Foto 1: So habe jetzt auch mal die R18 in natura sehen können. Komme auch mit unter 1,80 mit ganzer Sohle auf den Boden = muss niedriger sein als meine Dyna LR. In der Realität sieht der Auspuff Rank und schlank aus mit schönem Fischschwanzende, das 19er Vorderrad bleibt hingegen optisch zu klein.
Fotos 2+3: Was schon in den Medien zu sehen war, hat sich bestätigt : selbst für mich unter 1,80 kein Cruiserkniewinkel. Warum die zum Teufel die Fussrasten samt Hebelei nicht so weit nach vorne setzen wie bei den /5-Boxern, bleibt ein Rätsel. Selbst rechts bleibt ohne Not noch eine Handbreit Platz zwischen Schienbein und Ansaugkrümmer.
Foto 4: Der Achsantrieb ist erstaunlicherweise im Durchmesser eher zierlich, dafür für BMW ungewohnt breit. Spricht für eine mäßige Übersetzung - heißt , schon im Schaltgetriebe wird auf das ganz große Drehmoment übersetzt. Außer optischen Gründen (kreisförmige Einfassung in Rahmen) spricht eigentlich nichts dafür, so große Drehmomente materialintensiv durch den ganzen Triebstrang spazieren zu führen (siehe demgegenüber die traditionell große Endübersetzung bei Harleys).
Foto 5: Rechter Downtube entfernbar für zeitsparenden Ein- und Ausbau des Triebwerks. Typisch aufwendige Kundenfreundliche BMW-Lösung
Foto 6: Die ursprüngliche Teleskopgabel-Verkleidungs-Hülsenoptik der R5 von 1936 wurde übernommen. Man sieht hier schön, dass nach Beschlagnahme aller deutschen Patente nach 1945 Harley diese Lösung samt BMW-Zylinderköpfe bei der Panhead kostensparend kopiert hat.
Foto 7: Der Tank wirkt gegenüber dem monumentalen Triebwerk geradezu chopperesk zierlich. Das Triebwerksdesign erreicht einen einzigartigen Stand an Detailliertheit. Man sehe nur die nachträgliche Strahlung des Druckgusses, um den klassischen Sandgusslook zu erreichen . Harley lackiert dazu nur Wrinkle-Lack auf den arschglatten Druckguss. Wenn sie den nicht schwarz sondern Silber machen, sieht es japanisch künstlich aus wie bei der XL Nightster, weswegen es nie bei anderen Modellen wiederholt wurde. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man den rauhen silbernen Guss der BMW hingegen für Sandguss halten, so täuschend echt sieht das aus.
Foto 8: Die traditionell zwischen Kurzhubig bis quadrathubig angelegten Boxerzylinder können von oben natürlich nicht so schlank wie die wunderschön ranken, schlanken Harley-Zylinder aussehen, wobei man sich hier im Rahmen des Kurzhubig möglichen größte Mühe bei der Ästhetik der Kühlrippenausformung gegeben hat. Beim M8 bleibt da ja bekanntlich gegenüber dem gesamten Wettbewerb viel Luft nach oben, sein überragendes Potential wurde bei weitem nicht ausgeschöpft.
Fazit: Die Zubehörspezialisten wie Wunderlich, Siebenrock behalten genug Arbeit um die Designfehler des Erstlings auszugleichen . Die gute Nachricht ist, dass die nur mit Irrsinnsaufwand zu berichtigenden Grundvoraussetzungen von Triebwerk und Rahmen ein goldrichtiger großer Wurf sind.
Übrigens: Der Sound war klasse. Da braucht es keinerlei Investitionen. Die Jekyll und Hydes dieser Welt werden wohl leer ausgehen. Die Vibrationen werden wahrscheinlich Hardcore-Oldschooler ab Evo rückwärts beglücken. Ob die Fans von zwei Ausgleichswellen damit leben können, bleibt abzuwarten.
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„I don‘t like valves that look like golf tees. Intake valves should be the size of trash can lids, and pistons should be the size of manhole covers“ (Jay Leno)
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