Foto 1: Bei der vorderen Befestigung der Rückwand des Blechprimärs an der linken Kurbelgehäusehälfte erwartet uns schon wieder das Grauen
. Zugrunde liegt die eigentlich richtige Überlegung, daß diese Schraubverbindung über die Jahre zwangsläufig extrem leiden muß, weil sie zum Sekundärritzelwechsel zigmal gelöst und wieder angezogen werden muß. Da Harley keine Angüsse zur Verlängerung der Gehäusegewinde und so auch gleichzeitig keine dickeren Gewindestärken in dem bröseligen Sandguß vorgesehen hat, müssen diese Gewinde spätestens beim 4. Sekundärritzelwechsel (Ihr erinnert euch, dazu muß der gesamte Blechprimär ab, weil erst DAHINTER das Sekundärritzel auf der Getriebehohlwelle sitzt) im Gehäuse ausgelutscht sein, vor allem, wenn ein Grobschlosser die Schrauben viel zu fest angeknallt hat. Ihr erinnert Euch sicher an die Stahlgewindemuffen, die wir hier in die linke Kurbelgehäusehälfte des Early Shovel eindrehen mussten. Die waren auch, wie immer, beim regelmäßigen Sekundärritzelwechsel überdreht worden. Diesen selbst für Laienaugen offensichtlichen völlig unterdimensionierten Murks an dieser heiklen Stelle hat Harley noch bis zum Ende des Late Shovel beibehalten, deswegen kann ich die hier in der Klassikecke immer mal wieder geäußerte großspurige Behauptung, man könne "mit Ahnung vom Schrauben" einen Pre-Evo problemlos im Alltag fahren, nur als dummen Angeberspruch werten, der wohl nur zur Befriedigung des eigenen Egos in Kauf nimmt, Ahnungslose mit Interesse an Harley-Oldtimern bewußt in die kostenträchtige Irre und damit in den Frust zu führen. So, das mußte endlich mal raus
. Die Stahlgewindemuffen sind ein zwangsläufig kompromißbehafteter Notbehelf, aber keine ingenieurtechnisch zufriedenstellende Lösung wie beim Evo. Wo kein ausreichendes Fleisch (erhöhte Wandstärke) an der linken Kurbelgehäusehälfte ist, kann man eben auch nachträglich keines hinzaubern.
Zurück zur Big Flatty und der hier zugrunde liegenden, eigentlich richtigen Überlegung: An diesem neuralgischen Big Twin - Punkt hat hier, vielleicht schon der Mechaniker der urspünglichen Eigentümerbehörde (Polizei?), Gewindebolzen eingeklebt, auf deren viel robusteren Stahlgewinden die Blechprimärrückwand links oben mit einer 9/16 Sechskantmutter und an den anderen beiden Bolzen mit unsinnigen Vierkantmuttern (was in aller Welt soll das?
Hat´s finanziell nicht mal für zwei 9/16 Sechskantmuttern gereicht?) befestigt wurde.
Foto 2: Wir drehen die 9/16 - Mutter raus, ...
Foto 3: ... und der eingeklebte Bolzen kommt, völlig ausgelutscht, gleich mit raus
. Das heißt, das Gewinde in der Kurbelgehäusehälfte ist auch überdreht.
Foto 4: Bei den beiden Vierkanten wird es richtig ätzend: 13/16 Gabelschlüssel kann man wegen der an der linken Kurbelgehäusehälfte befestigten Schmierdüse für die Primärkette nicht drehen, am hinteren Vierkant nicht mal korrekt ansetzen. 13/16 Nüsse hüpfen über. Also müssen wr hier notgedrungenm, nach einigem Zögern, gaaaanz übel
tricksen: Wir kloppen mit dem Hammer eine 3/4 Nuß auf den jeweiligen Vierkant, der durch diese Gewaltmethode richtig fest klemmt, und drehen nacheinander beide Vierkante mit der Ratsche los. Don´t try this at home !!!
. Da kann viel Kostenträchtiges, durchaus auch schmerzhaft, bei schiefgehen!
Foto 5: Beide Gewindebolzen bleiben stehen (gottseidank), die Rückwand des Blechprimärs ist frei zur Abnahme
. Trotzdem werden wir die Bolzen vor dem Trennen der Kurbelgehäusehälften entfernen und, wie schon beim Early Shovel, die robusten Stahlgewindemuffen einsetzen, damit wir hier bedenkenlos den Abzieher verschrauben können.
Dieser Beitrag wurde schon 2 mal editiert, zum letzten mal von niterider am 12.05.2016 18:13.