Hallo.
Anbei mal meine Überlegungen, da es mich auch noch betreffen wird.
Wie Bart schreibt, im von Mondeo verlinkten Betrag ist bereits einiges zum Aufstellverhalten gesagt. Stellt Euch die Gabel vor, die mit ihrer hinteren Gabel frei im Raum schwebend fixiert ist. Denkt Euch zunächst zur Vereinfachung die vordere Gabel mit den Federn komplett weg. Das Parallelogramm kann dann vorne am Bremszylinder frei hoch und runter schlenkern. Nun zieht eine Kraft (von der Bremsscheibe) den Bremszylinder nach vorne. Das Parallelogramm wird sich dann mit parallel zur Kraftrichtung mit jeweils gleichen Winkelabweichungen ausrichten, da nur dann Kräftegleichgewicht herrscht. Steht der Bremszylinder senkrecht über der Achse ist dies genau in Fahrrichtung. Nun denkt Euch die Federn (und auch des Gewicht des Bikes) wieder rein. Die Federn schwächen die Ausrichtungsbewegung aber letztlich nur ab, sodass das ideale Parallelogramm nicht erreicht wird und schon vorher Kräftegleichgewicht herrscht. Ein hinter der Achse liegender Bremszylinder zieht zudem noch etwas nach oben, ein vor der Achse liegender nach unten.
Zweiter Effekt ist, dass sich das Bike beim Bremsen von hinten in das Rad schiebt. Wenn dann die Achsnarbe unterhalb der Gabelaufnahme liegt, will es die hintere Gabel über die Achsnarbe schieben. Das ist das, was pepper73 dargestellt hat. Ggf. kann dies verstärkend wirken. Es kann aber dem ersten Effekt auch entgegen wirken - je nach den Verhältnissen.
Also, wenn man das Aufstellverhalten bei einem bestimmten Gabelbild abschätzen will, schaut man m. E. die Winkel an und überlegt, in welche Richtung sich das Parallelogramm bewegen muss, um die Winkel auszugleichen. Die entgegengesetzte Richtung ist dann die, die die Gabel nimmt. Geht der Bremszylinder rauf, sackt die hintere Gabel runter.
Versetzt man den obere Ankerpunkt der hinteren Gabel weiter nach untern, so kommt es mit zunehmend tieferen Punkt zu einem Aufstellverhalten beim Bremsen - versetzt man den Punkt nach oben, so kommt es zunehmend zur Absenkung.
Das Schieben der Gabel über die Achse (oder auch umgekehrt) sollte sich dazu überlagern und kann den Effekt verstärken oder entgegengesetzt wirken. Ebenso ein vor der Achse liegender Bremszylinder. Bis die Federn das wieder abfangen (oder im Extremfall vmtl. die Gabel anschlägt).
Zu Deinem Bike. Es sieht so aus, dass dein Parallelogramm im oberen Schenkel vorne etwas stärker noch oben steht als der untere Schenkel. Daher wird bei Zug nach vorne die vordere Flanke des Parallelogramms etwas nach unten gezogen. Dein Bremszylinder scheint auch ganz leicht vor der Achse zu liegen. Zudem kommt, dass durch die runter wandernde vordere Flanke die Gabelaufnahme im Verhältnis zur Achsenarbe noch etwas deutlicher nach oben wandert und das Bike schiebt die Gabel etwas über die Achse.
Wenn Dein oberer Ankerpunkt der hinteren Gabel höher wäre, hättest Du, denke ich, das Problem trotz der gegenüber der Gabelaufnahme tendenziell tieferen Achse nicht, da die vorwärtsgerichtete Kraft am Bremszylinder die Achse hochbringen und die Gabel ausreichend absenken würde und auch das Bike die Gabel nicht mehr über sondern unter die Achse schieben würde...
Wenn Du die Federn hingegen hinsichtlich einer stärkeren Absenkung veränderst/austauschst, müsstest Du vermutlich aufpassen, da dann das Bike zwar unter die Achse schiebt, die Kraft am Zylinder aber die vordere Flanke wieder runter bewegt und die Gabel damit aufstellt. Es wäre dann fraglich, ob es ausreicht, die Gabel damit unten zu halten.
VG, Dirk