zum zitierten Beitrag
Zitat von Goldie
Bei keiner anderen Motorradmarke stehen Kult und Optik so sehr im Fokus wie bei Harley Davidson -
Ja. Davon lebt HD seit mehreren Jahrzehnten.
Oftmals verzichten Besitzer auf Reisekomfort damit die Optik ihres Fahrzeugs stimmiger ist.
Ob "oftmals", wäre einer Untersuchung wert.
Einige tun es auf jeden Fall.
Und das dürfen sie auch.
Ich finde es ziemlich extrem zu sagen ich verzichte auf einen bequemen Soziusplatz damit das Motorrad weiterhin stimmig aussieht -
Das ist deine Meinung, und auch darauf hast du ein Anrecht.
Das der/die Mitfahrer hier bereits auf kurzen Touren richtig Qualen erleiden ist scheinbar Nebensache. Oder man verzichtet als Fahrer auf nen bequemen Sitz weils die Optik und Harmonie zerstört. Ist die positive Wahrnehmung des Motorrads bei anderen Menschen tatsächlich wichtiger als das eigene Wohlbefinden?
Wie das Moppet auf andere wirkt, ist meiner Erfahrung nach den meisten Besitzern ziemlich zweitrangig.
In erster Linie soll es ihnen selber gefallen (im Ggs zu den gewerbsmäßigen Umbauern, die im Auftrag anderer umbauen).
Wer sein Moppet (seiner eigenen Ansicht nach) schöner oder stimmiger oder cooler oder individueller macht, richtet sich dabei genausowenig nach den Vorstellungen anderer wie derjenige, der es sich komfortabler oder ergonomischer macht.
Das schließt nicht aus, sich von den Maschinen anderer inspirieren zu lassen.
Es gibt ja auch andere Beispiele. Seitenkoffer oder Taschen ist auch so ein Thema. Für mich ist wichtig das ICH und mein Sozius sich wohlfühlen und Spass am fahren haben.
Eben.
Und manche fühlen sich eben nicht wohl auf einer Harley in jener Optik, wie sie ihm von der Company zugemutet wird.
Harley Davidson Motorräder sind ja von Haus aus schon Hingucker.
Aber nicht immer in positiver Hinsicht.
Ich denke nicht das Seitentaschen oder Scheibe oder Sissybar oder was auch immer diesen fürs Auge angenehmen Eindruck so sehr zerstören können, das eine Harley dadurch unansehnlich wird.
Doch.
Dafür gibt es jede Menge Beispiele.
Macht aber nix, denn wie du selber sagst:
Es liegt ja auch immer am Geschmack des Betrachters. Und da Geschmäcker nunmal verschieden sind wird es immer Befürworter und Gegner geben. Also warum tut ihr euch das an und kasteit euch selber?
Selbstkasteiung wäre für manche, wenn sie eine HD in originaler Optik fahren müssten.
Möglicherweise noch ausgerüstet mit Koffern und abnehmbarer Sissybar.
Auch beim Kasteien gilt: die Empfindungen sind unterschiedlich.
Wat dem eenen sin Uhl, is dem annern sin Nachtigall.
Oder ist mein Eindruck falsch und ich hatte bisher halt nur das Glück bzw. Pech sehr viele der Optikfraktion zu finden?
Sagt mir wie IHR dazu steht! Ich freue mich auf eine lebhafte Diskussion.
Gruß
Harald
Ich glaube nicht, dass du das Pech hattest, besonders viele der "Optikfraktion" getroffen zu haben, sondern eher das Pech, Vertreter der Fraktion getroffen zu haben, die sich mit HD und der Historie der Modelle auskennen.
Und da ist nun mal Fakt, dass die Sportster als Gegenpart entwickelt wurde zu den damaligen wendigen, schnellen, einsitzig gefahrenen britischen Maschinen, welche die Briten nach dem WK II nach USA-Land verkauften, weil sie dringend Kohle brauchten.
Die Sportster ist also - deshalb auch der Name - ein auf sportliche Fahrweise ausgelegtes Motorrad.
(Nicht vergessen, dass Dragracing auch Sport ist, und die Dinger sind da nun mal flach und tief.)
Natürlich kann man sie mit Scheibe und Koffern usw. ausrüsten (hat die Company ja auch werksseitig getan, um einen "Tourer" in der Preisklasse unterhalb der Switchi anbieten zu können).
Das macht aus der Sportster aber noch lange kein tourentaugliches Motorrad.
Von der "Stimmigkeit" des Verhältnisses "Auslegung zu Verwendung" mal ganz abgesehen.
Unbestritten:
Du kannst auch ein 911er-Cabrio mit Hardtop ausrüsten und einen Dach-Gepäckträger montieren und eine Anhängerkupplung und dann mit Wohnwagen zum nächsten 911er-Treffen fahren.
Solltest dann aber zwei Dinge nicht tun:
1. Dich wundern, wenn sich die anderen kringelig lachen.
2. Ihnen vorwerfen, dass sie mit ihren 911ern keine Anhänger ziehen können und auch nicht viel Gepäck mitnehmen können.
Zum Schluss folge bitte noch diesem Gedankengang:
Moppet-Umbauen, oder wie es in diesem Fall der englische Begriff "Bike-Building" besser ausdrückt, tendiert mit zunehmender handwerklicher Perfektion und gestalterischer Kreativität in Richtung Kunst.
Kunst jedoch ist Zweck an sich.
Kunst fragt nicht mehr nach TÜV oder Zulassungsvorschriften, nicht nach Fahrbarkeit oder Komfort.
Im Gegenteil, je zweckfreier, je weniger dem Zweck der Fortbewegung von A nach B (oder auf der Rennbahn) unterworfen das Umbauergebnis ist, um so eher wird es zu einem Objekt der Kunst.
Dieses selbst geschaffen oder an ihm bzw. seinem Entwurf mitgewirkt zu haben oder sogar es "nur" erworben zu haben, erfüllt die Beteiligten mit Stolz und Freude, die nicht mehr der Aufmerksamkeit von anderen bedarf.
Wird ein solches Kunstobjekt der Öffentlichkeit vorgeführt, dann in erster Linie nicht, um für sich selber Lob einzuheimsen, sondern um anderen die Freude an einem solchen Kunst-Objekt zu ermöglichen.
Diese Anderen können dann mit ihren ergonomisch ausgestalteten Motorrädern (oder Autos) nach Hause fahren und sich freuen, bei einer solchen Vorführung dabeisein gedurft zu haben.
PS:
Respekt, dass du dir so viel Gedanken um das Wohlergehen deiner Tochter auf dem Moppet machst.
Deshalb:
Mach dein Ding und ride free.