Wahnwitz ist die Lösung zur Förderung des Öls vom Sumpf des Kurbelgehäuses bis zum Ansaugstutzen der Absaugpumpe. An sich ist die Trockensumpfschmierung bei einem großen Gleichläufer (BMW-Boxer, alte englische Twins) oder engwinkligen V-Motor und damit Quasigleichläufer (Harley, Indian) eigentlich die technisch richtige Lösung gegenüber der primitiven Druckumlaufschmierung des BMW-Boxers. Die gleichzeitig oder fast gleichzeitig runterkommenden Kolben erzeugen einen riesigen Überdruck im Kurbelgehäuse, der beim BMW-Boxer schon immer bis heute !!! das Öl durch die Kurbelgehäuseentlüftung und alle Fugen und Wellendichtringe drückt, sodass ein Boxer jeglicher Generation bis heute noch nie unter einen Ölverbrauch von 0,3 ltr/1000 km zu bringen war! Wenn wie bei Harley + Co das Öl durch eine eigene Saugpumpe ständig aus dem Sumpf abgesaugt wird, dann kann der pulsierende Überdruck im Kurbelgehäuse nur noch auf die Luft wirken, die mit ein wenig Öldunst durch die Kurbelgehäuseentlüftung entweicht.
Der Wahnwitz beginnt bei Harley bei der Lösung zum Transport des Öls bis zum Einlass der Saugpumpe: Nicht etwa durch einen Saugstutzen an den tiefsten Punkt des Kurbelgehäuses wie beim Boxer und allen anderen Motoren, nein, der pulsierende Überdruck drückt das Öl hoch durch den Schleuderölkanal und das oben schon erwähnte 'Breather Valve" ins Nockenwellengehäuse, in dem auch der Einlass der Saugpumpe (der kurze seitliche Messingstutzen am unteren Bildrand von Foto 3) liegt. Da die Saugpumpe vor Evo keine breiteren Zahnräder als die Förderpumpe hat, bleibt auch noch jede Menge Öl im Sumpf, da ja genau gleich viel nachgefördert wird, das von dem rotierenden Hubzapfen an die Zylinderwände und zusätzlich zum Hochdrücken durch den Überdruck in den rückwärtigen Schleuderölkanal gefördert werden soll (Foto 4 : "Tauchschmierung"). So erreiche ich, dass das Öl ab mittleren Drehzahlen ganz sicher schaumig gerührt wird und der Ölschaum nicht mehr schmiert, ganz abgesehen von Leistungsverlusten durch das Umrühren ("Panschen") und der durch die damit verbundene erhöhte Reibung zusätzlichen Wärmebelastung des Motors. Außerdem erreiche ich den Ölverbrauch der Druckumlaufschmierung, weil das Öl im Gehäuse ja wieder, gewaltig unter Druck gesetzt, durch alle möglichen Dichtstellen entweicht. Nicht zuletzt benötige ich den aufwendigen Drehschieber (Breather Valve), damit die Kolben beim Hochgehen nicht das Öl vom Einlass der Saugpumpe wieder wegsaugen, sodass das Kurbelgehäuse immer voller wird und die Frischölförderung zusammenbricht. Bei BMW ist das bis heute mit primitiven und genauso wirksamen Membranzungen gelöst. Wie das erste Foto zeigt, hat Harley zur Vorsicht ein Gitter auf den Drehschieber gemacht, damit die von den runtergehenden Kolben in den Drehschieber gespülten Trümmer, bei uns vom Kolbenhemd, nicht zwischen die vielen Zahnräder im Nockenwellengehäuse gelangen. Wie die Fotos 2 und 3 zeigen, ist die Bohrung für den Drehschieber sowohl bei shovel als auch Evo südwestlich neben der Nockenwelle, um von dieser aufwendig per Zahnrad angetrieben zu werden!
Fazit: Die Harleykonstrukteure haben also wirklich alles getan, um die Vorteile der Trockensumpfschmierung wieder zu konterkarieren, nur um eine Trockensumpfschmierung mit einer Tauchschmierung zu kombinieren! Merke: Doppelt gemoppelt ergibt nicht immer Gürtel + Hosenträger
Dieser Beitrag wurde schon 19 mal editiert, zum letzten mal von niterider am 25.11.2016 19:21.