Mittlerweile liegt meine Nardkapp-Tour übrigens hinter mir.
Die Streckenführung war wie folgt: Bad Kreuznach, Regensburg, Krems, Zakopane in den Karpaten, Krosno, Vilnius, Riga, Tallinn, per Fähre nach Helsinki, Turku, Oulu, Muonionalusta, Nordkapp, Hammerfest, Tromsø, Henningsvær auf den Lofoten, Bodø, Glomfjord, Trondheim, Trollstigen, Geiranger, Bergen, Stavanger, Langesund, per Fähre über den Kattegat nach Dänemark und schließlich über Göttingen zurück nach Hause.
Das ganze ging erheblich schneller als erwartet. Ich war bereits nach 24 Tagen wieder zurück. Übernachtet habe ich immer in Pensionen, günstigen Hotels oder Motels, manchmal in Blockhütten. Gebucht habe ich normalerweise am frühen Nachmittag per booking.com, sobald ich einigermaßen zuverlässig abschätzen konnte, wo ich abends sein würde.
Mein Motorrad (BMW R 1200 GS Bj. 2013) war perfekt für die Tour. Es ist absolut erstaunlich, wie gut die GS auf Strecke funktioniert. Mit der richtigen Kleidung und den richtigen Reifen ist man weitgehend unabhängig vom Wetter, obwohl natürlich der touristische Nutzwert der besuchten Orte meist trotzdem mit dem Wetter steht und fällt. Was das Gepäck anbelangt, ist weniger tatsächlich mehr. Der Grundsatz, nur mitzunehmen, was man wirklich täglich braucht, hat sich auf meiner Reise bewährt. Die Menge an Klamotten, die ich dabei hatte, war mehr als genug. Gelegentliches Waschen im Waschbecken und Trocknen über Nacht hat ganz gut geklappt. Meinen gesamten "Notfallkoffer" (mit Werkzeug, Campingausrüstung, Erste-Hilfe-Material) habe ich glücklicherweise nie gebraucht. Gerade im hohen Norden gab es teils ausgedehnte Schotterpassagen bei teils widrigen Wetterbedingungen. Dafür war die Reiseenduro mit entsprechender Bereifung genau richtig, mit meiner Rocker hätte ich das nicht machen wollen. Es wäre sicher möglich gewesen, wenn man entsprechend vorsichtig fährt, aber der Spaß wäre dabei vermutlich auf der Strecke geblieben. Apropos Bereifung: Ich bin die gesamte Strecke (ca. 10000 km) mit einem Satz Continental TKC 70 gefahren. Der Vorderreifen war zwar nach der Tour komplett durch, aber die Haltbarkeit dieses Reifens war außerordentlich und auch der Grip war weit besser als erwartet. Tolle Gummis, kann ich absolut weiterempfehlen.
Zusammenfassend würde ich sagen, die Tour war wunderschön und ein einmaliges Erlebnis (einmalig auch, weil ich die Tour wohl nicht wiederholen werde). Die Westkarpaten fand ich enttäuschend (zu wenig erschlossen), Polen war irgendwie langweilig und voller LKW, das Baltikum dagegen ist ein Traum. Mein persönliches Highlight der gesamten Reise war Riga. Die lettische Hauptstadt ist ein echtes Kleinod. Auch Tallinn ist für mich einen erneuten Besuch wert. Finland wird mir immer als endloser Wald mit schnurgeraden Straßen in unangenehmer Erinnerung bleiben. Das Nordkapp war seltsam, einerseits wie auf den Bildern, andererseits war es aber ein irres Gefühl, es geschafft zu haben - ein guter Abschluss der Fahrt gen Norden. Norwegens Westküste ist landschaftlich kaum zu übertreffen, es ist einfach nur atemberaubend. Dafür ist Norwegen extrem teuer, das gilt ganz besonders für Stavanger. Mit dem Motorrad sind andere Regionen Europas aber weit lohnender. Für kurze Ausflüge bieten sich das Elsass und die Dolomiten an. Das Ziel meiner nächsten, größeren Motorradreise wird voraussichtlich Korsika werden.
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Mein Motorrad besteht aus mattschwarz lackiertem Stahl, glänzendem Chrom und ein wenig Gummi an den richtigen Stellen...