„Überproduktion und Qualitätsprobleme“?
Letztere hatte der Ex-Vorstand Trunkenpolz mit Bandstillständen während Corona wegen fehlender Teile erklärt. Die Moppeds mussten dann in altertümlicher reiner Manufaktur-Arbeit nachträglich komplettiert werden. Angeblich hätten 90% dieser Auslieferungen zu Garantiefällen geführt, da die Qualitätssicherung am Band so ausgehebelt gewesen sei.
Die hohen Lagerbestände deuten auch darauf hin, dass noch einige dieser finanziellen Zeitbomben im Lager ticken.
Was Pierer selbst natürlich elegant verschweigt, sind seine eigenen Managementfehler, hier insbesondere die kurzsichtige „Aufkauferitis“, die natürlich immer auf Pump, wegen der hohen Risiken in solchen Zeiten oft nur mit kurzlaufenden Krediten finanzierbar ist: Warum wohl sind diese aufgekauften Unternehmen vorher Übernahmekandidaten geworden: genau, weil sie ihre Risiken nicht mehr aus eigener Kraft bewältigen konnten. Sobald, wie in den Jahren des plötzlich beginnenden Ukrainekrieges, wegen aufkommender Inflation die Zentralbanken die Zinsen erhöhen müssen, können diese bei den kurzfristig erforderlichen Folgekrediten iwann nicht mehr bedient werden. Das fällt einem dann vor die Füße, wenn man im Benko‘schen Stil ein Schuldenimperium mit anteilig immer geringerem Eigenkapital aus organischem Wachstum zusammengekauft hat, wie bei KTM:
- bei den Motorrädern Husqvarna, GasGas, MV-Agusta
- bei den Fahrrädern Liteville und Syntace
- habe ich noch wen vergessen?
Spätesten während und nach Corona hätte Pierer realisieren müssen, dass die Niedrigzinsphase nach der Finanzkrise 2008 endgültig vorbei ist und diese „Gier frißt Hirn“ - Strategie zu nix führt außer in den eigenen Untergang. Aber in der Welt des Finanzkapitals verlangen die Blackrocks dieser Welt, die oft an direkten Konkurrenten gleichzeitig beteiligt sind, im Sinne ihrer „Investoren“, den Briefkastenfirmen auf den Caymans oder in Singapur, die versprochene Rendite von bis zu 15% unerbittlich ein. Gerade in renditeschwachen Zeiten steigt so der Druck der Investoren. Das verführt den CEO samt Aufsichtsrat zu solch riskanten Deals „auf Teufel komm raus“. Die Leidtragenden sind dann wie auch hier im Artikel geschildert, die Arbeiter und Ingenieure, die ein führendes Produkt entwickelt haben und bauen. Mit „Nachhaltig“ hat das alles nix zu tun, wird aber in den Verlautbarungen von den HD‘s, KTM‘s oder VW‘s dieser Welt, die trotz 32 Milliarden für den Abgasskandal im letzten Jahr noch riesige Dividenden ausschütten mussten, nie thematisiert.
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