Zum Laidlawvideo:
Erstmal herzlichen Dank fürs Teilen.
Ich denke, mit dem Begriff „Kopie“ im Kontext der Historie beider Firmen sollte L. etwas vorsichtiger umgehen.
So ist der Art Deco Stil eindeutig von Indian in die Motorradwelt übertragen worden, beginnend mit dem zweigeteilten Tropfentank der Four, der ab 33 auch an der Chief verbaut wurde, zusammen mit der Einführung der Trockensumpfschmierung. Auf dem Niveau von L. könnte man also sagen, dass der Art Deco-Stil aller HD-Big-Twins ab 36 eine Raubkopie des originären Indian-Stils ist.
Recht geben kann man ihn bei der Kopie-Bezeichnung der Challenger. Für diesen Motor hätte ich ein Muscle-Bike -Design gewählt. Mit der so herausgestellten Nachahmung der in der Tat rückständigen Speaker macht sich Indian angesichts der im 21. Jahrhundert verfügbaren Helmkommunikationstechnik noch lächerlicher als Harley: Wer will heutzutage noch wie in den 70ern die weiträumige Umgebung mit Muttis Kontrollanrufen oder den Egerländern (selbst so schon öfters erlebt) beschallen. Statt einer Nachahmung wäre eine konsequente Ausrichtung auf Helmkommunikation inclusive Head up Display unter generellem Verzicht auf rückständige Speaker angesagt gewesen. Dieses Meetoo in der Bagger-Szene ist in der Tat nur noch peinlich .
Typisch amerikanisch oberflächlich erwähnt L. mit keinem Wort den eigentlichen Traditionsbruch des Thunderstroke, nämlich den Verzicht auf das Gabelpleuel. Da hätte er drauf rumhacken können als gemeinsame Eigenschaft mit den verblichenen Japankonkurrenten. Ich sehe das durchaus als akzeptabel an (warum kein technischer Konzeptunterschied zu Harley, das entkräftet doch den Kopievorwurf geradezu) vor dem Hintergrund der erkennbaren Indian - Strategie:
Indian/Polaris verfolgt nämlich eine clevere Strategie, indem sie die Leute mit dem Thunderstroke da abholen, wo sie sie 1953 haben „stehenlassen“, und sie behutsam Schritt für Schritt, erst über die Scout und jetzt mit dem 108 cui Motor in die Zukunft mitnehmen. Wenn sie - wie L. unterstellt- reine Kopierer sein wollten, hätten sie die Scout als luftgekühlte Sporty-Kopie mit einem geschrumpften Thunderstroke bringen müssen. Es wird m.E. keine weitere luftgekühlte Indian mehr geben. Hier könnte sich Harley mit der Sporty profilieren, so sie denn klug genug sind, dieses Alleinstellungsmerkmal zu erkennen. Umgekehrt ist der Thunderstroke neben der Sporty mittlerweile der einzige andere klassisch amerikanisch luftgekühlte Zweiventil-V2, der noch zu kaufen ist. Hier hat Indian mit der verstellbaren EinlassNW für zukünftige Abgasgesetze an der richtigen Stelle investiert, während die Harleystrategie mit flüssiggekühltem 4-Ventilkopf auf klassischem Unterbau nicht Fisch nicht Fleisch ist .
Die neue Wassergekühlte Baureihe von Harley ist doch offensichtlich eine Reaktion auf Indians Scout- und FTR-Strategie, ganz so wie 1929 die Sportyurmutter D eine Reaktion auf die Scout von 1923 war. So lange hat HD gebraucht, sich geistig von dem Konzept des einen einzigen Motors im Angebot zu lösen. Seitdem ist die Angst vor Indian in Harleys DNA verankert und L.‘s Video ist die zeitgemäße Interpretation.
Auch L.s Vorwurf mit der „NW-Strategie“ zielt in die falsche Richtung: Wenn diese NWs zulassungsfähig sein sollten müssen sich beide Firmen fragen lassen, warum sie statt dieser kastrierte NW in die Serie einbauen. Wenn sie nicht Zulassungsfähig sind, möchte ich gerne die Rennserie kennenlernen, wo die eingesetzt werden können. Ansonsten ist die NW nun mal eine zentrale Stellschraube für das Drehmoment- Kennfeld bei allen Verbrennungsmotoren. Dass L. Indian vorwirft hier die Physik nicht neu zu erfinden ist grotesk. NW-Angebote gibt es auch bei anderen Traditionsfirmen. In Wirklichkeit ist das 3-NW-Konzept von Indian nun wirklich eigenständig genug.
Ich finde, man sollte sich lieber freuen, dass es nun wieder beide große US-Marken gibt . Polaris hat seine Aufgabe des Anknüpfens an 1953 hervorragend gelöst. Ihnen vorzuwerfen, dass sie das Loch von 1953 bis 2011 nicht ungeschehen machen können, halte ich für einen geradezu unsinnigen Vorwurf von L.
Warum soll man nicht Indian wiederbeleben dürfen? Die richtungsweisende Designtradition dieser Marke, von der Harley!!!! von 1954 - 2010 ganz gut gelebt hat, hat es verdient, mit der Originalmarke weitergeführt zu werden.
Just my 2 Cents oder wie das auf neudeutsch heißt . Ich weiß dass man das auch alles ganz anders sehen kann und hoffe, dass sich hier jetzt kein Käufer eines entsprechenden Produktes mal wieder persönlich beleidigt fühlt. Das war ehrlich nicht meine Absicht, sonder ein Beitrag zu Indian 2020
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