Nettes Thema.
Und natürlich hat sich die Klientel in den letzten 30-40 Jahren geändert, drastisch sogar.
Und nicht nur bei Harley, sondern im gesamten Moppedbereich.
Das ist doch auch vollkommen logisch, wenn man sich die Entwicklung der Gesellschaft in dieser Zeit anschaut.
In den 50ern und frühen 60ern MUSSTEN viele mit dem Mopped zur Arbeit fahren, egal wie weit und egal wie das Wetter war, weil sie sich noch kein Auto leisten konnten. Das Mopped war also ein oft ungeliebtes Zwangsfahrzeug und nachdem endlich ein Auto vor der Tür stand, verrottete manches Prachtexemplar in Hinterhof.
Als in den 70ern wir jungen anfingen, uns wieder für Moppeds zu interessieren, haben uns die älteren einen Vogel gezeigt. Aber unser Hintergrund war anders, als der der Nachkriegsgeneration. Wir mussten nicht, wir wollten. Und es waren eben nicht viele, weil die überwiegende Zahl halt "vernünftig" war und sich ein Auto kaufte. Dadurch entstand die eingeschworene Aussenseiter-Gemeinschaft von ganz allein. Schrauber wurde man übrigens in der Regel zwangsweise, da es keine Motorradhändler/-Werkstätten gab. In meinen Anfangsjahren wurden Motorräder grundsätzlich von Fahrradgeschäften angeboten, verkauft und "gewartet". Und damit sie wirklich richtig liefen, musste man sich schon selbst damit beschäftigen und die Einstellungen/Wartungen machen.
Die ersten Motorradhändler etablierten sich erst Anfang der 80er und waren auch keine ausgebildeten Experten, sondern stammten meist aus der Szene selbst. Zubehör gab es übrigens so gut wie gar nicht und man musste vieles selbst improvisieren. Mit zwei linken Händen, ohne jedes Technikverständnis, war Motorrad fahren zu der Zeit also, sagen wir mal, recht schwierig.
Sprung in die jetzige Zeit : Es gibt überall reine Motorradhändler und der Zweiradmechaniker ist ein Ausbildungsberuf geworden. Zubehör und sonstige Teile gibt es massenhaft überall zu kaufen und der Freundliche baut es einem ordentlich an. Zusätzlich geht es der Gesellschaft heute finanziell deutlich besser und man hat auch wesentlich mehr Freizeit. Also kann sich heute auch jemand das Hobby Motorrad "leisten", der eben nicht zum Schrauben begabt ist, aber es trotzdem schon immer mal gerne machen wollte.
Noch eines zu den "Kilometerleistungen" : Auch ich habe früher mal niepe auf die Tachos geschaut, wenn ein 5 Jahre altes Bike 4.000 km drauf hatte : "Ist das wirklich ein echter Biker?". Aber man sollte damit vorsichtig sein, es gibt oft auch triftige Gründe dafür und nicht jeder ist deswegen auch nur ein Poser. In unseren jungen Jahren waren bei uns 20.000 km in der Saison vollkommen normal, eher wenig. Aber viele haben heute eben andere Verpflichtungen in Beruf, Familie etc. und würden gern mehr fahren, wenn sie denn könnten. Andere haben mit fortschreitenden Alter chronische Erkrankungen bekommen, die sie davon abhalten, ständig hunderte Kilometer am Tag abreissen zu können, wollen aber nicht ganz von ihrem geliebten Hobby lassen, und freuen sich kindisch über jede kleine Sonnenscheintour, die sie noch schaffen. Sollen sie ganz aufhören, um nicht als Poser zu gelten ???
In diesem Sinne gibt es viel zu diesem Thema zum Nachdenken, bevor man urteilt.
Laßt uns und all den anderen einfach dieses schöne Hobby geniessen. Und Basta !