Neben der Verarmung der Mittelschicht blendet der gute Levatich noch einen weiteren Effekt aus, nur um seine neue Technikstrategie zu verteidigen: Die Repolitisierung der Marken wie zwischen den Weltkriegen, gut zu beobachten beim letzten Daytona-Event: Ein offizieller Trumpstand und T-Shirts, auf denen Trump auf der Harley sitzt und "aufräumt ". Damit ist jetzt schon eingeläutet, dass Harleys Kundschaft sich noch mehr, nämlich auf die sich zahlenmäßig drastisch verringernden weißen Arbeiter beschränken wird, während linksliberale Schreibtischtäter froh sind, dass sie sich wie früher davon distanzieren können, indem sie Indian fahren. Damit sind sie trotzdem auch patriotisch (das sind in den USA nämlich auch die Linken im krassen Unterschied zu den Deutschen Linken).
Nach WWII konnten die deutschen Marken ihr ungeliebtes politisches Image gut verwischen, aber nur mal, damit Ihr Euch vorstellen könnt, wie das durchaus wieder werden könnte, wenn Marken gewollt oder ungewollt ein politisches Statement werden, weit über "Thor Steinar" hinaus:
Linksliberale in Deutschland fuhren Audi oder BMW, hatten AEG-Haushaltsgeräte , waren Fans von 1.FC Nürnberg und fuhren nach Binz in Urlaub. In den USA fuhren sie Marken von General Motors und lasen die New York Times.
Deutschnationale und Rechte legten großen Wert darauf,dass in "ihren" Marken keine Juden im Management oder bei den Investoren dabei war: Deswegen fuhren sie Merzedes, hatten Siemens-Haushaltsgeräte , waren Fan von 1860 München und fuhren nach Sellin in Urlaub. In den USA fuhren sie Ford oder Lincoln , spätestens nachdem Henry Ford 1924 das antisemitische Standardwerk " The International Jew" als Kollektion vorher veröffentlichter Einzelartikel in einer von ihm finanzierten Monatszeitschrift herausgebracht hatte , dessen Inhalte sich auch in "Mein Kampf" widerspiegeln, und lasen Blätter des Medienmoguls Randolph Hearst, der 1934 den Film "Gabriel over The White House" herausbrachte, der für eine Machtergreifung nach Hitlerschem Vorbild zur Überwindung der Weltwirtschaftskrise trommelte. Da es um die USA ging, musste natürlich niemand weniger als der Erzengel Gabriel die Rolle des amerikanischen Wunsch-Hitlers übernehmen.
Stellt Euch nur mal kurz vor, was eine solche politische (Wieder)Aufladung für die Wirtschafswelt heute bedeuten würde. Statt Patrioten fahren nun nur Trumpsche Patrioten die von ihm so als Leuchtendes Beispiel für den American Dream vergötterte Marke Harley Davidson. Vielleicht hält Levatich dieses Auge auch deswegen so fest zu, weil er gleich nach Machtantritt mit dem gesamten Vorstand natürlich auf Harleys im weißen Haus war, um Trump zu huldigen! Weiß er eigentlich, was er damit seiner Marke antut?
Das kann in nicht allzuferner Zukunft auch drastische Auswirkungen auf uns hier haben, wenn Harley fahren und Thor Steinar tragen als Symbol der "weißen Vorherrschaft" in der Öffentlichkeit in einen Topf geworfen wird. Denkt mal darüber nach: Vielleicht können wir uns bald nicht mehr mit der Harley sehen lassen, ohne dass Gegenstände nach uns geworfen werden oder Linke die abgestellte Maschine demolieren, so ähnlich wie früher das beliebte "Mercedes-Stern-Abbrechen" oder heute "... Zerkratzen" Da helfen auf Dauer auch keine Gewaltphantasien, wenn Du Dich mit der Harley nicht mehr auf die Straße trauen kannst.. Dann dürften die Export-Umsatzzahlen von Harley in den ungebremsten Sturzflug übergehen. Nix mehr mit dem linken Image des Easy Rider, dass uns bis heute Wohlwollen in der Gesellschaft beschert, sondern das krasse Image der weißen Vorherrschaft. Da helfen offensichtlich auch die Farbigen nix mehr, die in USA (noch) Harley fahren, Und die auch in Wauwattoosa (noch) arbeiten. Darum hat Trump auch von einem Werksbesuch Abstand genommen und den Vorstand ins weiße Haus eingeladen.
Das Alles ist gar nicht so weit hergeholt: "Buy American" ist bereits eine Vorstufe dieser Entwicklung. Anti-Harley-Stimmung dürfte spätestens dann hier bei uns so richtig aufkommen, wenn Trump mit den Importbeschränkungen ernst macht und Hunderttausende deutsche Arbeitsplätze den Bach runtergehen. Ich wundere mich manchmal schon, dass solche Diskussionen hier und in den Motorradmedien so überhaupt gar nicht stattfinden, nicht mal als Vorwort oder in einer Kolumne, so als würde Motorradfahren in einem seligen Paralleluniversum stattfinden. Da wird über Warnwesten oder Euro 4 gejammert, als könnten wir Harleyfahrer nicht bald noch ganz andere Probleme kriegen. Dann hätte sich das übrigens auch mit dem Wiederverkaufswert, so ähnlich wie heute schon bei den Dieseln ...
Dieser Beitrag wurde schon 4 mal editiert, zum letzten mal von niterider am 24.07.2017 11:58.