Dass durch die Loch zu Lochschmierung bis 72 nicht nur eine Ölunterversorgung der Kurbelwelle vor allem bei hohen Drehzahlen länger über 5000/min entsteht, wenn das Öl wegen seiner Viskosität nicht mehr genug Zeit hat, während der extrem kurzen Überdeckungszeit vom Gleitbuchsenloch rüber ins Hauptlagerzapfenloch zu fließen, liegt auf der Hand. Nein, es entsteht von der Gleitbuchse bis zurück zur Förderpumpe natürlich auch ein Rückstau, der sich über die Verzweigung in den oberen Schmierkreislauf entlastet und die Rockerboxen mit Schmieröl überfüllt. Die Ölverzweigung in beide Kreisläufe liegt noch innerhalb des Gehäuses der Ölpumpen. (Siehe weiter unten der Post mit den 3 Zeichnungen der Schmierkreisläufe). Auch im Ölpumpengehäuse ist schon seit Knucklehead ein Öldruckventil im Zulauf zum unteren Kreislauf, das erst bei 15psi, ca 2000/ min, öffnet. Darunter werden die Wälzlager der Kurbelwelle von der archaischen Tauchschmierung im Kurbelhaus bzw. dem Restöl in den Lagerschalen geschmiert. Eine offizielle Begründung für diese konstruktive Maßnahmen ist nie bekanntgeworden. Es kann von der reinen Funktion eigentlich nur den logischen Sinn haben, dass Harley wegen der Spiralverzahnung von Hauptlagerzapfen auf Ölpumpenantriebswelle von 1:4 ( Spiralverzahnungen haben naturgemäß immer hohe Übersetzungsverhältnisse) bei niedrigen Drehzahlen eine UNTERversorgung der Rockerboxen, vor allem der vorderen, befürchtet hat, wenn man nachstehend sieht, dass die vordere im Schmierkreislauf NACH der hinteren angeordnet ist:
Foto 1: Von der Verzweigung steigt das Öl nach Passage einer Stichleitung zur Versorgung der benachbarten Hydrostößel in einer aussenliegenden Steigleitung zur Nächstliegenden Ecke der hinteren Rockerbox, durch die hintere Rockerbox durch und ...
Foto 2: ... über eine kurze Verbindungsleitung in die hintere Ecke der vorderen Rockerbox. Sowohl innerhalb der hinteren wie der vorderen Rockerbox fließt es von der Fahrtrichtung rechts über die Kipphebellager zur Fahrtrichtung links ...
Foto 3: ... über die Kipphebelauflagerfläche auf dem Ventilschaft in die Schmiertasche des nächstgelegenen Ventils, um von da in einer Überlaufbohrung ...
Foto 4 ... zur Schmiertasche des anderen Ventils zu fließen. Wir haben die Bohrungen mit der Spitze eines roten Kulis markiert, damit Ihr das besser erkennen könnt. Wir erinnern uns: In Fahrtrichtung links ist kein "Shovel"=Verbindungssteg zwischen den Rockerboxen, deswegen musste diese Überlaufbohrung durch den Zylinderkopf geführt werden. (Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht).
Es liegt auf der Hand, dass die Schmiertaschen bei dieser Bohrungsanordnung immer bis zu ihrem Rand gefüllt sind, um den Ventilschaft in seiner Führung (in den Bildern dunkelgraues Loch in der Mitte jeder Schmiertasche) zu schmieren. Seit den 80ern haben sich allmählich Ölabstreifringe oben auf den Ventilführungen eingebürgert, weil die Ventilschaft- und -führungsmaterialien so gut geworden sind, dass sie fast keine Schmierung mehr benötigen. Dadurch wird durch die Unterdrücke in Ansaug- und Auspuffkanal der Zylinderköpfe nicht soviel Öl über die Passungen zwischen Ventilschaft und -Führung aus den Schmiertaschen in Brennraum und Auspuff gesaugt und verbrannt. Das hat auch die Klopfempfindlichkeit von Motoren mit höherer Laufleistung erheblich reduziert (warum, habe ich in meinen Posts zum Thread "Langhuber" unter der Rubrik FAQ beschrieben).
Foto 5: Von der zweiten Schmiertasche fließt das Öl über eine Bohrung zurück in den Motor (siehe nächster Post, weil hier nur 5 Bilder gehen).
Im Prinzip sind die Schmierkreisläufe der Ironhead-Sporty analog angeordnet. In den Gazetten wird auch immer wieder davon schwadroniert, dass die Bohrungen des Ölkreislaufes der Prä-Evos zu groß für die Einführung des gegenüber SAE50 dünnflüssigeren SAE20W50 - Öls seien. Wir halten es grundsätzlich für sehr gefährlich, eine Schmierbohrung zu verkleinern (= eine Drossel einzubauen), um hier vor dem oberen Schmierkreislauf auch einen Rückstau einzubauen. Warum ausgerechnet durch dünnflüssigeres Öl der Rückstau größer werden soll, bleibt das Geheimnis des " Motorenfachmanns ", der "Satz von Bernoulli mit Verlusten" sagt jedenfalls das Gegenteil. Wenn die Pumpe dann gegen einen noch stärkeren Rückstau infolge der Drossel Arbeitet, wird das Öl noch heißer. Die Pumpe ist auch nicht darauf ausgelegt. Die Drossel wirkt ausserdem auch noch bei niedrigen Drehzahlen oder bei kälterem Öl (bei kälteren Außentemperaturen) und führt zur gefährlichen Unterversorgung der Rockerboxen! Das ist gefährliches herumdoktern an den Symptomen. Als Ursache sehen wir auch nicht "zu große Bohrungen", sondern denken eher an Ölpumpentoleranzen, die ja den erzeugbaren Druck bestimmen, und die gegenüber auch amerikanischen Ölpumpen für Autos doch recht groß sind: Im Post weiter vorne zur Trockensumpfschmierung haben wir ja beschrieben, dass, je größer die Toleranzen zwischen Zahnspitze und Gehäusewand und/oder Zahnradseite und Gehäusedeckel sind, desto mehr Öl von der Hochdruckseite zur Unterdruckseite zurückspritzt und im Gegenzug umso weniger Öldruck aufgebaut wird. Harley hatte also das 20W50 anscheinend freigegeben, ohne die Toleranzen seiner Ölpumpen entsprechend dem nun dünnflüssigeren Öl zu reduzieren. Vermutlich hat das der jeweilige Reporter nicht richtig verstanden oder der " Motorenfachmann" hat keine Ahnung von Strömungslehre (das musste jetzt einfach mal so arrogant raus, weil sich unserer Meinung nach in dieser Umbauszene immer noch viele selbsternannte Fachleute mit Weisheiten vom Hörensagen tummeln und damit die unselige Tradition der Pfuscher der 80er zu Lasten der gutgläubigen Kunden, die nicht alle "reich" sind, fortsetzen. Dem Kunden werden dann"Umrüstungen" verkauft und dadurch anfallende Probleme dann nonchalant auf die ja so anfällige Harleytechnik geschoben. Auch ein Shovel funktioniert absolut zuverlässig, wenn er technisch korrekt nach Werksvorschrift aufgebaut und betrieben wird. Die sinnvollen Verbesserungen dienen lediglich dazu, den Betriebsaufwand zu reduzieren.).
Deshalb unser Rat: Füllt ausschließlich SAE50 in Eure Shovels, Pans, Knuckles, Flatties!
Das kriegt Ihr zudem Spottbillig in großen Gebinden in Landwirtschaftlichen Genossenschaften. Merke: was für Treckermotoren gut ist, ist auch für Harleymotoren gut
Dieser Beitrag wurde schon 39 mal editiert, zum letzten mal von niterider am 16.01.2016 15:26.