Einen schönen, sonnigen Sonntag Euch Freunde der Harleys!
Nun ist es ziemlich eine Woche her, dass ich letzten Samstag meine 48 vom Händler holen durfte. Eine interessante Geschichte ist das geworden mit uns zwei, ihr und mir! Wie so oft im Leben passiert es, dass man nach der ersten Verliebtheit feststellt, dass Dinge nicht ganz exakt so sind, wie man sie erwartet hat. Meistens sind sie irgendwie anders, von Glück kann man reden, wenn man sich damit arrangieren kann, oftmals sogar stellt man fest, dass das unerwartet Andere einem sogar noch besser gefällt wie das Erwartete, manchmal aber zeigt sich auch ein frühes Ende auf, ein Nicht-so-recht-zusammenpassen-wollen, das man erträgt oder eben nicht... Wie bei den Frauen, oder so...;-)
Jedenfalls mit meiner 48 ging es mir ähnlich. Ich wollte zunächst nach meiner Vierzylinder endlich ein Bike, handlich kompakt, mit großem V2, zum dahincruisen und niedertourigen Fahren. Toll lief sie, die 48, schön fuhr sie auch, vor allem der Vorführer mit dem Zubehörauspuff, alles wunderbar. Beim Heimfahren mit meiner Neuen merkte ich aber gleich, dass die relaxten niedrigen Touren so nicht wirklich die Königsdisziplin der 1200er Sportster sind... So ab unter 2.000 Touren bei Last schepperte es ja ganz elendig im Antrieb, das mag sie ganz und gar nicht... Das wunderte mich, denn ich dachte ja, dass dieser große Motor ja quasi wie ein Dieselmotor bis kürz über Standgas entspannt zu bewegen sei... So ein Krampf, was ich dachte, das war so gar nicht das Wesen einer Sporty. Und ich ratlos, sollte man ja die erste Zeit laut BA nicht über 3.000 Drehen, unter 2.000 gings aber gar nicht, irgendwie ein komische zu fahrendes Moped, dachte ich... So verbrachten wir dann die ersten 300 km zusammen, so zwischen 2.000 und 3.000 Touren, immer wieder probierte ich es, sie mal etwas runter kommen zu lassen, "ist ja ne Harley", was ich aber dann gleich wieder bleiben ließ, zu unbehaglich das Gepolter von unterm Sitz und das Gefühl dabei, es tat uns beiden nicht wohl...
Ab dem dritten Tage dann drehte ich das Maschinchen dann einfach generell höher. So, wie ich es eigentlich nicht haben wollte, aber versuchte es eben mal. Und siehe da, ich habe wohl ca. 300 km gebraucht, um das Wesen meiner Maschine endlich zu verstehen. Wie wunderbar läuft und klingt die Sporty, hält man sie bei ihren mindestens gern genommenen 2.500 Touren und unter Last beim Aufdrehen noch darüber. Ein rundes, weiches dahinblubbern höherer Frequenz, auch wenn man stärker am Kabel zieht, rennt der V2 nach vorn, ohne zu Rasseln, greuslig zu Hämmern oder ein ungutes Gefühl zu verbreiten. Endlich habe ich das Moped verstanden. Jetzt fahren wir in den Örtchen im Dritten, langsame Kurven innerorts im Zweiten, alles Weitere über 75 im Vierten und geht's mal schneller ab 100, gibt's den Fünften. So braucht sie das und so läuft wie klingt sie herrlich. Eine wahre Freude sind die seit gestern erstmals vorsichtig aber auch wohl dosierten Beschleunigungen in höhere Drehzahlregionen. Das macht Moped und Fahrer richtig Spaß!
Die Sporty, ein Motor mit erhöhtem Puls, der nicht stampfend Marschieren will, sondern Traben. Aus dem flotten Trab auch jederzeit bereit für den Galopp, man darf sie nur nicht zu sehr bremsen. Fällt sie unter ihren Mindestpuls, gerät sie aus dem Takt und stolpert über ihre eigene Mechanik... Das dürfte so das Einzige sein, mit dem dieser urwüchsige schnellaufende und auf Wunsch hochtosende Twin nicht klar kommt.
Heute die 900 km voll gemacht, habe ich seit 600 km eine Riesen Freude mit diesem Krad, das doch unerwartet anders ist als zunächst erwartet, aber auch gerade deswegen viel mehr Laune macht, als ich es mir vorgestellt habe. Wie im richtigen Leben, gehen so Geschichten auch mal gut aus...;-)
Das wollte ich mal loswerden, habt Ihr Kommentare oder Anregungen dazu, nur raus damit. Wünsch Euch einen schönen Restsonntag, schöne Km mit Euerem Eisen, ich werd heut noch ne abendliche Runde am Kabel ziehen und die Sporty schön Traben lassen, viel Spaß den Burschen
Grüße,
Christian