Ich muss gestehen - ich bin nicht der Hardcore-Harleyfahrer.
Vielmehr haben mir manche (ob nun zu Recht oder zu Unrecht) eine gespaltene Persönlichkeit vorgeworfen, nicht nur, weil ich aus Österreich vor 20 Jahren an die Elbe gezogen bin, sondern auch, weil ich neben meiner K1200 GT auch eine Harley mein Eigen nenne (und diese sehr schätze!).
Ich war also als südosteuropäischer Zuwanderer und weißblauer Opamotorradfahrer auf den Harley Days in Hamburg.
Leider bildet diese etwas emotionslose Titelzeile auch den empfundenen Charakter der Veranstaltung ab.
Nicht, dass ich keine schöne Zeit dort verbracht habe, nein. Aber irgendwie kam ich auf der Veranstaltung nicht so an, wie ich mir das gewünscht hätte - einige werden jetzt gleich sagen: Eh kloa, a östareicha bei de fischkäpf, des wiad wida nix.
Wenn es denn so einfach wäre.....
Aber der Reihe nach.
Am Freitag war das Wetter nicht so gut, sodass ich mit meiner Partnerin mit dem Auto zu den Arenen fuhr. Parkplätze waren ausreichend vorhanden (gegen eine kleine Gebühr verbunden mit einem kleinen Fußmarsch, versteht sich).
Auf dem Gelände angekommen überwogen erstmal die positiven Eindrücke. Auf der Mainstreet permanent rollende Motorräder, eines schöner als das Andere, auf den Flächen zwischen den Ständen genauso wie vor den Toren Parkflächen, die auch benutzt wurden.
Das Angebot an den üblichen Fressbuden war gut, was mir ein bisschen fehlte, waren die Customizer und die Teilehändler, die zwar präsent waren, aber nicht in der Menge, die ich mir erwartet hätte. (Das kann natürlich auch mit den Standgebühren zu tun haben).
Am Samstag ging es dann mit den eigenen Bikes zum Veranstaltungsgelände, und dabei war die Freude doch getrübt. Lange Staus am Eingang, überforderte Ordner, die einen dann zum Parkplatz Braun weiterleiteten, wo man dann vor Antritt des viertelstündigen Fußmarsches wieder Parkgebühren bezahlen durfte (es sei angemerkt: ich hab nix gegen Parkgebühren - wenn ein vernünftiger Gegenwert dafür geboten wird).
Es war relativ voll, aber irgendwie hatte ich nicht das Gefühl, dass der berühmte Funkte überspringen wollte. Die Musikacts waren in Ordnung, aber nicht überragend (fand ich), lediglich die Stuntshow hat mich absolut begeistert - was Rainer Schwarz auf und mit den schweren Eisenhaufen anstellt, ist eine Klasse für sich und absolut sehenswert.
Wir sind dann am frühen Abend in Richtung Kiez gefahren, und irgendwie änderte sich das Bild. Die Lokale voll mit Bikern, der Spielbudenplatz und die Nebenstrassen mit Harleys zugeparkt - und am Strassenrand der Reeperbahn tausende Zuschauer, die den lauen Sommerabend mit einem Drink in der Hand genossen und dem vorbeiziehenden Schwermettall zusahen und auch zujubelten.
Es war heimelig. Und man hatte das Gefühl, dass die wahren Days dort, nämlich am Spielbudenplatz stattfanden. Dort hätte ich auch den nächsten Tag gut und gerne verbringen können.
Aber am Sonntag stand ja die grosse Parade an, Start um 13:00. Wir haben uns das vom Strassenrand aus angesehen - und vor allem die Zuschauermengen in unserem Abschnitt waren beachtenswert. Die Parade selber - was kann man an Worten gross verlieren?
Tolle Bikes, teilweise toller Sound, dazwischen der ein- oder andere Verirrte, der auch mit seinem japanischen Automotorenbike ein bisschen Luft der grossen weiten Welt und und am Nimbus der Legende schnuppern wollte.
Und eine Parade, die nicht aufhörte und bereits am Anfang der Strecke über eine halbe Stunde dauerte. Ich muss gestehen, dass ich bei manchen Pulks leichte Gänsehaut zwischen den Schulterblättern hatte....
Auf dem Festplatz war es deshalb am frühen Nachmittag ruhiger, erst mit der Rückkehr der Paradeteilnehmer änderte sich das Ganze.
Es wurde voller, aber ich hatte wieder das Gefühl: hier fehlt was.
Das besondere Flair Hamburgs kommt auf dem Platz bei den Arenen einfach nicht rüber. Wobei die Anreise für die nichtzweirädrigen Besucher aufgrund der massig verfügbaren Parkplätze sicherlich nicht schlecht war.
Wenn ich mein Gefühl vom Samstag Revue passieren lasse: Stimmung auf dem Kiez toll, an den Arenen - nunja - nichtexistent.
Man muss wirklich überlegen, ob die Harley-Days in der aktuellen Form Sinn machen. Oder ob diese - wenn in Hamburg - nicht doch auf dem Heligengeistfeld am Besten aufgehoben sind. Dort ist die Nähe zum Kiez und zur Schanze einfach gegeben, der Hafen ist auch nur ein paar Meter enfernt, und die Willy-Brandt-Strasse eignet sich hervorragend als Startpunkt für die Parade.
Es gibt aber Anwohner und Politiker, die mit dem Lärm- und Verschmutzungsargument mit Hochdruck daran arbeiten, die HD-Days von der City fernzuhalten. Wobei das Lärmargument nicht verfängt - wenn Tag für Tag tausende von PKWs die Strassen in eine riesige Parkfläche verwandeln - was sind da schon 60.000 Bikes?
Ich befürchte, dass die HDays Berlin auf kurz oder lang Hamburg den Rang ablaufen werden, falls es dort gelingt, sowohl den Teilnehmern als auch den Besuchern den Slogan "Bikers welcome" erfolgreich zu vermitteln.
In Hamburg - und das ist schade - scheint das beim amtierenden Senat leider nicht der Fall zu sein. Dort hat man kein Interesse, den Standortvorteil (Kiez & Hafen) auszuspielen.
Man hat vielmehr den Eindruck, dass die Verantwortlichen (und damit meine ich NICHT die Veranstalter!!) vielmehr nach dem Grundsatz vorgehen:
"These Biker are different and despicable!"
D.