Fotos 6+7: Diese Masche mit der linken und rechten Tankhälfte machten natürlich auch die angelsächsischen Vettern bei Triumph gleich nach, weil sie eben einen formschönen seitlich rund zum Motor rumgezogenen Tropfentank ergeben. Triumph verschweißte allerdings wie beim direkten Gerner Indian Scout die beiden tiefgezogenen Hauben in der Mitte, ...
Foto 8: ...was Harley erst seit dem TC tut.
Foto 9: Die sparsame deutsche Schule kennt dagegen nur eine einsame kostengünstige obere Haube, die dann seitlich zum Motor mit einer scharfkantigen Schweißfalz zum flachen Tankboden, der fürs Rückratrohr natürlich einen viel einfacher tiefzuziehenden Tunnel braucht, über dem Motor abschließt, wie bei dem DKW-Tank der Sportster und allen klassischen Japanern bis ende der 70er, die die kostenbewußten deutschen Konstruktionen bekanntlich kopierten.
Genug philosophiert, jetzt kommen wir nicht mehr drum herum, uns mit der uns naturgemäß weniger vertrauten Springergabel auseinanderzusetzen. Als erstes fällt uns mal die hohe Anzahl von 6 Schmiernippeln auf, die allein an den Schwinghebeln nachjeder Regen fahrt mit der Fettpresse abzuschmieren sind. Da kam vielen die wartungsarme Telegabel als Nachrüstmöglichkeit gerade recht. Bis Ende der 50er brauchte jedes Fahrwerksgelenk Schmiernippel, da die selbstschmierende Kunstoffbuchse erst Anfang der 60er in den Fahrzeugbau eingeführt wurde. Bis dahin mussten Autos und Motorräder am besten nach jeder Regenfahrt, spätestens aber bei jeder Inspektion i.d.R alle 5000 km, aufwendig abgeschmiert werden. Das Schmiernippel ist im Prinzip ein Kugelrückschlagventil, in das mit der Fettpresse frisches Fett eingepresst wird, dass das alte Fett seitlich aus den Gleitlagerbuchsen oder Kugelradlagern verdrängt.
Foto 1: Da jeder der beiden aufwendig aus Stahl gegossenen Schwinghebel, hier der linke, 3 Lagerbuchsen hat, braucht er auch 3 Schmierrnippel:
Foto 2: Der rechte Schwinghebel ist im Foto links mit einer Gleitlagerbuchse drehbar an der roten, hinteren Festgabel drehbar gelagert, in der Mitte ist auf dem Schwinghebel die verchromte Schwinggabel drehbar gelagert. Das ist das selbe Prinzip wie bei der Blechvespa, nur genau umgedreht: Die Kurzschwinghebel zeigen bei HD als "Schubschwingen" nach vorne, bei der Vespa als "Schleppschwinge" nach hinten. Die Schwinggabel ist bei der Vespa als Federbein mit hydraulischer Dämpfung ausgebildet. Was von beiden nun besser ist, führt hier erstmal zu weit, vielleicht hab ich später nochmal Lust und Zeit, was dazu zu schreiben.
Foto 3: zeigt, hier links (deswegen die Bremsankerplatte im Bildhintergrund), die vordere feste Aufnahme der Steckachse des Vorderrades im Schwinghebel und links daneben den Schmiernippel der auf ihrem Hohlbolzen drehbar gelagerten Bremsankerplatte.
Foto 1: Das Bremsmoment leitet sie über eine drehbar gelagerte Strebe direkt in eine Aufnahme an der Festgabel. Wäre sie, wie hinten, über ihre Hohlschraube fest mit dem linken Schwinghebel verschraubt, würde das Bremsmoment über die Bremsankerplatte den Schwinghebel hochreißen. das Motorrad würde im Unterschied zur Telegabel vorne hochgehen und die Springergabel verhärten und ungefedert über die Straße hoppeln. Das kenne ich von meiner Hercules K50RL mit vorderer Langschwinge, wo die Bremsankerplatte wegen der langen Schwinge direkt an dieser fest verschraubt war. Das Gleiche kennt man auch von den Langschwingen-BMWs der 50er und 60er. Da hat Harley schon seit den 30ern nun doch deutlich mehr Aufwand für Fahrsicherheit und Komfort getrieben. Nachteil war, dass eben nur kurze Schwinghebel möglich waren, damit die Bremsmomentstrebe nicht riesig lang wird. Das führt zu kleineren Federwegen und deutlich stärkeren Radstandsänderungen beim Ein- und Ausfedern. Foto 1 zeigt auch das Funktionsprinzip der Springergabel: Wenn das Vorderrad vorne einfedert, drückt es über seine Steckachse die vorderen Aufnahmen beider Schwinghebel nach oben und über die Schwinghebel auch die darauf mittlig gelagerte Schwinggabel, die an ihrem oberen Ende gefedert in Gleitstäben geführt ist. Das Schutzblech ist u.a. mit den zwei gebogenen, verchromten Streben auf jeder Seite am festen Lagerbolzen der Schwinghebellagerung an der roten Festgabel verschraubt, federt also NICHT mit.
Foto 4: Wir lösen also diese Befestigungsmutter der Schutzblechstreben und ausserdem rechts oben im Bild die 9/16-Mutter, die die Strebe zur Einleitung des Bremsreaktionsmomentes von der Bremsankerplatte in die Festgabel auf dem Gleitlagerbolzen der Festgabelaufnahmebohrung sichert. Diese Mutter ist offensichtlich auch als Schmiernippel ausgebildet, weil die Strebe ja mit der Bremsankerplatte gegenüber der Festgabel einfedern können muss.
Foto 5: Um das Vorderrad ausbauen zu können, müssen wir den Rahmen vorne zusätzlich unterfangen. Wir nehmen den blauen Scherenheber.
Dieser Beitrag wurde schon 22 mal editiert, zum letzten mal von niterider am 19.06.2017 17:35.