm die abendliche Routine ihren Lauf.
Duschen … essen … hoch die Tassen!

Die Kellerbar wird nur jeden zweiten Abend geöffnet. Das hat in der Hauptsache personaltechnische und gesundheitliche Gründe. Heute wurde sogar Livemusik angedroht. Tiroler Countryrock. Oder genauer … klassischer Folkrock, dargeboten von einer Tiroler Amateurband.
Die Ötztaler Bikerbuam spielten auf. Sie nannten sich allerdings, wahrscheinlich aus Imagegründen ’’The rolling devils“ oder so ähnlich.

Die Devils rollten und rockten, dass es eine Freude wahr. Sie hatten sogar Springsteen auf der Pfanne. Was wieder ganz besonders unseren Walter freute.
Allerdings musste man schon wissen, dass dieses spezielle Stück gemeint war. Hören konnte man es direkt nicht.

Das lag vielleicht aber auch am Dialekt. Oder am Alpenwurz.
Letzterer sorgte jedenfalls dafür, dass die Eingeborenen ziemlich schnell in ihren gewohnten Sprachductus zurückfielen. Zuerst kommt immer die Rückkehr und danach dann erst der völlige Verlust der Muttersprache.
Das konnte man an diesem Abend jedenfalls wieder gut beobachten.

Charly trug wie üblich seine Stiefel. Dies war ausgesprochen clever, denn sie verhinderten zwar einen eleganten Tanzstil, gewährleisteten dafür aber einen festen Stand.
Und das war dann auch eher die Eigenschaft, die Charlys tatsächlichen Bedürfnissen entsprach.

Während sich Thomas deutlich zurückhielt, langten Dietmar und Charly ordentlich zu. Als Platzhirsch muss man nicht nur immer die Übersicht behalten, sondern sich auch in permanenter Körperbeherrschung üben.
Es hat eben alles seine Vor-und Nachteile.

Charley bewies ebenfalls eine beeindruckende Körperbeherrschung. Jeder andere wäre schon längst auf allen Vieren gegangen. Nicht so der alte Kämpe.
Jeglicher verbaler Ausdrucksfähigkeit beraubt wich und wankte er kaum.
Der Charley kann Promille verpacken wie kein Zweiter. Der muss ein eingebautes Notprogramm haben.
Wenn man genau aufpasst, dann kann man den Übergang vom Homo sapiens zum Homo erectus beobachten. Da verläuft die Evolution dann kurzfristig rückwärts.
Danach kann er dann nur noch diese scheinbar fest verdrahteten Trinkbewegungen ausführen. Andere Willensbekundungen entfallen ab diesem Zeitpunkt. Körpertemperatur und Hautfarbe haben dann auch eher morbide Tendenzen. Kurz vor dem Eintritt der völligen Leichenstarre muss man ihn dann immer wegschaffen. Dies ist allerdings auch keine leichte Aufgabe.
Da ist der Transport einer alten Waschmaschine durch ein enges Treppenhaus um einiges einfacher.

Wir mühten uns redlich und schleppten unseren Charly mühevoll in sein Zimmer. Wenn er dann einmal liegt, dann ist es geschafft.
Den setzen wir aber am nächsten Morgen auf kein Mopped. Auch wenn das durchaus möglich wäre. Alles schon ausprobiert.
Allerdings nur in geografisch deutlich anspruchsloseren Regionen.
Der fährt dann immer solange geradeaus, bis jemand hupt. Dietmar kennt sich damit aus.
Eine Rückkehr in den Keller versprach keine neuen Erkenntnisse und deshalb verzogen ich mich dann auch ins Bett.
Rolf, von niederen Instinkten getrieben, wollte wohl noch die Toleranzschwelle von Thomas erkunden und verschwand wieder in Richtung der teuflischen Musik. Die Devils schienen um jeden Preis ihren Vertrag erfüllen zu wollen und schreckten vor keiner Herausforderung zurück.
Wie man mit Mühe heraushören konnte versuchten sie sich gerade an einem Stück von Deep Purple.
Man muss ja nicht jeden Unfug mitmachen.

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Neuer Beitrag 28.02.2009 12:00
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...Wenn man neueren wissenschaftlichen Verlautbarungen Glauben schenken durfte, dann sollen untergegangene Hirnzellen tatsächlich auch wieder ersetzt werden. Nicht nur die Degeneration sondern auch die Regeneration schreitet demnach also permanent fort.
Grundsätzlich jedenfalls.
Über die Dauer und den Umfang dieser Regenerationsphase war allerdings eher weniger zu erfahren. Wenn ich mir Charly so ansah, dann konnte ich nur hoffen, dass auf diesem Gebiet noch ordentlich weiter geforscht wird. Das ist seine einzige Chance. Irgendein Medikament, das diese Regeneration beschleunigt.
Es wäre wirklich schade um ihn. Aber um allein die Verluste dieses abgelaufenen Abends zu ersetzen, wird er schon eine ganze Klinikpackung einnehmen müssen.
Angesichts dieses wirklich abschreckenden Beispiels waren meine nur leicht geröteten Augen ja schon fast ein Kennzeichen für Abstinenz.

Es ist eben alles Relativ. Auch die Uhrzeit … relativ spät oder früh … wer weiß das schon, wenn es stockdunkel ist und man aus dem Schlaf gerissen wird.

Es bollerte und rummste penetrant und anhaltend. Irgendein Idiot hämmerte an die Zimmertür.
Ich öffnete die Tür einen Spalt, um endlich Ruhe zu haben. Diese dürre Tussi mit der Pumuckelfrisur schwenkte eine halb volle Sektflasche und kicherte albern. Sie trug nur ein T-Shirt und war barfuß.
Barfuß bis zum Bauchnabel.
„Hast du ein paar Gummis …?“, lallte sie schrill und zappelte auf dem kalten Marmorboden herum. Durch die geöffnete Tür auf der anderen Seite des Ganges konnte ich ihre Freundin erkennen. Die hockte auf dem hinteren Bett und kaute gerade an Thomas herum.
Irgendwie hatte ich mit Rolf gerechnet und war deshalb nur mit meiner Unterhose bekleidet an die Tür gewankt. Mein Anblick schien die offensichtlich zu allen Aktivitäten bereite Rothaarige nur weiter anzuspornen. Sie quietschte begeistert und zerrte mich über den Flur.
„Ich hab noch einen gefunden“, lallte sie stolz und bemühte sich angestrengt mich in die Lasterhöhle zu bugsieren.

Nur so mal ganz grundsätzlich. Im Prinzip kann man mich gerne wecken und dann auch gewisse Forderungen stellen. Aber da müssen dann auch bestimmte Rahmenbedingungen erfüllt sein.
Gegen eine kleine Orgie habe ich, rein vom Prinzip her, grundsätzlich auch keine gravierenden Bedenken. Manchmal entwickelt sich so was ja völlig unbeabsichtigt.

Irgendwie schien das hier der Fall zu sein. Nur eben, an dieser Entwicklungsgeschichte war ich nicht beteiligt. Von daher fehlte mir irgendwie der notwendige Antrieb.
Ein Blick in das Zimmer bewies, dass die üblichen Verdächtigen bereits ihren Teil zum Gelingen beigetragen hatten.
Die Rothaarige schien allerdings noch weiteren Bedarf zu haben. Dietmar hatte erkennbar sein Bestes gegeben und seine Standfestigkeit bereits eingebüßt.
Rolf lag bäuchlings auf einem der Betten und schien zu schlafen.
Thomas schien noch nicht aufgeben zu wollen und feuerte seine Bekannte weiter an.
Alles in allem … eine eindeutige Kiste. Wenn die Pumuckeline nun noch weiße Söckchen getragen hätte, dann hätte sie ausgesehen wie ein aufgetautes Wiesenhofhühnchen. Sie hatte sich rücklings auf das Bett fallen lassen und zappelte besoffen herum.
Blass, nackt und mit großen Füßen. Riesenfüße irgendwie. Aber wie gesagt, selbst weiße Socken hätten die Situation nicht retten können. Und dabei finde ich weiße Socken durchaus erotisch. Aber in diesem Fall …
Thomas’ Freundin unterbrach kurzfristig ihren Aufbaujob und erklärte: „Die Ramona findet dich ganz toll … oder … Ramona?“
Ramona hob ihren Kopf glotzte mich irgendwie verliebt an. So ganz glaubwürdig kam die Aktion aber nicht rüber, weil sie bereits mit einer Hand wieder Dietmars Einsatzfähigkeit überprüfte.
Ich hatte genug gesehen und beschloss daraufhin die Party nicht weiter zu stören.
Ramonas Enttäuschung war nur von kurzer Dauer. Als ich mich an der Tür noch einmal umdrehte, kniete sie bereits wieder über dem armen Dietmar um ihn scheinbar zu weiteren Aktivitäten zu motivieren.
Aus dieser Perspektive hatte die ganze Sache schon fast wieder einen erotischen Touch. Aber wirklich nur aus dieser Perspektive … und nur fast.
Ich schloss meine Zimmertüre und drehte den Schlüssel herum.
Sicher ist sicher.

Das Handy erfüllte zuverlässig seinen Auftrag und weckte mich kurz nach sieben Uhr. Rolf war nicht da, was mich allerdings auch nicht weiter wunderte. Ein Blick aus dem Fenster ließ meine Stimmung auch nicht weiter steigen. Regnerisch und nebelig präsentierte sich der neue Tag.
So wie es aussah, würde unsere Gruppe heute wohl ziemlich übersichtlich sein.
Spontan beschloss ich gegen den heutigen Plan zu verstoßen. Ich stellte mich unter die Dusche und anschließend suchte ich im Frühstücksraum nach bekannten Gesichtern. Erwartungsgemäß waren Charly und die fünf von der anderen Flurseite nicht zugegen. Das hätte mich auch sehr gewundert.
Aber auch sonst war es relativ leer. Walter tauchte auf und versuchte die planmäßigen Teilnehmer zu organisieren. Irgendwie fehlte die Hälfte. Das kommt immer mal wieder vor. Meistens nach bunten Abenden oder bei schlechtem Wetter.
Heute hatten wir beide Ursachen in Kombination. Von daher …
Ich meldete mich auch ab und musste mich deshalb auch als Schönwetterfahrer bezeichnen lassen. Na und … im Urlaub bestehe ich auf vernünftigem Wetter. Regen habe ich Zuhause schon genug.
Tapfer ritt die Meute vom Hof. Ich war kein bisschen neidisch.
Die Berge waren nicht mehr erkennbar. Alles wolkenverhangen und grau. Natürlich würde es in einigen Stunden wieder völlig anders aussehen, aber solange kann man dann auch warten.
Mit dem sicheren Gefühl alles richtig gemacht zu haben suchte ich wieder den Frühstücksraum auf und traf dort zu meinem Erstaunen auf … Charly.
Der sah aus, wie er morgens immer aussah, und war ansonsten ratlos. Er hatte Dietmar nicht finden können.
Ich klärte ihn kurz auf und Charly schüttelte nur den Kopf. Er hatte es nicht so mit den Frauen.
Nein, nein … jetzt nicht grundsätzlich … sondern eher aus leidvoller Erfahrung.
Also mehr so wie ich. Grundsätzlich schon … aber dann doch eher mit kühlem Kopf. Jedenfalls nicht … ganz so spontan und wahllos.
Oder so!

Ich beobachtete Charly aus den Augenwinkeln. Unglaublich, dass der Kerl diese Dosis schon wieder halbwegs abgebaut hatte. Der musste eine Leber wie ein Klärwerk haben.
„Hoffentlich hat er nicht vergessen, dass diese Veronika heute kommen wollte“, erklärte er kauend.
Ich schaute ihn überrascht an. Die hatte ich schon fast vergessen. Das könnte aber noch ziemlich unübersichtlich werden, in diesem Zimmer auf der anderen Flurseite.

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Neuer Beitrag 28.02.2009 12:03
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Es klart auf...

...Als Rolf und Dietmar dann endlich auch auftauchten, gab es schon keine Brötchen mehr. Die heißen hier allerdings auch Semmel, aber es gab auch keine Semmel mehr.
Wer zu spät kommt …
Die beiden Spätkommer waren bester Laune und kratzten sämtliche Reste vom Frühstücksbuffet. Thomas kam dann auch und suchte ebenfalls verzweifelt nach proteinhaltigen Nahrungsmitteln.
Die Damen würden noch ein wenig Zeit benötigen, um die schlimmsten Schäden zu beseitigen. Er drückte es allerdings etwas freundlicher aus.

„Dann machen wir heute also eine eigene Tour“, plante er schon mal los.
„Veronika kommt so gegen Mittag“, erklärte Dietmar dem staunenden Auditorium. „Die kennt sich hier prima aus und kann vorausfahren.“

Das hörte sich nach einem wirklich tollen Plan an. Spontan aus einem Problem eine gute Idee zaubern. So was kann er, der Dietmar.
Ich sah mich schon an einem schönen sonnigen Nachmittag hinter einer bayerischen Hobbybikerin durch die Landschaft schleichen. Und dies alles nur, damit unser Dietmar seinen entgleisten Hormonhaushalt unter Kontrolle bekommt.

„Pass mal auf …!“, setzte ich schwungvoll an, um eine umfassende kritische Beurteilung der Gesamtsituation vorzunehmen.

„Moggähhn …“, quietschte Ramona strahlend. Sie trug Jeans, die an den Knien aufgerissen und ansonsten mit glitzernden Steinchen besetzt waren. Dazu einen von diesen Pullovern wie sie gerne von Friseurinnen in Kellerdiscos getragen werden. Ein echtes Gesamtkunstwerk aus der Reihe … Essen-Steele sucht den Superstar.
Ihre Freundin bevorzugte die Köln-Chorweiler Variante. Die mit der MCM-Tasche. Für jeden Geschmack was dabei.
Wirklich raffiniert … die beiden goldigen Geschöpfe.
Dann fehlt ja nur noch Veronika im Dirndl … und man weiß gar nicht mehr, wie weit man nun das Hemd aufknöpfen muss ...
Das entwickelte sich alles in eine völlig unplanmäßige Richtung.

Charly schien die Sache ähnlich zu sehen und gab mir Zeichen. Wir verkrümelten uns nach draußen, wo sich mittlerweile wieder die Sonne zeigte. Auf unseren Stammplätzen hatten die eifrigen Hausmitarbeiter bereits die letzten Regenreste entfernt und wir hatten den Vorplatz nun ganz für uns.
Einer der Mitarbeiter hängte gerade eilig einen Anhänger hinter den hauseigenen Landrover Defender und war demnach wohl im Auftrag des Herrn unterwegs. Des Hausherren, natürlich.
Das sah nicht gut aus. Fast immer wenn dieses Letzte Hilfe-Gespann ausrückte, dann gab es irgendwo auf der Strecke Kleinholz. Es gehört zum Service des Hauses, keine Verwundeten oder Toten zurückzulassen. Roß und Reiter werden immer ordentlich aufgesammelt und weggeschafft. Die Reiter je nach Zustand meistens von der Rettung und die Rösser in den meisten Fällen vom Defender. Die halten ihre Straßen sauber, die Tiroler.

Eigentlich wäre es eine gute Gelegenheit gewesen, über die Endlichkeit des Seins zu sinnieren. Aber erstens war Charly für solche Dinge nicht der richtige Gesprächspartner, und zweitens hatten wir Urlaub. Von daher … bestellten wir uns zunächst zwei große Kaltgetränke.
„Das mit den Weibern geht mir auf den Keks..“, eröffnete Charly den philosophischen Dialog und legte seine Füße samt Stiefel auf einen Stuhl.
„Mhhmm..“, bestätigte ich diese tiefenscharfe und erkenntnisreiche These.
Damit war eigentlich alles gesagt und wir erstarrten in der traurigen Gewissheit, diese Analyse in Kürze vollumfänglich bestätigt zu bekommen.
Rolf und Dietmar erschienen auf der Bildfläche und schienen uns den weiteren Tagesablauf erklären zu wollen.
„Nächstes Jahr können wir ja nach Thailand fliegen“, schlug ich vor, um die Sache schnell auf den Punkt zu bringen.
„Da mieten wir uns dann Motorroller und jeden Abend könnt ihr dann ausgiebig ...“
Dietmar schien zunächst kurz über den Vorschlag nachzudenken.
Rolf hatte aber sofort verstanden und versuchte rhetorisch ungeschickt auszuweichen. Nun endlich war auch bei Dietmar die unterschwellige Kritik angekommen.
„Ausgerechnet … was war denn mit den Schwestern. Wer im Glashaus schwitzt, der sollte schnell die Heizung abdrehen … Herr Kollege“.
„Das war doch ’ne ganz andere Nummer“, versuchte Rolf zu vermitteln.
„Und ob … das war wirklich eine ganz andere Nummer“, bestätigte Dietmar voller Überzeugung.
Damit war diese Diskussion auch beendet und das Schicksal würde eben seinen unerbittlichen Lauf nehmen müssen.
Aber man muss es wenigstens versuchen.
„Soll nachher bloß keiner sagen ich hätte nichts gesagt …“, sagte ich.
„Ausgerechnet ..“, fauchte Dietmar zum Abschluss. Aber er grinste dabei.

Es wurde wärmer und irgendwann auch Mittag. Wie angekündigt bog ein Motorrad auf den Hof ein. Wir hatten vorher Wetten abgeschlossen, auf welchem Produkt die gute Veronika wohl einreiten würde.
Auf eine 900er TDM hatte keiner gesetzt. Eigentlich war die ein bisschen hoch für eine Frau. Aber Veronika schien tatsächlich größer zu sein, als unsere Erinnerung uns vorgaukelte. Das fiel vielleicht nicht so auf, weil sie proporti2onal … also ich meine … weil sie nicht ganz so dünn war. Aber egal.

Außerdem war sie ein schöner Kontrast zu den beiden anderen weiblichen Hordenmitgliedern. Robust und praktisch in Textilklamotten verpackt, ungeschminkt und mit ihren straff nach hinten zusammengebundenen Haaren.
Dietmar fühlte sich genötigt die Begrüßungszeremonie zu starten.
Brav stellt er alle Anwesenden vor und blieb dann aber auch schnell hängen.
Bevor er sich Einen abbrach, organisierte ich erst mal einen Stuhl für die Neue.

So aus der Nähe betrachtet war sie eigentlich ganz passabel. Jetzt nicht gerade der Gazellentyp, aber trotzdem auch kein Elefantenweibchen. Irgendwo dazwischen. Nur um mal so die grobe Richtung anzugeben.

Klar war, dass wir nun los wollten. Das Wetter war nun optimal und die anderen Fahnenflüchtigen waren auch schon fast alle davon gerollt.
Ramona war noch übrig. Irgendjemand musste die nun in robusten Jeansstoff verpackte Friseurin transporti2eren.
Thomas hatte die Freundin genommen. War ja klar.
Rolf fühlte sich nach eigener Aussage noch nicht sicher genug. Dietmar fiel aus taktischen Gründen aus. Und niemand traute sich Charly zu fragen.
Völlig unbeteiligt fummelten alle an ihren Moppeds herum und unterhielten sich über das Wetter, den lieben Gott oder sonst was. Niemand sprach über Ramona. Die stand da, dümmlich grinsend mit ihrem Helm in der Hand und näherte sich dann langsam und vorsichtig in eindeutiger Absicht.

„Können wir …?“, fragte Charly und stülpte sich seinen Helm über den Schädel.
Ich nickte und drehte die Federbeinvorspannung zwei ganze Umdrehungen nach rechts. Meine Standardeinstellung für 50kg Sozias.
Dietmar strahlte mich an und betätigte den Starter.
„Sag mir aber was ich machen muss..“, kreischte mir Ramona ins Ohr.“ Ich bin noch nie auf so einem großen Motorrad mitgefahren“.
Schon klar ...!

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Neuer Beitrag 28.02.2009 12:07
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...Es gibt Strecken, auf denen ein bewegliches Zusatzgewicht durchaus Vorteile bringen kann. Aus diesem Grunde habe ich manchmal überhaupt nichts gegen eine passende Sozia.

Man ist gezwungen irgendwie weicher und fließender zu fahren, alleine schon um dieses nervige Helmtockern zu vermeiden.
Nun muss man wissen, dass ich von Natur aus einen ziemlich unrunden Fahrstil habe. Dies behaupten jedenfalls alle, die jemals mit mir unterwegs waren.
Die nennen es aber nicht direkt unrund, sondern wählen meistens deutlich weniger elegante Bezeichnungen.
Häufige spontane und überraschende Tempo-und Positionswechsel … beschreibt die Sache vielleicht genauer.
Das ist nun mal so und wird sich wohl auch nicht mehr ändern.

Wenn ich allerdings mit Sozia unterwegs bin, dann bewege ich meine Gelbe automatisch irgendwie … eleganter.
Zumindest in den Augen der Nachfolgenden.
Das Fahr-und Ansprechverhalten einer Standard-GS mit Sozia entspricht nach meiner Wahrnehmung in etwa dem einer aufgerüsteten GS-Adventure ohne Sozia. Auf normalen asphaltierten Straßen jedenfalls. Vom Schluckvermögen der Federung einmal abgesehen.
Aber das ist auch nur meine ganz persönliche subjektive Wahrnehmung.
Aber wie auch immer … das Fahr- und Bremsverhalten wird mit Sozia nicht wirklich schlechter, sondern verändert sich eben nur.

Unter Berücksichtigung dieser Erkenntnisse war ich davon überzeugt, auch mit einer scharfen Friseurin im Rücken, durchaus vorne mitfahren zu können.

Man lässt es für gewöhnlich ruhig angehen, wenn man ein unerfahrenes und zunächst nicht einschätzbares Zusatzgewicht dabei hat. Damit hatte ich in der Vergangenheit schon einige Erfahrungen sammeln können.
Ruhig, fließend und geschmeidig. Man spürt dann irgendwann wie sie langsam entkrampfen und lockerer werden. Bloß keine hektischen Überholmanöver und zunächst schön hinter allen Dosen herrollen. Cool bleiben und warten, bis viel Platz ist.
Dann brav blinken und ohne hektische Beschleunigungsorgie vorbeigleiten.
Alles schön sanft und ohne hektische Bewegungen.
Auch die ersten richtigen Kurven … langsam und mit Ruhe. Da werden sie dann zwar immer noch steif und klammern sich irgendwo fest, aber nach einigen Wiederholungen hört das dann auch langsam auf.

Vertrauen schaffen … in Sicherheit wiegen … die wahre Wirklichkeit wird sie dann zwar trotzdem wie ein Schock treffen, aber es wird dann etwas leichter. Für alle Beteiligten.

Es gibt zwei Sorten. Die eine Sorte wird steif wie eine Gipsfigur und erträgt das Ganze mit stoischem Gleichmut.
Die andere Sorte reagiert hektisch, zappelig und verkrampft sich wie eine Würgeschlange. Diese versuchen dann auch irgendwie Einfluss auf das Geschehen zu nehmen, indem sie sich bemühen den Fahrer wie einen riesigen Joystick in irgendwelche Richtungen zu bewegen.

Das sind dann auch meist diejenigen, denen es dann irgendwann nicht mehr schnell genug geht. Die drücken einen dann schon zur Seite, wenn die Kurve auch nur im Blickfeld auftaucht.
Schwer zu sagen, welche Sorte mir lieber ist.
Irgendwann geht es dann meistens.
Aber bis es soweit ist, müssen sie alle einmal durch die Hölle.

Ramona wusste von alldem nichts. Sie hockte brav und still hinter mir und ertrug die gemütliche Fahrt mit Gleichmut.
Unsere Führerin musste wohl tanken und steuerte eine Station an.

Freudig die Gelegenheit nutzend kletterte meine Sozia ein wenig ungeschickt vom Rücksitz, um ihrer Freundin die ersten Eindrücke mitzuteilen.
„Das ist gar nicht so schlimm … nur die Kurven … da hatte ich erst Angst … dass wir umkippen … aber … und … und dann … blubber ... schraatel..quaahhkkk..“.

Veronika erklärte uns, dass wir nun durchs Tal fahren würden und dann im Bogen in Richtung der ersten guten Pässe. Nächster Halt … die erste Tanke nach dem Tal.
Obwohl ich aus den erwähnten erzieherischen Gründen mein eher beschauliches Dasein bisher am Ende der Gruppe fristen musste, war mir trotzdem aufgefallen, dass die TDM-Dompteurin durchaus eine von der zügigen Truppe war.

Ramona kam zurück gehoppelt und tätschelte mir die Schulter.
Ich schob ihr Visier hoch und sagte freundlich:“ Wenn du mal Pipi machen musst … ich würde jetzt gehen. Das wäre schon besser.“

Sie kicherte nur und kletterte schon fast elegant auf ihren Sitz. Der war ja abwaschbar … nur für den Fall … aber soll nachher keiner sagen ich hätte ihr nichts gesagt.

Veronika ging es an. Charly und Dietmar folgten ihr auf dem Fuße und ich setzte mich dann auch sofort dahinter. Rolf drängelte ein bisschen und war wohl der Meinung, dass den Solofahrern die besten Plätze zustehen.
Diese TDM ist ein schönes Mopped. Handlich, sehr gute Bremsen, nur ein bisschen wenig Bums untenrum. Aber sonst … ein feines Teil.

Veronika zog ordentlich los. Die Straßen im Tal waren trocken und Verkehr war auch kaum vorhanden.
Ich spürte, wie mein interner Schalter umgelegt wurde, und schob Ramona ein wenig in Richtung Heck. Sie klammerte sich daraufhin überrascht fest und vernahm zum ersten Mal an diesem Tage das wirklich wahre Geräusch des Zach. Auch Beschleunigung hatten wir bisher ja nur andeutungsweise geübt.
Ich nutzte das erste kleine Gefälle um den notwendigen Fahrtüberschuss aufzubauen.
Die Gelbe stürmte trompetend und freudig erregt los. Endlich wieder artgerechte Haltung. Um Haaresbreite wären die Auslassventile eingefroren.

Veronika traute sich scheinbar nicht schneller als 160 zu fahren, blieb aber trotzdem auf dem Mittelstreifen. Ist ja auch grundsätzlich keine schlechte Position auf einer längeren Geraden.
Dietmar und Charly blieben schön rechts außen und hintereinander. Die kannten meine Vorliebe für kurzfristige High-Speed-Einlagen.
Links vorbei … wäre kurz vor einer Biegung ein wenig sehr optimistisch gewesen, deswegen platzierte ich mich rechts neben der TDM, um dann aber auch sofort den Anker zu werfen. Nicht mit allem, was der BKV hergab, das hätte Ramona nicht auf die Reihe bekommen.
Aber immerhin doch so, dass ich mich schon mehr als ordentlich am Lenker abstützen musste, um nicht von der plötzlich unglaublich schwergewichtigen Sozia auf den Tank geschoben zu werden.
Die war plötzlich nicht nur schwer sondern auch starr. Also mehr die erste Sorte.
In den schnellen Kurven war es ein wenig mühsam den steifen Klumpen immer mit herunterzuziehen, aber als dann wieder einige Steigungen kamen, da hat man dann durch das zusätzliche Gewicht doch deutlich mehr Grip.
Veronika war richtig gut dabei. Die bewährte Technik des Anschiebens verbot sich hier allerdings. Immer wenn ich zu dicht auffuhr, wurde sie erkennbar nervös.
Ich ließ mich zurückfallen, um hier keine Fehler zu provozieren. Das musste ja nun wirklich nicht sein.
Ramona fühlte sich inzwischen an, als ob sie zu Stein erstarrt wäre. Die werden wir wahrscheinlich mit der Brechstange von der Gelben hebeln müssen. Taub vom Zach und nass vom Pipi.

Die letzte Kurve war ein wenig eng. Ich kam mit dem Stiefel auf den Boden und zuckte ein wenig zurück. Die GS kommt schon ein wenig weiter runter mit Zusatzgewicht, das vergesse ich dann schon mal.
Aber alles kein Problem. Mein Klumpen zeigte keinerlei Reaktion, was mir langsam aber schon ein wenig Sorgen machte.
Aber solange sie noch klammern … solange leben sie auch noch.

Eine wunderschöne Kuppe hatten wir noch. Eine von denen, wo die Federn richtig lang werden.
Und … hepp.
Keine Reaktion hinter mir.
Der geplante Haltepunkt kam in Sicht. Zeit für eine Zigarettenpause.

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Neuer Beitrag 28.02.2009 12:11
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...Zunächst einmal änderte sich die Situation nicht. Ich hatte das Gefühl einen Rucksack zu tragen.
Sie rührte sich nicht.
Ich stellte den Boxer ab und wartete darauf, dass sich meine Sozia endlich bewegen würde. Alle waren inzwischen eingetroffen und kletterten von ihren Fahrzeugen. Nur ich saß mit meinem Klumpen noch immer herum, als ob wir eine Sitzprobe auf einer Motorradausstellung oder bei einem Händler machen würden.
Ich klopfte ihr herausfordernd auf das völlig verkrampfte Beinchen, aber sie rührte sich trotzdem nicht. Rolf war inzwischen herangekommen und sah mich fragend an. Ich zuckte mit den Schultern und deutete mit dem Daumen nach hinten.
Rolf marschierte um meine GS, als ob er ein modernes Kunstwerk betrachten würde. Endlich klopfte er an Ramonas Helm und fragte eher vorsichtig: „Hallo … jemand zuhause … wir machen Pause … da darf man absteigen!“

Inzwischen waren auch die anderen herbeigeschlichen und standen staunend um die Skulptur herum. Ich wartete darauf, dass einer seine Kamera zücken und ein Foto schießen würde. Claudia, so hieß die Freundin, schüttelte vorsichtig an meiner regungslosen Sozia herum.
Ich nahm meinen Helm ab und drückte ihn Rolf in die Hand.
„Nu is’ aber gut. Helft ihr mal runter. Ich glaube die hat einen Krampf.“
Mit vereinten Kräften gelang es schließlich die völlig verkrampfte Friseurin von mir abzulösen und in einer merkwürdigen Haltung auf dem Boden abzusetzen.

Ich fummelte ihr den Helm herunter und beobachtete zu meinem Erstaunen, dass die kalkweiße Ramona flach und sehr schnell atmete und dabei mit weit aufgerissenen Augen teilnahmslos in die Gegend stierte.
Die Hände waren zu Pfötchen gekrümmt, als ob sie zwei Skistöcke festhalten würde.
Ein fast klassisches Bild. Nur die fast völlige Bewegungslosigkeit passte irgendwie nicht ins Schema.

Ich fummelte aus meinem Tankrucksack einen Plastikmüllbeutel heraus. Darin habe ich immer einen feuchten Lappen dabei. Von wegen Fliegen auf dem Visier und der Scheibe.
Ich hielt ihr den Müllbeutel vor Mund und Nase und ließ sie hineinhecheln.
Hyperventilationstetanie nennt man diesen Zustand wohl.
Ich hatte mich dabei hingesetzt und die bedauernswerte Friseurin von hinten umfasst.
Immer noch holte niemand seine Kamera heraus. Obwohl hier ziemlich großes Kino geboten wurde … hier an der Tanke hinter dem Tal.

Endlich entspannte sie sich langsam und begann sich zu rühren.
Sie murmelte unverständliches Zeug und versuchte aufzustehen. Mit vereinten Kräften schleppten Thomas und Dietmar das arme Luder zu einer niedrigen Mauer. Dort wurde sie abgesetzt und von der erschrockenen Claudia fürsorglich bemuttert. Irgendjemand kam mit einer Dose Cola angerannt und Claudia flößte ihr den braunen Zuckersaft vorsichtig ein.
Die Blässe war inzwischen einer Rötung gewichen und die ersten verständlichen Lautäußerungen wurden vernehmbar.
„Angst … schwindelig … schwarz vor den Augen“. Solche Erklärungen waren zu erwarten. Hat man schon mal, wenn man sich in irgendwas hinein steigert. So als … leicht erregbare und sensible weibliche Person.

Robby Williams löst ständig derartige Reaktionen bei seinem weiblichen Publikum aus. Mir gelingt das allerdings eher selten. Auf dem Motorrad sogar extrem selten. Genau genommen war es … zumindest bei dieser Gelegenheit, eine Premiere.
Naja … was soll man sagen. Kann doch niemand ahnen, dass sie so leicht erregbar ist.
Obwohl … aber lassen wir das.

Zunächst bot es sich an, einen kleinen Brunch einzunehmen. Gegenüber war eine Art Café und deshalb ließen wir uns dort erstmal nieder.
Aber wie es so ist, wenn eine größere Gruppe erstmal sitzt … es zieht sich.
Ramona erholte sich langsam wieder, blieb aber skeptisch. Skeptisch, was ihre weitere Karriere als Sozia anbetraf. Ich teilte vorsichtig ihre Skepsis und machte den Vorschlag, eventuell die Mitfahrgelegenheit zu wechseln.
Zu meinem allergrößten Erstaunen wollte sie aber weiterhin bei mir bleiben.
Sie hatte wohl auch kleinere Erinnerungslücken und der letzte Teil der Strecke war wohl auch nicht auf ihrer Festplatte abgelegt worden. Da war der Arbeitsspeicher wohl vorher gelöscht worden.
Was soll man machen. Nachdem ich dann auf mehrfachen Wunsch allen Anwesenden versprochen hatte, die empfindsame Ramona wie ein rohes Ei zu kutschieren, ging es dann auch endlich weiter.

Der Tourenverlauf wurde entsprechend entschärft und anstelle toller Pässe stand nun die Umrundung toller Seen auf dem Programm.
Warum nicht … ist ja auch mal schön.
Hier ein Kaffee, dort eine Zigarette … so kann man auch einen sonnigen Nachmittag gestalten.

Die Gelbe trottete gelangweilt hinter den anderen Kühen her und ich begann damit, die Nummernschilder der Autos zu interpretieren. Es war ein wirklich entspanntes Cruisen. Bei solchen Gelegenheiten wünscht man sich dann Trittbretter oder vorverlegte Fußrasten.
Ramona jedenfalls schien es zu gefallen.
Was tut man nicht alles, nur um die Stimmung hochzuhalten.

Zwischenzeitlich hatte ich allerdings immer wieder Befürchtungen, dass sich meine Gelbe ihre Euter verkühlen könnte, deswegen war ich heilfroh, als wir dann endlich wieder am Hotel ankamen.
Dort stand der Defender mit dem Hänger in einer Ecke des Hofes. Auf dem Hänger war ein ziemlich ramponierter Joghurtbecher festgezurrt.
So gesehen war eine Kaffeefahrt um die Seen manchmal doch die bessere Alternative.

Der Besitzer saß traurig auf einem Klappstuhl. Ein junger Bursche mit einem bunten und nun auch ziemlich verkratzten Helm.
Er schien sich mit der Sache abgefunden zu haben und hinkte nur ganz wenig.
Hin und wieder stand er auf um die Überreste seiner Yamaha zu begutachten. Er fotografierte das zerfledderte Teil von allen Seiten mit seiner Handykamera und schien dann die Ergebnisse irgendwohin zu mailen.
Wir zeigten angemessenes Mitgefühl und bedauerten sein Schicksal. Solidarität hilft manchmal über das Schlimmste hinweg.
Dieses bunte Plastikzeug zu erneuern kostet ein Vermögen. Arme Sau!

Wie es dazu gekommen ist?
Naja .. wie so oft eben. Im falschen Moment falsch reagiert. Und schon war die Straße weg.
Gerade war sie noch da … und im nächsten Moment war sie weg.
Kann passieren. Mal hat man Glück … mal eben nicht.

Wem das niemals passieren kann, der werfe den ersten Stein.

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Neuer Beitrag 28.02.2009 12:14
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Und wiedermal ein Meisterwerk der Literatur !!!
Ich kann nur sagen Hut ab!!!

Mehr davon, meeeehhhr! großes Grinsen

__________________
Ich fürchte Tod und Rache nicht, bis zu jenem Tag,
an dem du deine Treue brichst und dein Wort versagt

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