Mitte der Achziger, Ostanatolien, Fernstrasse nach Ankara.
Auf einer 200er Vespa, 10 PS mit 2 Personen, Topcase, Camping Ausrüstung zwischen den Beinen, Rucksack vors Knieblech geschnallt.
Vmax eher beschränkt, dennoch der Versuch einen LKW zu überholen. Die Differenzgeschwindigkeit eher gering, schätze mal so 5 km/h.
Ein Autofahrer hinter uns verliert die Geduld. Er hupt aufdringlich und fährt dicht auf. Mein Beifahrer zeigt ihm den Autofahrergruß mit erhobenen Finger.
Das geht dem Typen wohl an die Ehre. Als wir den LKW überholt haben, zieht er neben uns, hupt und versucht uns nach rechts zu drängen.
Mein Beifahrer erwidert diese unfreundliche Geste mit einem kräftigen Tritt in seine Tür.
Versucht das mal: Um die Tür zu treffen, muß der Wagen ganz schön nah gewesen sein.
Der Fahrer zieht wieder nach links, gestikuliert, überholt und verschwindet.
Wir denken schon das wär's.
Aber nach einigen Kilometern gibt's so 'ne Art Strassensperre: Extra für uns. Als wir angehalten haben, reisst ein Uniformierter meinen Beifahrer vom Roller, greift ihn in die Haare (er trug keinen Heln, ehrlich gesagt hatte er noch nicht mal einen), schleift ihn zum Auto und drückt seinen Kopf fast gegen die Beifahrertür.
Mein Beifahrer sieht, was ihn wohl so aufgeregt hat: Eine ziemlich deutliche Beule in der Tür.
Schnell steht die Drohung im Raum, uns einzubuchten.
Irgendwie schaffen wir es aber, uns aus der Situation herauszureden, ich weiß nicht, ob es an dem alten Trick liegt, sich den Namen des Beamten geben zu lassen, ihn dann aufzuschreiben aber nicht zu sagen wofür. Vielleicht hatte der Mann irgendwann auch einfach nur die Diskussion satt.
Waren halt noch irgendwie unschuldige Zeiten damals.
Trotzdem machte die Situation mit dem Paramilitär uns mehr Angst als der Überholvorgang selbst.
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Horst